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Mörderisches Musical

Mörderisches Musical

Titel: Mörderisches Musical
Autoren: Annette Meyers
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einem
korallenroten Schal. Arthur hatte sich weggeschlichen. Wo war er? Twoey und
Sunny unterhielten sich mit Smith und Janet Barnes, Twoeys Mutter. Alton war am
Morgen nach Kalifornien geflogen, sonst wäre er ziemlich sicher dabeigewesen.
Die Menge schwoll an, und Wetzon fand sich plötzlich in den Seitenkulissen,
gegen das Inspizientenpult gedrängt. Sie bekam Phil kurz zu sehen — die
Baseballmütze verkehrt herum auf dem Kopf, das Gesicht glühend — und winkte
ihm. Dann machte sie einen Schritt rückwärts und stieß gegen etwas, das unter
dem Pult lehnte. Der Gegenstand war in eine Fechttasche aus blauem Segeltuch
eingewickelt. Sie fiel um. Sie bückte sich, um sie aufzuheben. Dabei fühlte sie
durch das Segeltuch, daß es kein Florett war; es war ein Baseballschläger.
    Sie richtete sich auf und strich ihr Kleid
glatt. Stimmt, Phil war im Broadway-Show-Team. Sie erinnerte sich an das
Gespräch im Polish Tea Room an dem Tag, als Hotshot die Stadt
verlassen hatte. Es war nichts daran auszusetzen, daß er in der
Baseballmannschaft war. Andererseits war der Schläger ein zylinderförmiger
Gegenstand. Und Phil war, wie Smith ausgeführt hatte, ein junger Mann, ohne
starken väterlichen Einfluß und, vielleicht, mit einer gewissen Verwirrung
hinsichtlich der geschlechtlichen Orientierung.
    Bernstein mußte irgendwo in der Nähe sein. Sie
könnte ihn darauf aufmerksam machen.
    Jemand sagte: »Gibt es ein Problem, Mädchen?«
    Wetzon fuhr zusammen. »Du meine Güte, Fran, hast
du mich erschreckt. Ich habe überlegt, wo... Carlos steckt. Ich habe noch nicht
zu ihm durchkommen können.«
    »Dann komm mit.« Fran packte sie mit festem
Griff am Ellenbogen. Sein Stock, einer aus Metall, hing locker an seinem Arm.
    »Was ist aus deinem wunderschönen alten Stock
geworden?«
    »Der Wurm war drin, und er begann zu zerfallen,
deshalb habe ich ihn weggelegt.« Seine blauen Augen waren kalt. »Ich habe dir
geraten, die Finger davon zu lassen, Mädchen. Du hättest auf mich hören
sollen.«
    Auf der anderen Seite der überfüllten Bühne
entdeckte sie Arthur und winkte verzweifelt. Aber er sah sie nicht. Der Lärm
der Stimmen war ohrenbetäubend. Sie versuchte, ihren Ellenbogen aus Frans Griff
zu reißen. Er hatte viel Kraft für einen alten Mann, der angeblich an Krebs
erkrankt war. »Laß mich bitte los, Fran.« Doch er trieb sie unerbittlich von
Carlos weg.

  Wetzon
stockte kurz und trat Fran mit aller Kraft auf den Spann. Er schnappte vor
Schmerz nach Luft, ließ sie los. Ohne einen Blick zurück stürzte sie durch die
Menge auf Carlos zu.
    »Häschen, mein Herzblatt!« Carlos hatte sie
entdeckt, wie sie sich durch die lärmende Menge kämpfte.
    »Carlos! Es war wunderbar!« Sie warf die Arme um
seinen Hals, die ganze Zeit strahlend, und flüsterte in sein Ohr: »Ich glaube,
ich habe die Mordwaffe gefunden. Phils Schläger.« Wenn sie die Mordwaffe klauen
könnte, würden die Gerichtsmediziner bestimmt nachprüfen können, ob Blut daran
war...
    »Was? Ich kann dich nicht hören, Schatz. Erzähl
es mir bei Sardi’s. Paul, Joanne, danke fürs Kommen...«
    Tja, dachte Wetzon, verdrängt von dem
hinreißenden Paul Newman. Joanne Woodward, die kaum Make-up trug, sah immer
noch wenigstens zehn Jahre jünger aus, als sie sein mußte.
    Nachdem Paul und Joanne weitergegangen waren, um
Mort zu gratulieren, versuchte Wetzon noch einmal, es Carlos mitzuteilen.
    »Carlos, Phils Schläger. Kannst du ihn heute
abend aus dem Theater bringen oder irgendwo verstecken, bis ich Bernstein
finden kann?« Wo war er überhaupt? Sie würde es selbst tun, nur konnte sie
jetzt nicht vor aller Augen, und es würde verdächtig aussehen, wenn sie im
Theater bliebe, nachdem alle gegangen wären. Es sei denn, sie könnte sich
irgendwo verstecken.
    Carlos musterte sie, als hätte sie den Verstand
verloren. »Es ist Baseballsaison, Häschen.«
    »Ich meine es ernst, Carlos. Es könnte die
Mordwaffe sein.«
    Er zwinkerte ihr zu. »Vielleicht gebe ich dir
dieses eine Mal recht.« Verdammt. Er nahm sie nicht einmal ernst.
    »Wetzon!« Twoey packte sie von hinten und hob
sie kurz in die Höhe. Er war begeistert.
    »Schätze, du amüsierst dich gut.« Sie feixte ihn
an.
    »Bestens. Und ich muß mich bei dir bedanken. Ich
stehe in deiner Schuld. Komm mit zu Sardi’s .«
    Sie blickte Carlos scharf an. »Nicht meckern«,
sagte er und machte einen Kußmund.
    Sardi’s, das genau in der Mitte des Theaterdistrikts an der 44. Street
zwischen Broadway und Eighth
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