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Mörderischer Auftritt

Mörderischer Auftritt

Titel: Mörderischer Auftritt
Autoren: Anne George
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Dusche gestiegen war und eine saubere Cordhose sowie einen Rollkragenpullover angezogen hatte, war ich fast fröhlich. Ich ging in das Zimmer, in dem früher unsere Söhne geschlafen hatten – und das sich mittlerweile in ein Näh-, Bügel-und Computerzimmer verwandelt hatte –, und checkte meine E-Mails. Keine neuen Nachrichten. Haley hatte vor ein paar Tagen ihren Fruchtwassertest gehabt, und ich hoffte auf Neuigkeiten. Aber in ein paar Wochen würde Schluss sein mit dieser E-Mailerei. Sie und Philip kamen zurück nach Hause. Zurück aus Warschau, wo sie seit August letzten Jahres lebten. Zwar hatten Fred, Mary Alice und ich sie an Weihnachten besucht, und die E-Mail-Drähte hatten geglüht, aber es würde viel schöner sein, sie wieder zu Hause zu haben und zu sehen, wir ihr Bauch dicker und dicker wurde mit dem Baby, das sie sich so lange gewünscht hatte. Haleys erster Mann, Tom Buchanan, war just zu der Zeit von einem betrunkenen Autofahrer getötet worden, als sie darüber nachgedacht hatten, eine Familie zu gründen. Diesen Schlag würde sie nie vollkommen überwinden, aber dann hatte sie Dr. Philip Nachman auf der Hochzeit ihrer Cousine Debbie kennengelernt und sich endlich wieder verliebt.Philip war fast zwanzig Jahre älter als Haley und hatte zwei erwachsene Kinder. Er war nicht furchtbar scharf darauf, eine weitere Familie zu gründen, und ihre Beziehung lief über Monate mit Unterbrechungen. Aber Haley hatte gewonnen. Sie sind verheiratet, sie ist schwanger, und Philip ist außer sich vor Freude darüber. Er ist ein Hals-Nasen-Ohren-Spezialist, und am Tag nach ihrer Hochzeit waren sie nach Warschau abgereist, wo er ein Seminar an der medizinischen Fakultät geleitet hatte.
    Ich kaute an einem Fingernagel. Die Fruchtwasserergebnisse sollten jetzt eigentlich da sein. Und Haley hatte versprochen, mich zu informieren, sobald sie etwas hören würde. Bestimmt war alles in Ordnung. Bestimmt. Ich holte tief Luft, ging in die Küche und machte mir ein weiteres Erdnussbutter-Bananen-Sandwich.
    Der schrecklichste Monat in Alabama ist nicht der April. Es ist der März. Als Schwesterherz gekommen war, hatte die Sonne geschienen. Jetzt war von Westen her eine schwarze Wolkenbank herangerollt, und es sah aus, als würde es bald regnen. Woofer trottete aus seiner Behausung, schüttelte sich gemächlich, ging hinüber zu der Ulme und hob das Bein. Am Stamm der Ulme hatte sich über die Jahre deshalb ein weißer Streifen gebildet.
    Ich öffnete die Tür und rief ihn herein. Er blickte abwechselnd zu mir und dem Iglu und versuchte sich zu entscheiden. Dieses Iglu ist mächtig gemütlich an einem windigen Märztag.
    »Es gibt auch ein Leckerli«, versprach ich. Ich nahm die Schachtel mit den Hundekeksen vom Küchentresen und schüttelte sie.
    Er machte Platz und gähnte.
    Ich schüttelte die Schachtel erneut. »Ich werde Muffin nicht erlauben, dich zu ärgern.«
    Er wusste, dass ich log, aber er kam trotzdem herein. Muffin ist Haleys Katze, die ich für sie betreute. Muffin liebt Woofer und reibt gern schnurrend ihren Kopf an seinem. Woofer liebt es, sich in den warmen Luftstrom der Heizung zu legen, und Muffin rollt sich dann dicht an ihn geschmiegt zusammen. Ich habe mehrere niedliche Fotos von ihnen gemacht, um sie Haley zu schicken. Auf allen blickt Muffin glückselig und Woofer angeekelt drein.
    »Siehst du?«, sagte ich und gab ihm ein paar Hundeleckereien. »Sie ist gar nicht hier. Sie liegt in meinem Bett, wo sie eigentlich nicht hingehört.«
    Woofer aß einen von den kleinen Kuchen und nahm den anderen mit hinüber ins Wohnzimmer. Ich setzte mich an den Tisch, um mein Sandwich zu essen und eine Einkaufsliste zu schreiben. Eigentlich hatte ich Tomatensuppe und Thunfischsandwiches geplant, aber der Frühling hatte sich in den letzten Stunden in Winter verwandelt. Rindereintopf? Hühnerpastete?
    Das Telefon ließ mich hochfahren. Der dumpfe Schmerz in meinem Kopf pochte.
    »Tante Pat? Violett und Sonnenblumengelb?«
    »Das sagt sie jedenfalls.«
    »Ich kann nicht glauben, dass Mama wirklich heiratet.«
    »Sie hat es schon dreimal zuvor getan.«
    »Aber Mary Alice Tate Sullivan Nachman Crane Stuckey?«
    »Vielleicht ist es diesmal das letzte Mal. Ihr geht der Platz auf dem Elmwood Friedhof aus.«
    Debbie, die Tochter meiner Schwester, und ich kicherten beide. Schwesterherz hatte alle ihre Ehemänner nebeneinander in Elmwood begraben. Sie hatten sie jeder ein Mal geschwängert und waren einen gepflegten Tod
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