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Mörderische Harzreise (German Edition)

Mörderische Harzreise (German Edition)

Titel: Mörderische Harzreise (German Edition)
Autoren: Helmut Exner
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im Hals und die Brust tat ihm weh. Er hatte regelrecht Schmerzen. So wollte er nicht sterben. Nicht jetzt und nicht hier vor diesem alten Mann, der ihm die Abgründe seines Lebens offenbarte.
     
    Michael raste von der Autobahn Richtung Braunlage, überholte selbst dort, wo er gar keinen Überblick hatte. Ursprünglich wollte er nach Duderstadt fahren, in der Hoffnung, seinen Vater zu Hause anzutreffen. Aber dann wurde ihm klar, wo sich sein alter Herr befand. Er betete inständig, dass er „es“ nicht wieder tun würde. Es war ihm unerträglich, daran zu denken, dass sein Vater ein Mörder war. Nur nicht zu spät kommen. Er hätte seinen Vater nach dem, was er ihm erzählt hatte, nicht allein lassen dürfen. Scheiß auf Beruf und Karriere. Sein Vater ging vor. In Gedanken sagte er immer wieder zu sich selbst: Bitte, bitte, tu es nicht.
    Dann teilte ihm sein Navigationsgerät mit, dass er am Ziel war. Er stieg aus und sah aus dem Haus zwei Männer herausrasen. Sie liefen an ihm vorbei, ohne ihn zu beachten, als sei der Teufel hinter ihnen her. In der Haustür stand sein Vater. Ein langes Messer in der Hand. Michael war einer Ohnmacht so nahe wie nie zuvor in seinem Leben. Zu spät, dachte er. Jetzt ist alles aus.

Braunlage: Der Hirschbraten

     
    Zwei Stunden später saßen alle im Esszimmer: Ferdinand, Stefan, Michael, Beate, Hans-Ulrich und Alfonso. Und zu allem Überfluss war auch noch Lilly aufgetaucht, ihren Großneffen Amadeus im Schlepptau. Dieser hatte einen Druckverband an der Stirn. Danach befragt, was passiert sei, hatte er erzählt, dass er einen Zusammenstoß mit einer Bratpfanne gehabt habe. Seine Frau sei aber völlig unschuldig daran. Näher wollte er nicht darauf eingehen und Lilly sagte: »Ich hoffe nur, dass dein noch ungeborenes Kind die ersten Lebensjahre bei dir übersteht.«
    Frau Kuhfuß war in der Küche beschäftigt. Ferdinand erzählte nun, was passiert war: »Ich habe mich mit Stefan ausgesöhnt. Er hat mir vergeben. Nun bin ich tatsächlich Vater. Und Großvater. Nachdem Stefan mir sein Herz ausgeschüttet hat, haben wir uns versprochen, endlich füreinander da zu sein. Leider wurde unser Gespräch dann unterbrochen. Es klingelte an der Tür. Während ich öffnete, ging Stefan zur Toilette. Als ich sah, wer da stand, wollte ich die Tür gleich wieder zuschlagen. Aber diese Mistkerle drangen einfach ein.«
    »Nun mach es doch nicht so spannend«, sagte Lilly.
    »Es waren zwei Typen von dieser komischen Sekte. Es hat wohl nicht gereicht, dass du dem einen neulich eine kalte Dusche verpasst hast.«
    »Das ist ja unglaublich!«
    »Ja. Die waren so penetrant, dass sie mich ins Wohnzimmer drängten und auf mich einredeten. Sie haben mich beleidigt und gedemütigt. Bis plötzlich Stefan hinter ihnen stand. Er schubste den einen Typen aufs Sofa, dass er gar nicht wusste, wie ihm geschah. Dann holte er aus seinem Beutel, der auf dem Tisch lag, ein langes Messer heraus und hielt es ihm an den Hals. Er hat dann gesagt, dass er ihnen den Hals abschneidet, wenn sie nicht augenblicklich verschwinden würden. Und dann hat er dem Kerl mit dem Messer den Schlips abgeschnitten und ihm in den Mund gesteckt. Der Mann war vor Angst völlig starr. Und der andere wusste nicht, was er machen sollte. Als Stefan von dem Mann abließ, rannten die beiden wie von der Tarantel gestochen raus. Die kommen bestimmt nicht noch einmal.«
    »Hast du immer solche Messer bei dir?«, wollte Lilly von Stefan wissen.
    »Nein, nur heute hatte ich sie zufällig im Auto. Aber da wollte ich sie nicht liegen lassen. Die kosten schließlich ein kleines Vermögen. Naja, als Schlachter hat man schon mal sein Werkzeug bei sich.«
    Michael sah seinen Vater zunächst sehr ängstlich und verhalten an. Er wusste nicht mehr, was er glauben sollte, war aber zutiefst erleichtert, dass er sich offenbar umsonst gesorgt hatte. Denn je länger er seinen Vater beobachtete, desto sicherer wurde er, dass nun alles in Ordnung war und es seinem alten Herrn gut ging. Und diese muntere Gesellschaft aus Familie und Freunden gefiel ihm außerordentlich gut.
    Am frühen Abend servierte Frau Kuhfuß das Essen. Sie hatte sich tatsächlich überwunden und einen Hirschbraten gezaubert, obwohl das Fleisch aus der Tiefkühlung stammte. Das hätte Elvira gefallen, dachte Beate und teilte dies Ferdinands Haushälterin auch mit. Frau Kuhfuß bedankte sich für das Kompliment und sparte sich jeden weiteren Kommentar. Sie spürte, dass Beate es ernst gemeint hatte,
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