Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Modesty Blaise 11: Die Lady spannt den Bogen

Modesty Blaise 11: Die Lady spannt den Bogen

Titel: Modesty Blaise 11: Die Lady spannt den Bogen
Autoren: Peter O'Donnell
Vom Netzwerk:
Gedanken darauf vor, die Pistole zu ziehen, – wobei sie der Tatsache keine Beachtung schenkte, daß sie unter gar keinen Umständen beide Männer überrumpeln konnte, sondern einer von ihnen sie vorher töten würde. Weder ihre Körperhaltung noch ihr Gesichtsausdruck verrieten ihre Absicht auch nur im geringsten.
    »Ich wähle den schnellen Tod, vielen Dank«, erwiderte sie. »Aber wie wir das Bohrschiff versenkt haben, ist ein wenig umständlich zu erklären, deswegen …«
    Sie hörte ein Geräusch, ein leises Klatschen, und plötzlich steckte ein schmaler, schwarzer Gegenstand von knapp zehn Zentimeter Länge in St. Maurs Hals, dicht unter dem Kiefer und ein Stück nach hinten versetzt, in einem steilen Winkel, und sie wußte, daß es der Griff von Willie Garvins Messer war. Er hatte es vom Kanu aus geworfen, das sie nicht sehen konnte, und sein Wurf war absolut tödlich gewesen, denn die Schneide hatte sich direkt in die Halsschlagader gebohrt. Sie warf sich nach links auf das Deck, als die Maschinenpistole sich senkte und ein kurzer Feuerstoß in die Holzplanken zu St. Maurs Füßen fuhr, weil sein Finger sich im Tod reflexartig um den Abzug krümmte. Oberon sah für weniger als eine halbe Sekunde von ihr weg, und in diesem Moment zog sie und schoß, noch bevor ihre linke Schulter auf dem Deck auftraf, wobei die Kugel aus seinem Revolver nur wenige Zentimeter über ihr hinwegpfiff, und kurz darauf feuerte sie noch ein zweites Mal. Ihr erster Schuß traf ihn irgendwo in der Brust, der zweite am Kopf. Beide Männer hatten dicht an der Reling gestanden. Während St. Maur immer noch langsam nach vorn in sich zusammensank, warf die Wucht der beiden Fünfundvierziger-Kaliber-Kugeln Oberon nach hinten. Seine Beine verfingen sich in der niedrigen Reling, und er fiel rückwärts ins Wasser.
    Unter dem Dollbord im Kanu krächzte eine Stimme: »Prinzessin … ?«
    Sie kam auf die Beine und machte einen Schritt über St. Maurs Leiche hinweg. Das Kanu war nun ein wenig weiter beim Bug als vorher und trieb etwa einen Meter neben der Segeljacht. Willie Garvin lag auf dem Rücken und hielt ein zweites Messer wurfbereit in der Hand. Er atmete erleichtert aus, als er sie sah, und ließ das Messer sinken. »Himmel auch«, brachte er heiser hervor, »das war ganz schön knapp.«
    »Ja, ziemlich.« Sie steckte die Pistole weg, griff nach dem Enterhaken und zog das Kanu längsseits heran.
    Ihre Hände waren jetzt nicht mehr so vollkommen ruhig. »Nicht schlecht, dieser Wurf, Willie.«
    »Tut mir leid, daß es so lange gedauert hat.« Er stemmte sich langsam hoch und kam auf die Knie.
    »Hab mindestens eine halbe Stunde gebraucht, bis ich mich umgedreht und das Messer gezogen hatte, und dann mußte ich noch das Kanu ein Stück abstoßen, um den Kopf von diesem Mistkerl erwischen zu können.«
    Sie bückte sich, um ihm beim Hinaufkriechen zu helfen.
    »Ich glaube, es war ein bißchen weniger als eine halbe Stunde.«
    »Ehrlich?«
    Sie grinste und stützte ihn, bis er sich auf einen Kasten an Deck niedersinken lassen konnte. »Ich werde dir gleich die Schulter verarzten, aber kannst du dich noch zehn Minuten gedulden?«
    »Kein Problem.« Im Licht der Deckslaternen sah sein Gesicht sehr bleich aus. »Willst du den Motor anwerfen und uns von hier wegbringen, ja?«
    »Stimmt. Ich glaube zwar nicht, daß uns sonst noch jemand in die Quere kommen wird, aber wir gehen besser auf Nummer Sicher. Außerdem müssen wir ja ohnehin von diesen Felsen hier weg, um eine Funkverbindung zu bekommen.« Sie warf einen Blick auf die Leiche von St. Maur. »Den lassen wir am besten so liegen, und Tarrant soll sich um ihn kümmern. Sobald wir in Fahrt sind, verbinde ich dir die Schulter und bringe dich ins Bett.« Sie schätzte nach ihrer inneren Uhr die Zeit ab. »Bis dahin dürfte es dann auch gerade soweit sein, daß sich Weng zu Hause ans Funkgerät setzt.«
    Als sie den Anker gelichtet und die Maschine in Gang gesetzt hatte, sagte Willie: »Weng kann dann Fraser anrufen, und Fraser steht bestimmt über Kurzwelle mit Tarrant in Verbindung, entweder auf Madeira oder Porto Santo. Vielleicht kann er auch sogar über Funk-Telefon-Funk zusammenschalten, und dann kannst du direkt mit Tarrant reden.«
    Sie stand nun am Ruder und steuerte den Motorsegler langsam aus der Bucht hinaus. »Daran hatte ich noch gar nicht gedacht«, gestand sie augenzwinkernd. »Aber wäre es nicht noch viel einfacher, wenn Fraser Tarrant unsere Funkfrequenz gibt? Immerhin
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher