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Modesty Blaise 11: Die Lady spannt den Bogen

Modesty Blaise 11: Die Lady spannt den Bogen

Titel: Modesty Blaise 11: Die Lady spannt den Bogen
Autoren: Peter O'Donnell
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einigermaßen in der Gewalt zu haben. Es wäre gar nicht gut für ihn, jetzt in tiefe Bewußtlosigkeit zu fallen.
    »Wie hast du es denn gemacht?«
    »Hab mir von dem toten Froschmann die Sauerstoffflasche und die Atemmaske ausgeliehen … und eine Unterwasserlampe dazu. Die hab ich dann auch brauchen können. Mit der RDX-Ladung als Zusatzgewicht bin ich ziemlich schnell runtergekommen. Das Steigrohr hab ich gleich gefunden. Dann hab ich ein paar Minuten gebraucht, um das Zeug unter die Blechverkleidung der Bohrlochsicherung zu klemmen. Zum Festbinden hab ich mein Hemd genommen. Richtig hineinstopfen brauchte ich’s gar nicht – dieses Rohr stand unter einem derartigen Druck, so zwischen fünfhundert und tausend Atmosphären, daß ich ihm nur einen winzigen Knacks versetzen mußte, und alles andere hat sich ganz von selbst erledigt. Drei scharf gemachte Zeitzünder hatte ich mit, und ich hab zur Sicherheit alle zusammen angeschlossen. Hab sie auf zwei Minuten eingestellt, hinter das Blech geschoben, und dann bin ich losgezischt, als wäre ein Haifisch hinter mir her … allerdings in einem leichten Winkel, um nicht allzu schnell aufzutauchen.«
    »Ich hatte mir ein bißchen Sorgen wegen der Druckwelle gemacht«, bemerkte sie, als er schwieg.
    »Stimmt. Bei RDX hat man es mit einer Brisanz zu tun, die fast dreimal so hoch ist wie bei Tetryl. Die Druckwelle bei der Explosion ist auch ziemlich schlimm gewesen. An die letzten Meter vor dem Auftauchen kann ich mich nicht mehr erinnern. Muß wohl die Maske und das Sauerstoffgerät weggeworfen haben. Dann bin ich wie ein Wilder gepaddelt, um nicht gleich wieder unterzugehen. Das Wasser hat überhaupt keinen Auftrieb gehabt. Bin ein bißchen besorgt gewesen, daß das Gas sich entzünden oder mich einschläfern könnte, aber wahrscheinlich verfliegt es dafür viel zu schnell. Dann war alles ruhig, bis das Schiff plötzlich zu krängen anfing … und irgendwas auf mich draufgefallen ist. Ist bei dir alles in Ordnung, Prinzessin?«
    So wie er es erzählt hatte, klang es ganz einfach, aber sie wußte genau, daß diese Arbeit unter Wasser, in der totalen Finsternis und der lähmenden Kälte der Meerestiefe, sogar die Willenskraft und die Konstitution eines Willie Garvin bis aufs Äußerste beansprucht haben mußte. »Ich hab nichts weiter abbekommen als einen Kratzer an der Hand«, erwiderte sie auf seine Frage. »Es gibt eben keine Gerechtigkeit.« Sie blickte sich um.
    Abgesehen von den wenigen Lichtern vorne zu ihrer Rechten, an denen sie den Stützpunkt der Insel erkannte, war nirgendwo ein Lebenszeichen zu bemerken. Die kleine, in sich abgeschlossene Welt des Drioga-Bohrvorhabens hätte ebensogut niemals existiert haben können.
    Willie zog sich die Bluse über das Gesicht. »Ich werde mich jetzt mal ein bißchen ausruhen.«
    »Na gut. Aber schlaf nicht zu fest, Willie. Noch eine halbe Stunde, und wir haben die
Sandpiper
erreicht.«
    »Ich paß schon auf, Prinzessin.«
    Modesty paddelte gleichmäßig weiter und war froh darüber, den Wind im Rücken zu haben, so daß ihr die Dünung der See einen Vorteil verschaffte, denn das Zwei-Mann-Kanu war mit einem einzigen Paddel nicht gerade leicht zu lenken. Ihr Blick wanderte ständig vom Südende der dunklen Landmasse auf die Meeresfläche direkt vor dem Boot, dann wieder auf die reglose Gestalt Willie Garvins, der die Knie dicht an den Körper gezogen hatte und zu ihren Füßen zusammengerollt zwischen den Ruderbänken lag. Unter ihrer schwarzen Bluse, mit der er sich zugedeckt hatte, war er kaum zu sehen.
    Fünfzehn Minuten später hatte sie die Spitze der Insel umrundet, und nach einer weiteren Viertelstunde erreichte sie die schmale Bucht, in der die
Sandpiper
versteckt war. Willie atmete nun ruhig und gleichmäßig, und er zitterte auch nicht mehr im Schlaf. Hier, dicht am Fuß der Steilküste, herrschte fast totale Finsternis, und die
Sandpiper
war nur am schwachen Schimmern des eingerollten Segelwerks zu erkennen.
    Sie bremste das Kanu ab, um es längsseits sanft herantreiben zu lassen. Nur noch eine Bootslänge trennte sie von der Jacht, als sie plötzlich von einem starken Scheinwerfer geblendet wurde und eine durchdringende Stimme sehr ruhig verlangte: »Heben Sie das Paddel über den Kopf, Miss Blaise. Mit beiden Händen. Und bitte versuchen Sie nicht, sich der Pistole zu bedienen, die Sie bei sich führen. Ich ziele mit einer Maschinenpistole auf Sie, und Hugh Oberon mit einer Fünfundvierziger-Automatic.«
    »Los,
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