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Modesty Blaise 06: Die Lady macht Geschichten

Modesty Blaise 06: Die Lady macht Geschichten

Titel: Modesty Blaise 06: Die Lady macht Geschichten
Autoren: Peter O'Donnell
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immer sauber gearbeitet. Daß sie Killer beschäftigen, ist mir neu.»
    Waldo zuckte mit den Achseln. «Auch das hat sich geändert, Mam’selle. Ich glaubte es auch nicht, bis jetzt.»
    «Was geschah?»
    «Die Kellgren-Laboratorien in Schweden haben einen neuen Farbfilm entwickelt. Salamander Vier war hinter dem Verfahren her. Und ich auch, für einen Kunden in Westdeutschland. Nun … ich gewann, und Salamander Vier verlor. Das hätte das Ende sein müssen. Aber sie legen weniger Wert auf Stil als Sie, Mam’selle. Sie wollen meine Leiche, und seit zwei Wochen bin ich auf der Flucht vor ihnen.»
    Er drückte seine Zigarette in einem Aschenbecher aus, den sie ihm hinhielt, und lächelte resigniert. «Europa ist zu klein geworden. Etwa sieben Kilometer von hier erwischten sie mich. Sie rammten mein Auto. Ich landete in einem Graben, konnte aber herauskommen und lief in den Wald. Sie folgten mir und gaben ein paar Schüsse ab. Ich wurde am Arm getroffen, aber schließlich konnte ich sie abschütteln.» Er schnitt eine Grimasse. «Dabei habe ich mich selbst verirrt. Ich weiß nicht mehr genau, wie ich in dieses Haus kam.»
    Modesty stand auf und ging mit verschränkten Armen in dem kleinen Zimmer hin und her. Nach einer Weile fragte sie: «Was für Pläne hatten Sie, Waldo?»
    «Australien.» Sein Blick war traurig. «Ich kann es mir leisten, mich zurückzuziehen, und die Arbeit macht mir keine Freude mehr. In Australien wird mich Salamander Vier nicht mehr belästigen. Er wird ihnen genügen, mich vom Schauplatz vertrieben zu haben.»
    «Welche Route?»
    «Flugzeug. In den kommenden drei Nächten wird in Ivalo jede Nacht ein Privatflugzeug auf mich warten, um mich über die Grenze und nach Leningrad zu fliegen.»
    «Ist Ihr Weg nach Rußland gesichert?»
    «Ja, der Luftweg. Ich habe dort Kontaktleute aus der Industrie. Sie sind ganz anders als die Politiker. Ohne Rücksicht auf die Kosten wurde alles für mich geregelt.
    Nur die Reise von hier nach Ivalo ist für mich gefährlich.» Er zögerte, dann fuhr er entschuldigend fort:
    «Wäre es möglich, einen Wagen zu mieten oder zu leihen, Mam’selle?»
    Hemmer brummte etwas vor sich hin, und Modesty sagte: «Mit Ihrem Arm können Sie nicht chauffieren. Ich bringe Sie selbst nach Ivalo.» Sie sah Hemmer an.
    «Wenn es dir recht ist, Alex, morgen früh. Sonst fahren wir noch heute abend.»
    Hemmer stand auf. «Du mußt tun, was du für richtig hältst», sagte er und verließ das Zimmer.
    Nach einer Weile sagte Waldo: «Ich bereite Ihnen Ungelegenheiten. Es tut mir sehr leid.»
    «Nicht der Rede wert. Künstler sind schwierige Menschen. Sie erfinden sich eine freundliche Welt, um darin zu leben, und deshalb finden sie sich in der wirklichen Welt nicht gut zurecht.» Sie lächelte ihn an.
    «Auf dem Herd steht eine heiße Suppe. Sie werden jetzt essen, Waldo, und dann schlafen, bis ich Sie morgen früh wecke.»
    Er seufzte. «Ich wollte, ich fände die rechten Worte, um Ihnen zu danken. Bis zu einem gewissen Grad gleiche ich Ihrem Freund. In allen diesen Jahren habe ich physische Auseinandersetzungen vermieden. Jetzt, wo ich damit konfrontiert werde, fühle ich mich hilflos. Ich bin niemals in diesen Wassern geschwommen.» Er dachte einen Augenblick nach. «Ich glaube, es ist möglich, daß Salamander Vier dieses Haus beobachtet.»
    «Ja, vermutlich. Ich werde Sie zeitig wecken, so daß ich Sie vor Tagesanbruch im Fond meines Wagens verstecken kann. Eine Stunde später kann ein Beobachter sehen, daß ich aus dem Haus komme und allein wegfahre.»
    Er nickte und sah sich um. «Das ist das einzige Bett. Wo werdet ihr schlafen?»
    «Alex kann im anderen Zimmer schlafen – auf dem Teppich vor dem Feuer.»
    «Und Sie?»
    Sie berührte die Waffe an ihrem Gürtel. «Ich werde wachen, Waldo. Bloß für den Fall, daß unsere Salamander-Vier-Freunde nochmals zurückkommen. Sie können beruhigt schlafen. Ich bin in diesen Wassern zu Hause.»
    Eine Stunde vor Anbruch der Dämmerung begann dicker Rauch aus dem Rauchfang aufzusteigen und das ganze Haus in seine Wolken einzuhüllen. Im Schutz der Dunkelheit und des Qualms brachte Modesty Waldo zu dem Volvo. Sie bettete ihn, von drei Wärmflaschen umgeben, auf die Hintersitze und deckte ihn mit einem schweren Teppich zu. Er trug einen Pullover und eine warme Jacke, die Hemmer ihm geliehen hatte. Seine übrigen Kleidungsstücke waren über Nacht getrocknet.
    Er hatte gut gegessen und geschlafen, und den Arm trug er bequem in einer
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