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Mitternachtspicknick

Mitternachtspicknick

Titel: Mitternachtspicknick
Autoren: Charlotte Link
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liebt keine Extrawürste. Aber mach, was du willst!«
    Angie und Diane beschlossen, zusammen mit Tina noch zu den Pferdekoppeln zu gehen. Kathrin stand vor dem Spiegel und toupierte sich die Haare über der Stirn. Dann trug sie roten Lippenstift auf.
    »Ich habe keine Lust, hier zu versauern», sagte sie und zwängte sich in eine enge Hose. »Ich gehe ins nächste Dorf. Vielleicht kann ich mich da ein bisschen amüsieren.«
    »Du musst Frau Andresen um Erlaubnis fragen«, erwiderte Tina, »und ich denke nicht, dass sie es erlauben wird. Abgesehen davon läufst du dich tot, bis du das nächste Dorf erreichst.«
    Frau Andresen war in der Tat sehr überrascht, als ihr die aufgetakelte Kathrin in ihren engen Hosen auf hohen Absätzen im Gang entgegenstöckelte.
    »Aber, Kathrin, was hast du denn vor?«, fragte sie.
    »Ich gehe tanzen«, erwiderte das junge Mädchen forsch.
    Frau Andresen musste lachen. »Tanzen? Mit Kühen und Schafen vielleicht? Etwas anderes wirst du hier kaum finden.«
    »Es muss doch im Dorf etwas geben!«
    »Das Dorf ist drei Kilometer entfernt. Und in diesen Schuhen erreichst du es sowieso nicht. Nein, bleib lieber hier. Euer Flur hat morgen Frühschicht, das heißt, ihr müsst um halb sechs im Stall sein. An deiner Stelle würde ich nicht zu spät ins Bett gehen.«
    »Was heißt das, um halb sechs im Stall sein?«, fragte Kathrin mit weit aufgerissenen Augen.
    »Na, Stalldienst eben. Füttern, Ausmisten. Das gehört auch alles dazu.«
    »Ich ... aber ...«, Kathrin war aus der Fassung gebracht.
    »Du wolltest Frau Andresen noch etwas fragen«, erinnerte Angie, die daneben stand, boshaft.
    Kathrin fühlte sich blamiert und hatte nicht das geringste Bedürfnis, Frau Andresen noch etwas zu fragen. Sie murmelte nur vor sich hin, aber Angie sagte: »Kathrin möchte nämlich gern ein eigenes Zimmer haben. Die Schränke in unserem reichen ihr nicht.«
    »Ach, wirklich?«, fragte Frau Andresen. Ihre Stimme klang auf einmal gar nicht mehr freundlich. »Kathrin, ich fürchte, du hast nur zwei Möglichkeiten: Entweder du arrangierst dich oder du fährst nach Hause. Etwas anderes kann ich dir leider nicht anbieten ...«
    Sie nickte dem Mädchen noch einmal kühl zu, ehe sie weiterging.
    Kathrin funkelte Angie an. »Wie gemein du bist! Ich kann dir nur sagen, ich lasse mir nichts gefallen. Das wird dir noch leidtun!« Sie verschwand in ihrem Zimmer.
    Angie starrte ihr nach. »Du liebe Zeit! Die spinnt hochgradig, findet ihr nicht?«
    »Kommt, wir schauen uns jetzt die Pferde an«. Die friedfertige Diane hatte sich schon umgedreht. Die anderen folgten ihr.
    Sie gingen um das Haus herum und gelangten zu den Ställen, weiß getünchte, lang gestreckte Gebäude mit roten Ziegeldächern. Dahinter befanden sich die Koppeln. Sie waren weit und glänzten vor frischem grünen Gras. Die Zweige der Obstbäume schwankten leise im Abendwind und das weiche Fell der Pferde glänzte. Die Mädchen schwangen sich auf die Zäune, ließen die Beine baumeln und sahen den Tieren zu. In der Ferne glitzerte das Meer. Diane betrachtete eine zierliche hellgraue Stute mit langen Beinen.
    »Wie heißt sie?«, fragte sie.
    »Die Graue? Das ist Lady Jane Grey, aber wir nennen sie nur Jane. Gefällt sie dir? Frag doch Simone, vielleicht darfst du sie reiten!«
    »Und wer ist das?«, fragte Angie und wies auf einen großen schwarzen Hengst, der gerade in gewaltigen Sprüngen einen Abhang hinuntergaloppierte. Er blieb ruckartig stehen, hob den Kopf, hielt ihn in den Wind und schnaubte leise. Er sah wundervoll aus; kraftvoll und schön.
    »Das ist Farino«, sagte Tina. »Ein traumhaftes Pferd, nicht? Die besten Reiter dürfen manchmal auf ihm reiten.«
    »Es muss herrlich sein, ein solches Pferd zu besitzen«, meinte Angie. »Ach, ich freue mich schon so auf die erste Reitstunde!«
    »Bei der schönen Simone!«, sagte Tina. »Sie wird von den meisten, ob Jungen oder Mädchen, verehrt. Sie kann ziemlich streng sein, und es gelingt wirklich niemandem, während ihrer Stunden eine ruhige Kugel zu schieben.«
    »Sie ist allein?«, fragte Diane. »Ich meine, es gibt keinen Mann oder Freund?«
    »Soviel wir wissen, nicht. Komisch eigentlich, bei so einer attraktiven Frau. Sie reitet manchmal stundenlang allein aus. Möglich, dass sie sich da mit irgendjemandem trifft, aber eigentlich glaube ich es nicht.«
    »Ich auch nicht.« Diane hatte eine romantische Ader. »Wahrscheinlich ist ihre letzte Beziehung in die Brüche gegangen, und nun versucht sie,
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