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Mitternachtsfalken: Roman

Titel: Mitternachtsfalken: Roman
Autoren: Ken Follett
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ein erfolgreicher Flugzeugbauer, war einer seiner Krisenmanager.
    »Dann bist du genauso schuldig wie die anderen. Was verplemperst du deine Zeit mit Krankenbesuchen? Verschwinde und tu endlich was, damit das nicht so weitergeht!«
    »Ich tu ja was«, erwiderte Digby ruhig. »Mein Auftrag ist es, herauszufinden, wie das geschehen konnte. Wir haben bei diesem Angriff die Hälfte unserer Maschinen verloren.«
    »Verrat auf höchster Ebene, nehme ich an. Oder irgend so ein blöder Luftmarschall hat in seinem Club das Maul zu weit aufgerissen und über den Angriff am nächsten Tag geschwafelt – und der Barkeeper war ein Nazi und hat hinterm Tresen alles mitgeschrieben.«
    »Das ist eine Möglichkeit, ja.«
    Bart seufzte. »Tut mir Leid, Diggers«, sagte er. »Diggers« war Digbys Spitzname aus Kindertagen. »Ist nicht deine Schuld – mir ist bloß der Kragen geplatzt.«
    »Mal im Ernst – hast du vielleicht eine Ahnung, warum so viele abgeschossen werden? Du hast doch schon über ein Dutzend Einsätze hinter dir. Hast du einen Tipp?«
    Bart überlegte. »Das mit den Spionen war nicht bloß so dahergeredet. Wenn wir drüben ankommen, warten die Deutschen schon auf uns. Sie wissen, dass wir kommen.«
    »Wie kommst du denn darauf?«
    »Ihre Maschinen sind schon in der Luft. Sie erwarten uns. Du weißt doch, wie schwer es ist, die Abfangjäger zur rechten Zeit in der Luft zu haben. Der Alarmstart muss genau zum richtigen Zeitpunkt erfolgen. Die Staffel muss vom Fliegerhorst aus den Luftraum finden, in den wir voraussichtlich einfliegen werden, muss dann höher steigen als wir und uns schließlich auch noch im Mondlicht finden. Das dauert normalerweise so lange, dass wir unsere Bomben abwerfen und wieder abhauen können, bevor sie uns erwischen. Aber so läuft‘s leider nicht.«
    Digby nickte. Barts Erfahrungen stimmten mit denen der anderen Piloten überein, die er befragt hatte. Er wollte es Bart gerade bestätigen, als dieser plötzlich aufsah und jemanden anlächelte, der hinter Digby stand. Als Digby sich umdrehte, stand ein Schwarzer in der Uniform eines Squadron Leaders hinter ihm. Ebenso wie Bart war er für seinen Rang noch recht jung; Digby vermutete, dass seine Beförderungen die automatische Folge seiner Kampfeinsätze war – Flight Lieutenant nach zwölf, Squadron Leader nach fünfzehn Feindflügen.
    »Hallo, Charles«, sagte Bart.
    »Wir haben uns Sorgen um dich gemacht, Bartlett. Wie geht‘s dir?« Der Besucher hatte einen karibischen Akzent, überlagert von einem unüberhörbaren Oxford-Näseln.
    »Ich darf weiterleben, sagen die Ärzte.«
    Charles berührte mit der Fingerspitze Barts Handrücken, genau an der Stelle, wo die Hand aus der Schlinge ragte. Seltsame Geste der Zuneigung, dachte Digby. »Freut mich riesig«, sagte Charles.
    »Darf ich dir meinen Bruder Digby vorstellen, Charles? – Digby, das ist Charles Ford. Wir waren zusammen am Trinity College, bevor wir zur Air Force gingen.«
    »Nur so konnten wir uns vor dem Examen drücken«, sagte Charles und schüttelte Digby die Hand.
    »Wie wirst du von den Afrikanern behandelt?«, wollte Bart wissen.
    Charles lächelte und erklärte Digby, was gemeint war: »Auf unserer Airbase gibt es eine Rhodesierstaffel. Erstklassige Flieger, aber sie tun sich schwer mit einem Offizier meiner Hautfarbe. Wir nennen sie ›Afrikaner‹, was sie immer leicht auf die Palme bringt – ich weiß auch nicht, warum.«
    »Sie lassen sich jedenfalls nicht unterkriegen, Charles«, sagte Digby.
    »Ich bin fest davon überzeugt, dass es uns mit Geduld und besserer Erziehung und Ausbildung gelingen wird, solche Leute irgendwann zu zivilisieren, auch wenn sie uns gegenwärtig noch recht primitiv erscheinen.« Charles wandte den Blick ab, und Digby nahm hinter der humorigen Bemerkung einen Anflug von Zorn wahr.
    »Ich habe Bart gerade gefragt, warum wir so viele Bomber verlieren«, sagte Digby. »Was meinen Sie dazu?«
    »Bei dem Angriff, um den es hier geht, war ich nicht dabei«, sagte Charles. »Und nach allem, was ich so gehört habe, war das ein Riesenglück. Aber wir hatten in jüngster Zeit ja schon einige solcher Fehlschläge. Ich hab das Gefühl, dass die Luftwaffe uns durch die Wolken hindurch verfolgen kann. Haben die vielleicht irgendein Gerät an Bord, das uns selbst dann aufspürt, wenn wir gar nicht zu sehen sind?«
    Digby schüttelte den Kopf. »Jede abgestürzte Feindmaschine wird peinlich genau untersucht, aber so ein Gerät haben wir bisher nicht
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