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Mitternachtsfalken: Roman

Titel: Mitternachtsfalken: Roman
Autoren: Ken Follett
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gefunden. Wir setzen alles daran, so etwas zu erfinden, und der Feind sicher auch – doch obwohl wir vermutlich einen deutlichen Vorsprung haben, ist ein Durchbruch noch nicht abzusehen. Nein, ich glaube wirklich nicht, dass das der Grund ist.«
    »Aber es kommt einem so vor.«
    »Ich glaube immer noch, dass Spione dahinter stecken«, warf Bart ein.
    »Interessant.« Digby erhob sich. »Ich muss zurück nach Whitehall. Danke für eure Hinweise – die sind ganz hilfreich für meine Gespräche mit den Herrschaften in den entscheidenden Etagen.« Er verabschiedete sich von Charles mit Handschlag und drückte Barts unversehrte Schulter. »Bleib still sitzen und bessere dich!«
    »Man hat mir gesagt, dass ich in ein paar Wochen wieder fliegen kann.«
    »Das macht mich nicht gerade glücklich.«
    Als Digby sich zum Gehen wandte, sagte Charles: »Darf ich Ihnen eine Frage stellen?«
    »Aber natürlich.«
    »Bei Angriffen wie diesem hier sind unsere Kosten für die verlorenen Maschinen doch viel höher als die für die Bombenschäden, die der Feind reparieren muss – oder?«
    »Ja, zweifellos.«
    »Und...«, Charles breitete die Arme aus, um zu demonstrieren, dass er nicht mehr weiterwusste, »... warum fliegen wir sie dann? Was ist der Sinn dieser Bombenangriffe?«
    »Ja«, pflichtete Bart ihm bei, »das würde mich auch interessieren.«
    »Was bleibt uns anderes übrig?«, fragte Digby zurück. »Die Nazis beherrschen Europa: Österreich, die Tschechoslowakei, Holland, Belgien, Frankreich, Dänemark und Norwegen. Italien ist mit den Deutschen verbündet, Spanien ein Sympathisant, Schweden neutral, und mit Russland haben sie einen Nichtangriffspakt. Wir verfügen über keinerlei Truppen auf dem Festland. Wir haben gar keine andere Möglichkeit, uns zu wehren.«
    Charles nickte. »Dann sind wir alles, was ihr habt.«
    »Genau«, sagte Digby. »Wenn die Bombenangriffe aufhören, ist der Krieg zu Ende – und Hitler hat ihn gewonnen.«
    Der Premierminister sah sich gerade Der Malteserfalke an. In der alten Küche des Hauses der Admiralität war jüngst ein kleines Privatkino eingerichtet worden. Es hatte fünfzig oder sechzig Plüschsitze und einen Vorhang aus rotem Samt, doch was hier gezeigt wurde, waren überwiegend Filme über Bombenangriffe und Propagandastreifen, die noch nicht für die Öffentlichkeit freigegeben worden waren.
    Spätabends, wenn alle diplomatischen Noten diktiert, alle Telegramme versandt, alle Berichte studiert und mit Anmerkungen versehen und alle Protokolle paraphiert waren, saß Churchill mit einem Glas Brandy in der Hand in einem der großen Logenplätze in der ersten Reihe und verlor sich in den jüngsten Verführungen aus Hollywood.
    Als Hoare den Vorführraum betrat, erklärte Humphrey Bogart gerade Mary Astor, von einem Mann, dessen Partner ermordet worden sei, werde erwartet, dass er was dagegen unternimmt. Die Luft war schwer vom Zigarrenrauch. Churchill deutete auf einen Sitz. Hoare folgte der Einladung und sah sich die letzten Minuten des Streifens an. Als vor dem Hintergrund einer schwarzen Falkenstatue der Abspann lief, berichtete Hoare seinem Vorgesetzten, dass die Luftwaffe offenbar im Voraus über die Angriffe des Bomber Command informiert sei.
    Als er mit seiner Erklärung zu Ende war, starrte Churchill sekundenlang die Leinwand an, als warte er immer noch auf die Aufklärung, wer denn nun den Bryan gespielt habe. Manchmal war der Premierminister ausgesprochen charmant, lächelte gewinnend und seine blauen Augen funkelten, doch an diesem Abend schien er in Trübsal versunken zu sein. Endlich sagte er: »Was meint die Royal Air Force dazu?«
    »Die machen schlechtes Formationsfliegen dafür verantwortlich. Wenn die Bomber im engen Verband aufschließen, müssen ihre Geschütze theoretisch den gesamten Luftraum abdecken und jede feindliche Maschine, die sich in ihre Nähe wagt, sofort abschießen.«
    »Und was meinen Sie dazu?«
    »Das ist Quatsch. Nur mit Formationsfliegen hat das noch nie geklappt. Da gibt‘s doch immer wieder neue Faktoren in der Gleichung.«
    »Meine ich auch. Aber woran liegt‘s dann?«
    »Mein Bruder glaubt, dass Spione dahinter stecken.«
    »Alle Spione, die uns ins Netz gegangen sind, waren Amateure – aber darum haben wir sie ja auch erwischt. Kann sein, dass uns die wahren Könner bisher durch die Lappen gegangen sind.«
    »Vielleicht ist den Deutschen ein technischer Durchbruch gelungen.«
    »Unser Geheimdienst sagt mir, dass der Feind in der
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