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Mitten in der großen Krise. Ein »New Deal« für Europa (German Edition)

Mitten in der großen Krise. Ein »New Deal« für Europa (German Edition)

Titel: Mitten in der großen Krise. Ein »New Deal« für Europa (German Edition)
Autoren: Stephan Schulmeister
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Interaktion verstanden und daher gemeinsam bekämpft werden. Siehe dazu Brecht et al. und Lapavitsas et al. (2010).
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Jene Ökonomen, welche sich nicht vom Mainstream treiben lassen (in Deutschland ist diese Minderheit besonders klein), fordern schon seit vielen Jahren eine grundlegend andere Wirtschaftspolitik in Europa. Siehe dazu etwa die Analysen und Empfehlungen der Arbeitsgruppe Alternative Wirtschaftspolitik/Memorandum-Gruppe, zuletzt jene vom April 2010 (Arbeitsgruppe Alternative Wirtschaftspolitik, 2010). Ein Kernthema heterodoxer Ökonomen ist dabei die Integration unterschiedlicher ökonomischer, sozialer und politischer Ziele wie eine höhere Effizienz, eine gleichmäßigere Verteilung von Einkommen, Vermögen und Entfaltungschancen, eine bessere soziale Absicherung, eine Verbesserung der Umweltbedingungen und eine Stärkung demokratischer Entscheidungsprozesse in der gesellschaftlichen Entwicklung (als zwei Beispiel siehe Marterbauer, 2007; Zinn, 2008).
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Eine lehrreiche Dokumentation dieser Geschäfte findet sich unter http://www.businessweek.com/news/2010-04-14/saint-etienne-swaps-explode-as-financial-weapons-ambush-europe.html
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Das wichtigste Gegenargument lautet: Hedging ist nur möglich, wenn es genügend Spekulanten gibt, die bereit sind, das Risiko zu übernehmen. Dies stimmt dann nicht, wenn alle Akteure, die offene Positionen im Underlying haben, also etwa alle Exporteure und Importeure von Rohöl, ihre Positionen absichern, wenn Hedging also symmetrisch stattfindet. Dann kaufen die Importeure genau die Menge an Rohölfutures, welche die Exporteure verkaufen. Dies entspräche einem Abkommen, in Zukunft zu einem heute festgelegten Preis zu kaufen bzw. zu verkaufen, also einer längerfristigen Preisvereinbarung, wie sie bis in die 1970er Jahre üblich war. Außerdem ist das Gegenargument dann irrelevant, wenn die Spekulanten sich nicht primär an den Fundamentals orientieren, also die Preise nicht stabilisieren, sondern – durch allerlei Trading Systems – destabilisieren.
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Viele Komponenten des »New Deal« würden die Ungleichheit in den europäischen Gesellschaften verringern, insbesondere die Maßnahmen zur Verbesserung der Entfaltungschancen der Jungen und der zugewanderten Menschen in den Bereichen Bildung, Wohnen und Soziales sowie generell die nachhaltige Verringerung von Arbeitslosigkeit (siehe dazu Abschnitt 16). Auch die steuerlichen Maßnahmen würden die Ungleichheit in der Verteilung von Einkommen und Vermögen merklich reduzieren (Abschnitt 17).
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In einzelnen Ländern – insbesondere in Skandinavien – und in bestimmten Produktionsbereichen – insbesondere im Bildungswesen – ist dies in Ansätzen schon realisiert, und zwar mit großem Erfolg.
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Selbst die relativ wenig innovative, aber in der Vergangenheit bedeutendste Form der Arbeitszeitverkürzung, jene der Wochenarbeitszeit, würde mittelfristig erhebliche Beschäftigungseffekte bringen: Nach einer WIFO -Studie würde eine Reduktion der Normalarbeitszeit von 37 auf 35 Stunden nach fünf Jahren die Zahl der Beschäftigten um 3,6 Prozent steigen lassen, die Arbeitslosenquote ginge um 2,3 Prozentpunkte zurück (Baumgartner et al., 2001).
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Siehe dazu das ausgezeichnete Buch von Skidelsky (2009). Grundsätzliche Überlegungen zum Verhältnis von Einkommensverteilung, Konsum und Freizeit finden sich auch in Stiglitz (2008), Wilkinson/Pickett, (2009) und Zinn (2008).
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Siehe dazu die Studie von Kletzan et al. (2008). In Abschnitt 5 dieser Studie werden das Investitionsvolumen und die dadurch ausgelösten Produktions- und Beschäftigungseffekte unter der Annahme einer Sanierungsrate von drei Prozent geschätzt. Die Schätzwerte wurden hier auf eine Sanierungsquote von zehn Prozent hochgerechnet. Es handelt sich dabei um eine Maximalvariante.
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Die Entwicklung der österreichischen Umwelttechnikindustrie und ihr künftiges Potenzial untersuchen Kletzan-Slamanig/Köppl (2009).
     
Literatur
     
    Aiginger, K. (2009A), »Die internationale Finanzkrise – Anmerkungen über Ursachen, Wirkungen, Optionen«, in: Khol, A., Ofner, G., Karner, S., Halper, D., Jahrbuch für Politik, Wien 2009.
    Arbeitsgruppe Alternative Wirtschaftspolitik, Memorandum 2010: Sozial-ökologische Regulierung statt Sparpolitik und Steuergeschenken, Bremen, April 2010.
    Baumgartner, J., Huber, P., Marterbauer, M., Seiler, F., Walterskirchen, E., Zwiener, R., Beschäftigungswirkungen und ökonomische Effekte von Arbeitszeitverkürzungen, WIFO -Studie,
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