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Mittelalterliche Klöster: Deutschland - Österreich - Schweiz

Mittelalterliche Klöster: Deutschland - Österreich - Schweiz

Titel: Mittelalterliche Klöster: Deutschland - Österreich - Schweiz
Autoren: Jens Rüffer
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Vertreter starb, ungefähr 350 Abteien in ganz Europa existierten. Die Ausbreitung geschah über Filiationen. Jedem Kloster war es unter bestimmten Voraussetzungen gestattet, ein Tochterkloster zu gründen. Der Abt des Mutterklosters entsandte mindestens zwölf Brüder und einen Abt an einen bereits zur Ansiedlung vorbereiteten Ort. Der Vaterabt hatte zwar die relative Autonomie der Filia zu respektieren, doch oblag ihm auch die Pflicht, das Tochterkloster einmal jährlich zu visitieren und bei groben Regelverstößen korrigierend einzugreifen. Auch dies diente der Sicherung einer möglichst einheitlichen Observanz. So schufen die Zisterzienser, wie Kaspar Elm schrieb, „eine homogene, auf Filiation, Visitation und Generalkapitel beruhende Verfassung, die genossenschaftliche und hierarchische, zentralistische und föderalistische Elemente in fast klassischer Einfachheit verband und dadurch sowohl die Einheit des Ordens sicherte, als auch eine weitgehende Unabhängigkeit und Gleichheit der Abteien garantierte“.
    Die zisterziensische Reform zielte vor allem auf eine Verbesserung des spirituellen Lebens. Alle, die begehrten, ins Kloster einzutreten, mussten sich einem einjährigen Noviziat unterziehen ( Regula Benedicti 58, Ecclesiastica Officia 102). Die Aufnahme von Kindern ( oblati oder nutri ) wurde strikt abgelehnt ( Instituta 41,3). Frauen war der Zutritt zur Klausur strengstens untersagt ( Exordium Parvum 15,6; Instituta 7), gleichwohl gab es mit der Zeit Zugeständnisse an Hochadlige und Stifterfamilien.
    Die Zisterzienser bemühten sich um einen relativen Ausgleich von Gebet, Arbeit und Ruhe. Einen wichtigen Aspekt bildete die lectio divina , in der jeder Mönch durch das Studium biblischer Texte und Schriften der Kirchenväter die Grundlagen für Meditation und Kontemplation schaffen sollte. Ein besonderer Wesenszug ihrer Spiritualität bestand in der Aufwertung der Emotionalität und kulminierte in der mystischen Schau.
    Auch in der Liturgie beschränkte man sich auf das Notwendige ( necessitas ) und bemühte sich, alles Überflüssige ( superfluitas ) wegzulassen. In beiden liturgischen Reformen, die erste unter den Äbten Alberich und Stephan Harding, die zweite 1147, wird das Bemühen um Authentizität besonders deutlich: „der Bibeltext nach Hieronymus, das Stundengebet nach Benedikt, das Hymnar nach Ambrosius und das Antiphonar und Graduale nach Gregor“ (L. Weinrich). Die Einheitlichkeit der Observanz war nur zu gewährleisten, wenn alle Abteien dieselben Gewohnheiten beobachteten, dieselben liturgischen Bücher besaßen sowie einheitliche Kleidungs- und Nahrungsvorschriften existierten.
    Das Streben nach Einfachheit ( simplicitas ) führte auch in der Architektur, der Ausstattung der Kirchen und in der Buchmalerei zu einer Schlichtheit, die auf Zeitgenossen durchaus Eindruck machte.
    Der spirituelle Erfolg der Zisterzienser basierte in einem nicht geringen Maße auf wirtschaftlichen Reformen, wie der Rückkehr zur Handarbeit der Mönche, zur Eigenwirtschaft bei gleichzeitiger Ablehnung aller Fremdeinkünfte ( Capitula 23), aber auch auf der Befreiung von Steuern, Zöllen und Abgaben. Darüber hinaus wurde das Konverseninstitut ausgebaut und perfektioniert. Conversi oder fratres barbati waren Laienmönche, die vor allem wirtschaftliche Aufgaben erfüllten, zum Kloster gehörten, aber keine Mönchsprofess ablegen durften. Sie stellten ihre Arbeitskraft dem Kloster zur Verfügung, erhielten als Klosterangehörige ausreichend Kleidung, regelmäßige Mahlzeiten und wurden auch im Alter versorgt. Schließlich bekamen sie ein klösterliches Begräbnis und waren Teil eines übergreifenden Totengedenkens ( memoria ).
    Augustinerchorherren und Prämonstratenser
    Im 6. Jahrhundert erscheint der Begriff canonicus erstmals in fränkischen Konzilien und bezeichnete „Kleriker aller Weihestufen, die an Kathedralen, Stadt- und Landbasiliken oder Großpfarreien mit dem feierlichen Gottesdienst und dem Stundengebet betraut sind, dafür aus den Kirchengütern unterhalten werden und unter Leitung des Bischofs oder Archipresbyters in Gemeinschaft leben, dies je nach materieller Grundlage mehr oder weniger vollständig“ (Guy P. Marchal, S. 28). Von Bischof Chrodegang |25| von Metz (742 – 766), einer Schlüsselfigur der frühen karolingischen Klosterreform, ist die erste für Kanoniker bestimmte Ordnung ( institiuncula ) überliefert. Die Kleriker sollten unter Leitung des Bischofs in Gemeinschaft leben ( vita
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