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Mit Maedchen ueber Duran Duran reden - Ein junger Mann auf der Suche nach der wahren Liebe und einem coolen Haarschnitt

Mit Maedchen ueber Duran Duran reden - Ein junger Mann auf der Suche nach der wahren Liebe und einem coolen Haarschnitt

Titel: Mit Maedchen ueber Duran Duran reden - Ein junger Mann auf der Suche nach der wahren Liebe und einem coolen Haarschnitt
Autoren: Rob Sheffield
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Neben der Brücke gab es eine Straßenlaterne, die die Stadtverwaltung hatte aufstellen lassen, um die Jugendlichen davon abzuhalten, dort nach Einbruch der Dunkelheit herumzuhängen. Aber die schienen ihre wahre Freude an dem Scheinwerferlicht zu haben und drehten, wenn »More Than a Feeling« oder »Cat Scratch Fever« oder »Iron Man« liefen, so lange ihre Radios voll auf, bis die Polizei kam und sie verjagte. Manchmal gingen wir abends zu der Brücke, um die älteren Kids, die auf ihr abhingen, zu beobachten. Dort in ihrem Kifferparadies sahen sie sogar dann noch cool aus, wenn sie Flüssigkleber aus Papiertüten schnüffelten. Ozzy und Zeppelin sangen für sie, nicht wirklich für mich. Die Kids kamen dorthin, um den Hippietraum für beendet zu erklären und die Loserjunkies der neuen Welt zu feiern.
    Die Brücke gibt es heute noch, aber sie wirkt jetzt winzig und banal auf mich: nichts weiter als ein gut sechs Meter langer Übergang aus rostigem, grün überpinseltem Eisen und wohl kaum das Objekt, um das sich Satan und seine Lakaien streiten würden. Aber damals war es ein riesiges, abenteuerliches Schlachtfeld, ein Laufsteg des Schreckens, der Angst und der Gewalt. Ich schätze, jede amerikanische Stadt hatte so einen Ort – dort herrschte der ewige Kampf von Gut gegen Böse.
    Ich war der Älteste bei uns zu Hause, also war ich fasziniert von den älteren Geschwistern anderer. Ich war dreizehn, als die Siebziger- und Achtzigerjahre aufeinanderprallten, und die Aussicht auf die berüchtigte Lebensangst der Pubertierenden tat sich vor mir auf wie diese gefährliche Brücke. Ich schwärmte für unsere Babysitterin Patty, ein irischstämmiges Mädchen mit roten Haaren, das sich rein gar nichts von uns gefallen ließ. Eines Abends lagen wir ihr so lange in den Ohren, bis sie uns Das Omen als Gutenachtgeschichte erzählte. Sie schilderte uns den ganzen Film, Szene für Szene, Stichwunde für Stichwunde. Ich weiß nicht, wie lange ihre Nacherzählung der Mär von Damien und seiner dämonischen Welteroberung gedauert hat – vielleicht genauso lang wie der Film selbst –, aber meine Schwestern und ich konnten gar nicht mehr zu kreischen aufhören, während wir dort saßen, an der Schwelle zu den Achtzigern.
    Meine Schwestern fingen an, mit den älteren Mädchen rumzuhängen, mit denen sie zusammen im Basketball- und im Hockeyteam waren. Sie warfen Körbe mit den Mädels und hörten F-105 Radio, und wenn eine den Ball versenkte, dann riefen sie mit »Jojo COOKIN’?« den aus unerfindlichen Gründen so packenden Slogan Jojo Kinkaids, des ranghöchsten DJs der Stadt. Die Diskussion darüber, ob Jojo nun cool war oder nicht, dauert in gewissen Fachkreisen bis heute an, aber eine Sache war unbezweifelbar: Er war cookin’ .
    Als Ann und Tracey im Basketballteam waren, nahmen sie immer den Bus zusammen mit den älteren Mäd chen. Die drehten dann das Radio auf und brachten ihnen Fingertänze zu den Liedern bei. Es gab einen Tanz für Laura Branigans »Gloria« und einen anderen für »You Should Hear How She Talks About You«. Ich habe mich nie klarer als Junge gefühlt als in den Momenten, wo ich versuchte, diese Fingertänze zu erlernen. Ann und Tracey taten ihr Bestes, sie mir beizubringen, aber es gelang mir nie, den Klatsch-Code der Mädels zu knacken. Sie zogen ihre Nummern ab zu »Miss Lucy Had a Steamboat« oder »Bubblegum, Bubblegum« oder »The Spades Go Two Lips Together«. Aber immer, wenn sie mich zum Mitklatschen aufforderten, stolperte ich über meine eigenen Hände. In der Pause sah ich den Mädchen zu und fragte mich, wann ich es wohl endlich draufhaben würde – vielleicht gelänge es mir ja mit der legendären Mitklatschfibel Lady with the Alligator Purse .
    Rhythmus war die Geheimsprache der Mädchen, weshalb ich so versessen auf das Klatschen war. Aber es wollte mir nie recht gelingen. Klatschen machte den Unterschied zwischen Jungsmusik und Mädchenmusik. Jungs bekamen zwar den Text und die Gitarrenriffs mit, aber die wirkliche Action spielte sich dahinter ab, wohin nur die Mädchen hören konnten. Auf alle Lieblingssongs meiner Schwestern konnte man super klatschen, nur dass ich es nie hinbekam. Das höchste der Gefühle waren die Klatscher zu »My Best Friend’s Girl« von den Cars (KLATSCH klatsch, KLATSCH klatsch) oder vielleicht noch zu »Let’s Go« (KLATSCH klatsch, KLATSCH klatsch klatsch, KLATSCH klatsch klatsch klatsch, let’s go) oder »Bette Davis Eyes« (klatsch KLATSCH, klatsch
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