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Mit Maedchen ueber Duran Duran reden - Ein junger Mann auf der Suche nach der wahren Liebe und einem coolen Haarschnitt

Mit Maedchen ueber Duran Duran reden - Ein junger Mann auf der Suche nach der wahren Liebe und einem coolen Haarschnitt

Titel: Mit Maedchen ueber Duran Duran reden - Ein junger Mann auf der Suche nach der wahren Liebe und einem coolen Haarschnitt
Autoren: Rob Sheffield
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kommt und jede Generation von kleinen Schwestern ihre eigene Version erfindet. Erst neulich war ich im Kino, um mir Harry Potter anzuschauen, und im Vorraum hörte ich, wie ein puertoricanisches Mädchen es folgendermaßen sang: »We are family! Yeah, Mama, sing it to me!« Und sie sang es einer lebensgroßen Pappfigur von Megan Fox vor, was nur beweist, dass die Sledge-Schwesternschaft keine Grenzen kennt.
    Rick Springfield aus General Hospital hatte in den frühen Achtzigern seinen Durchbruch als Hardrock-Sänger, und obwohl es sich bei seiner Musik streng genommen um Gitarrenrock für Jungs handelte, waren seine Platten das mädchenmäßigste Ding überhaupt, weshalb ich leicht beunruhigt war, weil mir dieses Zeug so sehr gefiel. Sein Song »Jessie’s Girl« wurde zu einem der langlebigsten Lieder der Achtziger. Verdammt, in der Drogerie in meiner Nachbarschaft können die Mädchen noch heute Jessie’s-Girl-Lidschatten kaufen, der im Regal direkt neben Love’s-Baby-Soft-Parfum und den Hannah-Montana-Glamour-Guitar-Lollis liegt.
    Ich war wie elektrisiert von den Herrlichkeiten des Rock-’n’-Roll-Radioprogramms, ganz besonders von den Doors. Hat es jemals eine Band gegeben, die so perfekt auf die Bedürfnisse männlicher Teenager hin konzipiert war? Meine Freunde und ich waren damals typische Trottel aus der achten Klasse, insofern als wir unsere sexuelle Aufklärung hauptsächlich aus der Gestalt von Jim Morrison zogen. Wir befassten uns eingehend mit seiner Biografie Keiner kommt hier lebend raus , als sei es die Heilige Schrift, und lernten den kompletten Monolog aus »The End« auswendig, bis zu dem schaurigen »he walked on down the hall«. Die Doors wirkten eher wie eine New-Wave-Combo als die Rocklegenden, die sie waren, zum Teil deshalb, weil sie eindeutig keine Ahnung hatten, was sie taten, und sich nicht einmal die Mühe machten, es zu überspielen. Sie bereiteten mich auf all den albtraumhaft großspurigen, dilettantischen New Wave vor, der zu meiner pubertären Daseinsberechtigung werden sollte. Das Revival der Doors war in vollem Gange, als das legendäre Rolling-Stone-Cover erschien, das Jim Morrison mit der Überschrift zeigte: »Er ist heiß, er ist sexy, und er ist tot.« (Ich dagegen war nichts von alldem.)
    Wer konnte uns die Begeisterung auch übel nehmen? Wenn man ein Achtklässler ist, ist alles im Leben scheiße, bis auf Jim Morrison. Wir fanden, Jim sei ein Gott – oder zumindest unser Gott –, der seinen Tod nur vorgetäuscht und sich nach Afrika abgesetzt hatte. Eines Tages würde er zurückkehren, uns für unsere Treue belohnen und sagen: »Gut gemacht, meine braven, ergebenen Diener.« Aber irgendwann breitete sich das flaue Gefühl in uns aus, dass er, selbst wenn er seinen Tod tatsächlich nur vorgetäuscht hatte, vermutlich später doch gestorben war, ohne dass wir etwas davon mitbekommen hatten. Aber es ist zu deprimierend, um überhaupt darüber nachzudenken. Also, Morrison lebt! Was hat er noch mal gesagt? »People are strange, when you’re a stranger.« Wahrscheinlich meinte er eher: »Die Leute umschwärmen einen, wenn man ein Poser ist«.
    Ich nahm an, meine Schwestern würden sich über die Doors lustig machen, aber Tracey hielt einmal sogar ein Referat über Jim Morrisons Biografie. Wir haben immer unsere Musik, die Bücher, Magazine, einfach alles ausgetauscht und versucht, uns gegenseitig mit neuem Zeug zu überraschen. Eines Tages legte ich die Jesus-Christ-Superstar -Kassette ein, nur um festzustellen, dass Tracey etwas drübergespielt hatte: das Album Beauty and the Beat von den Go-Go’s. Ich trauerte ein paar Minuten, bis mir klar wurde, dass ich damit endlich aus dem Schneider war und mir nie wieder diesen nervigen Musical-Fake-Kirchenscheiß anhören musste. Gelobt sei Jesus Christus!
    Und gelobt seien die Go-Go’s. Mann, wir hörten diese Kassette rauf und runter. Jeder Song klang wie die Chronik einer Welt, die viel cooler war als der ausgebrannte Siebziger-Rock, den wir noch immer überall zu hören bekamen. Es war eine kalifornische Verheißung von frechen Mädchen, die sich in Schale warfen, nur um sich die Klamotten dann in Unordnung bringen zu lassen, die an die coolen Orte gingen, um unartige Dinge zu tun. »This town is our town«, sangen sie. »It’s so glamorous! Bet you’d live here if you could and be one of us!«
    Ich träumte davon, der einzige Junge in der Band zu sein. Ich dachte, das wäre der ultimative Rockstar-Gig. Ich hatte das
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