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Mit Maedchen ueber Duran Duran reden - Ein junger Mann auf der Suche nach der wahren Liebe und einem coolen Haarschnitt

Mit Maedchen ueber Duran Duran reden - Ein junger Mann auf der Suche nach der wahren Liebe und einem coolen Haarschnitt

Titel: Mit Maedchen ueber Duran Duran reden - Ein junger Mann auf der Suche nach der wahren Liebe und einem coolen Haarschnitt
Autoren: Rob Sheffield
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meiner geschniegelten Erscheinung wohl schwer beeindruckt gewesen. Aber ich hatte keines. Tatsächlich kann ich mich nur noch daran erinnern, dass ich den ganzen Abend über die Band beobachtet habe. Der Gitarrist hatte einen fast zwei Meter langen Plastikschlauch an seinem Mikrofonständer befestigt und einen Kübel Jim Beam zu seinen Füßen. Auf diese Weise konnte er sich volllaufen lassen, während die Band ihre tief empfundene Interpretation von Foghats »Stone Blue« gab. Und ich hatte den Blues, weil ich mein TV-Date mit Daisy Duke verpasst hatte.
    Aber ich nahm mich schon damals davor in Acht, mei nen Schwestern zu widersprechen. Sie waren resolute irischstämmige Mädchen, und sie hatten mich gut dressiert. In der Tat war es so, dass ich mich, als ich mir einmal den Film Girls Club – Vorsicht bissig! ansah, die ganze Zeit fragte, wann denn nun diese bissigen Mädchen endlich auftauchen würden. Bei allem gebührenden Respekt Lindsay Lohan und ihrer Truppe gegenüber, aber meine Schwestern hätten diese Küken zum Frühstück verputzt.
    Meine Schwestern waren die Coolsten überhaupt, und das sind sie noch heute. Ich strebte immer danach, so zu sein wie sie und zu wissen, was sie wussten. Meine Schwestern waren die Farbe und der Lärm in meiner schwarz-weißen Jungenwelt – wie ich meine Freunde bemitleidete, die nur Brüder hatten. Jungs wirkten unglaublich öde und blass im Vergleich zu meinen Schwestern, die immer wie eine Woge der Energie und der Begeisterung waren, wenn sie über all die Bücher, Platten, Witze, Gerüchte und Ideen schwatzten, die wir zusammen entdeckten. Ich blühte angesichts des lärmenden Spektakels, das sie veranstalteten, immer regelrecht auf, egal ob sie Popsongs trällerten oder sich empörten, weil jemand Steghosen trug. Ich liebte es, mich in diesem Mädchentrubel zu verlieren.
    Dennoch gibt es so vieles, was meine Schwestern übereinander wissen, aber ich niemals erfahren werde. Sie lachen andauernd über Insiderwitze, die ich nicht kapiere, zitieren aus Filmen, die ich nicht gesehen habe, oder helfen sich gegenseitig über Krisen hinweg, von denen sie mir noch nicht einmal erzählt haben. Sie kennen all die Symptome, wenn eines ihrer Kinder krank ist. Sie streiten, sie versöhnen sich. Sie flippen aus und gehen dann nahtlos wieder dazu über, sich genauso innig zu lieben wie immer. Das ist nur eines der Millionen von Geheimnissen, die sie teilen und die ich als ihr Bruder niemals verstehen werde.
    Es kann noch immer dramatisch werden, wenn meine Schwestern zusammenkommen, und so wird es wohl immer bleiben. Meine Funktion innerhalb der Familie besteht meist darin, von der einen zur anderen zu laufen und »Sie hat es nicht so gemeint« zu sagen. Es ist wie in einer Oper mit zu vielen Herzoginnen in einem Schloss. Es ist erst ein paar Jahre her, dass meine Schwestern meine Eltern, als wir alle eigentlich schon erwachsen hätten sein sollen, einmal aus dem Haus jagten, damit wir einen Abend allein verbringen konnten, nur wir – meine drei Schwestern, ihre drei Freunde und ich (einer der Freunde war genau genommen ein Ehemann). Wir spielten Brettspiele vor dem Kamin und wir nahmen das eine oder an dere Getränk zu uns. Dann erwähnte Ann das Wort »Klacks«.
    Man muss dazu erwähnen, dass es sich dabei um ein in unserer Familie extrem vorbelastetes Wort handelt. Das geht zurück auf einen Vorfall vor einigen Jahren, als Tracey etwas von Carolines gutem Shampoo benutzen wollte. Von ihrem teuren Shampoo. Caroline gab ihr nichts ab. Nicht mal einen Klacks.
    »Ich schwöre, ich nehm nur einen Klacks.«
    »Nein.«
    »Du gibst mir nicht mal einen Klacks von deinem Shampoo?«
    »Nein.«
    »Du kannst nicht mal ein kleines bisschen davon entbehren? Keinen winzigen Klacks?«
    »Keinen winzigen Klacks.«
    »Für deine eigene Schwester?«
    Seit dem Klacks-Zwischenfall ist das Wort bei uns Dynamit, und jeder vermeidet, es in den Mund zu nehmen. Aber an jenem Abend bat Ann Caroline, ihr noch einen Klacks Baileys einzuschenken. Man funkelte sich an, wütende Worte wurden gewechselt, und meine Schwestern stürmten nach oben, um die Sache unter vier Augen zu regeln. Es kostete sie zwanzig Minuten. Dann kamen sie wieder runter, ganz Friede, Freude, Eierkuchen, und spielten weiter, als sei nichts geschehen.
    Aber während dieser zwanzig Minuten saß ich dort unten am Boden mit ihren drei Freunden und versuchte, das Gespräch am Laufen zu halten. Wenn ich mich recht erinnere, erörterten wir die
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