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Mit dir an meiner Seite

Mit dir an meiner Seite

Titel: Mit dir an meiner Seite
Autoren: Nicholas Sparks
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Grufty lachte, und ihr Lachen klang verblüffend mädchenhaft. »Du bist nicht von hier, was?«
    »Nein, ich bin aus New York. Zu Besuch bei meinem Dad.« »Übers Wochenende?«
    »Nein. Den ganzen Sommer.« »Du bist echt ein Pechvogel.«
    Dieses Mal musste Ronnie lachen. »Ich heiße Ronnie. Das ist eine Abkürzung für Veronica.«
    »Ich heiße Blaze.« »Blaze?«
    »Eigentlich heiße ich Galadriel. Das ist aus Herr der Ringe. Meine Mom spinnt in der Beziehung.«
    »Sei froh, dass sie dich nicht Gollum genannt hat.«
    »Oder Ronnie.« Mit einer Kopfbewegung deutete sie zu einem Stand mit Kleidungsstücken. »Wenn du trockene Klamotten brauchst - da drüben gibt es Nemo-T-Shirts.«
    »Nemo?«
    »Ja, klar, Nemo. Aus dem Film. Du weißt doch - der orange-weiße Fisch, so 'ne Art Zwergflipper? Landet in einem Aquarium, und sein Dad sucht ihn überall.«
    »Ich will aber kein Nemo-Shirt.«
    »Nemo ist cool.«
    »Wenn man sechs ist, vielleicht«, erwiderte Ronnie. »Wie du meinst.«
    Bevor Ronnie antworten konnte, sah sie, wie sich drei Jungs durch die Menschenmenge drängten. Sie holen auf, weil sie zerrissene Shorts trugen und überall tätowiert waren. Und weil man unter ihren schweren Lederjacken ihre nackte Brust sehen konnte. Einer hatte eine gepiercte Augenbraue und schleppte einen altmodischen Getto-blaster mit sich herum, der Zweite hatte einen blondierten Irokesenschnitt und vollständig tätowierte Arme. Beim Dritten bildeten die langen schwarzen Haare einen extremen Kontrast zu seiner milchig weißen Haut, ähnlich wie bei Blaze. Instinktiv drehte sich Ronnie nach ihrer neuen Freundin um - aber sie war verschwunden. Dafür stand Jonah vor ihr.
    »Was hast du auf dein T-Shirt gekippt?«, fragte er. »Es ist ja ganz nass und klebrig.«
    Ronnie suchte mit den Augen nach Blaze. Wo konnte sie nur stecken? Und wieso war sie ohne Abschied so schnell abgehauen? »Jonah - verschwinde einfach wieder, ja?«
    »Geht nicht. Dad sucht dich. Ich glaube, er will, dass du nach Hause kommst.« »Wo ist er?«
    »Er wollte aufs Klo, aber er müsste gleich hier sein.« »Sag ihm, du hast mich nicht gesehen.«
    Jonah überlegte. »Fünf Dollar.« »Wie bitte?«
    »Gib mir fünf Dollar, und ich vergesse, dass ich dich hier getroffen habe.« »Meinst du das ernst?«
    »Du hast nicht viel Zeit«, sagte er. »Jetzt sind's schon zehn Dollar.«
    Weiter hinten erspähte sie ihren Vater, der sich suchend umschaute. Instinktiv duckte sie sich weg, aber ihr war klar, dass sie nicht an ihm vorbeischleichen konnte. Sie warf Jonah, dem raffinierten Erpresser, einen verärgerten Blick zu. Er hatte Dad auch schon entdeckt. Ihr kleiner Bruder war süß, sie liebte ihn über alles, und sie respektierte sogar sein Erpressertalent, aber trotzdem - er war ihr kleiner Bruder. In einer perfekten Welt stünde er auf ihrer Seite. Aber tat er das? Nein, natürlich nicht.
    »Ich hasse dich, weißt du das?«, zischte sie.
    »Ja, klar weiß ich das - ich hasse dich auch. Aber es kostet dich trotzdem zehn Dollar.«
    »Wie wär's mit fünf?«
    »Du hast deine Chance verpasst. Aber für zehn ist dein Geheimnis gut bei mir aufgehoben.«
    Dad hatte sie noch nicht gesehen, aber er kam immer näher.
    »Einverstanden.« Ihr blieb keine andere Wahl. Sie durchwühlte ihre Taschen und drückte Jonah einen zerknüllten Geldschein in die Hand, den er blitzschnell einsteckte. Als sie den Blick hob, sah sie, dass sich ihr Vater unaufhaltsam in ihre Richtung bewegte. Er drehte den Kopf nach rechts, nach links - und gerade noch rechtzeitig tauchte Ronnie hinter den Stand. Zu ihrer Überraschung traf sie dort auf Blaze, die an die Wand gelehnt eine Zigarette rauchte.
    Blaze grinste. »Na - Probleme mit deinem Dad?«
    »Wie komme ich hier weg?«, fragte Ronnie.
    »Das ist deine Sache.« Blaze zuckte die Achseln. »Aber er weiß, was für ein T-Shirt du anhast.«
     
    Eine Stunde später saß Ronnie neben Blaze auf einer der Bänke am Ende des Piers. Sie langweilte sich immer noch, aber nicht mehr ganz so heftig wie vorher. Blaze konnte gut zuhören, das merkte man gleich, und sie hatte eine tolle Art von Humor. Das Beste war allerdings, dass sie New York genauso liebte wie Ronnie, obwohl sie noch nie dort war. Sie erkundigte sich nach den elementaren Dingen: Times Square und das Empire State Building und die Freiheitsstatue - Touristenfallen, die Ronnie um jeden Preis zu vermeiden suchte. Zuerst beantwortete sie bereitwillig alle Fragen, die Blaze ihr stellte, doch dann
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