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Mit dem Kühlschrank durch Irland

Mit dem Kühlschrank durch Irland

Titel: Mit dem Kühlschrank durch Irland
Autoren: Tony Hawks
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Umständen das Leben retten. Ich sank neben dem Rucksack zu Boden und überlegte mir, was ich opfern könnte, um Platz zu schaffen. Unterhosen? Einen Monat lang ohne Unterhosen mit einem Kühlschrank durch Irland trampen? Nein, ich würde es mit Unterhosen machen oder überhaupt nicht. Ich starrte den Rucksack an und widerstand der Versuchung, aufzustehen und ihm einen kräftigen Tritt zu versetzen. Dann erkannte ich, dass die ganzen Bänder, Schnüre, Riemen und Schnallen nicht nur dazu da waren, dem Träger des Rucksacks das Gefühl zu vermitteln, ein erfahrener Reisender zu sein, sondern tatsächlich auch eine praktische Funktion hatten. Die Leute, die den Rucksack entworfen hatten, wussten offenbar, dass man beinahe nichts in ihm unterbrachte, und hatten daher dafür gesorgt, dass man unzählige Gegenstände an der Außenseite festbinden konnte. Anderthalb Stunden und viele Flüche später hatte ich den Schlafsack erfolgreich am Rucksack befestigt. Ich zwängte mich zwischen die Schulterriemen, wuchtete mir den Rucksack auf den Rücken und stellte mich stolz vor den Spiegel. Mir gefiel, was ich dort entdeckte. Ich sah wirklich wie ein zäher und abgebrühter Reisender aus. Nur die Pantoffeln störten.

    Ich war bereit. Ich wartete auf das Taxi und erinnerte mich daran, dass es der Tag der Royal Gala war. Ich fragte mich, ob die anderen Künstler sich auf ihren Auftritt in der gleichen Weise vorbereitet hatten wie ich.
    Ich würde am nächsten Tag direkt nach Dublin fliegen und hatte deshalb die Sachen an, die ich während des nächsten Monats tragen würde. Meine Anzüge für den Auftritt und den Empfang danach hatte ich in einen Kleidersack gepackt, den meine Agentin nach der Show wieder nach London mit zurücknehmen würde. Carlton Television sorgte für das Taxi, das mich zum Flughafen bringen würde, von wo aus ich nach Manchester flog. Es lohnt sich kaum, für so eine kurze Reise ein Flugzeug zu besteigen, aber sie hatten es mir angeboten, und irgendwie schien es mehr Glamour zu haben als der Zug. Mein Aufzug war nicht glamourös: eine Windjacke, eine abgewetzte Hose, Wanderstiefel und ein Rucksack. Das Taxi kam, nur war es kein Taxi, sondern eine Stretch-Limo. Die Fernsehgesellschaft musste mich mit Phil Collins verwechselt haben. Ich schätze, er war über den sieben Jahre alten Datsun Cherry, der ihn vor seiner Tür erwartete, ziemlich empört.
    Und so bot sich meinen Nachbarn der ungewöhnliche Anblick eines schmuddeligen Wanderers, dem ein bemützter Chauffeur den Schlag aufhält, während er in eine glänzend schwarze, überlange Luxuslimousine klettert. Möglicherweise wirkte es, als hätte ich den Geist des Rucksackreisens noch nicht ganz verinnerlicht.
    In Manchester wurde ich am Flughafen von einem weiteren beeindruckenden Auto erwartet. Wie ich mich erinnere, ermahnte ich mich, diesen Höhepunkt der Reisekultur möglichst zu genießen, denn der Tiefpunkt würde bald folgen. Ich kam vor der Oper an und entdeckte Horden von Fotografen und Autogrammjägern. Waren sie wegen mir gekommen oder bestand die unwahrscheinliche Möglichkeit, dass sie eher an den Spice Girls, Phil Collins oder Jennifer Anniston interessiert waren? Ich kletterte aus der Limousine, und eine Welle der Verwirrung erfasste die Zuschauer. Auf einen Schlag verwandelte sich die Aufregung in Belustigung. Stand eine Band namens The Backpackers auf dem Programm? Gab es ein neues Mitglied der Spice Girls, das Camping Spice hieß? Ich bahnte mir mit dem Rucksack über der Schulter einen Weg zum Bühneneingang, und eine eigenartige Stille machte sich in der Menge breit. Sie wirkte fast wie Hass. Wie konnte ich es wagen, aus so einem Auto auszusteigen, ohne jemand zu sein, für den die Leute schwärmten? Wenn missbilligendes Stirnrunzeln ein Geräusch machen würde, wäre der Lärm ohrenbetäubend gewesen. So aber hätte man eine Nadel zu Boden fallen gehört.
    Mein Auftritt war gut. Nicht überragend — nur gut. Ich war mir nicht sicher, wie gut ich gewesen war, aber als wir uns für die abschließende Verbeugung aufreihten, zeigte mir eine der Tänzerinnen von Kid Creole And The Coconuts einen nach oben gereckten Daumen. Das genügte mir, ich war froh, die Zustimmung einer Kokosnuss zu bekommen. Dafür nehmen wir das alles schließlich auf uns. Der Produzent der Show belohnte mich beim Hervortreten zwar mit einem Platz in der ersten Reihe, hatte mich aber am äußersten rechten Rand der Bühne platziert, was bedeutete, dass ich, als ich
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