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Mission Munroe - Die Touristin: Thriller (German Edition)

Mission Munroe - Die Touristin: Thriller (German Edition)

Titel: Mission Munroe - Die Touristin: Thriller (German Edition)
Autoren: Taylor Stevens
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sie bis jetzt immer wieder vor sich her geschoben hatte, und sagte: »Gib mir eine Woche, bis ich hier alles geregelt habe.« Sie beendete das Gespräch, ließ sich auf das Sofa fallen und holte, einen Arm quer über die Augen gelegt, lange und tief Luft.
    Heute würde sie keinen Schlaf mehr bekommen.
    Zum vierten Mal innerhalb von vier Minuten blickte Munroe auf ihre Armbanduhr und anschließend auf die Schlange vor ihr.
    Stempel hämmerten auf Reisepässe. Die unregelmäßigen Schläge schufen einen irritierenden Rhythmus, Hintergrundmusik für die Gedanken, die ihr durch den Kopf jagten.
    Sie fuhr nach Hause.
    Nach Hause. Was immer das zu bedeuten hatte.
    Nach Hause. Nachdem sie zwei Jahre lang von einer Zeitzone in die andere, von einem Dritte-Welt-Land ins nächste gewechselt war, zwei Jahre lang an allen möglichen und unmöglichen Orten dieser Welt ununterbrochen und unmittelbar einen Kulturkampf gelebt hatte. Doch all diese Welten hatte sie gefühlt und verstanden – im Gegensatz zu ihrem Zuhause.
    Munroe biss die Zähne zusammen und stieß leise den Atem aus, legte den Kopf in den Nacken und holte noch einmal tief Luft.
    Der nächste Reisende wurde durch die Passkontrolle geschleust, und die Schlange kroch ein paar Zentimeter vorwärts. Noch einmal atmete sie tief ein, versuchte wenigstens vorübergehend Ruhe zu finden und die Beklemmung loszuwerden, die sich im Lauf der letzten Stunden angestaut hatte, während der Aufruhr in ihrem Kopf immer lauter wurde.
    Die Erde wird leer und beraubt sein …
    Ihre Reise hatte zwei Sonnenaufgänge und einen Sonnenuntergang beinhaltet. Ihr Körper war der Meinung, es sei gestern, drei Uhr nachmittags, während die große Uhr an der gegenüberliegenden Wand 6.48 Uhr anzeigte.
    … Darum nehmen die Bewohner der Erde ab, sodass wenige Leute übrig bleiben …
    Noch ein heimlicher Blick zur Uhr. Noch ein Atemzug. Noch ein paar Zentimeter vorwärts. Sie befand sich am Rande der Panik, hielt sie nur von einem Atemzug zum anderen in Schach.
    Zu Hause.
    … Die Erde ist entweiht von ihren Bewohnern …
    Minuten vergingen, ohne dass die Schlange sich von der Stelle bewegte, und sie wandte ihre Aufmerksamkeit der Spitze zu, wo ein Mann dem Zollbeamten einige wenige englische Worte entgegenstotterte, ohne in der Lage zu sein, auf dessen einfache Fragen zu antworten. Er war etwas über einen Meter achtzig groß, perfekte Körperhaltung und pechschwarzes Haar, trug einen Hartschalen-Aktenkoffer und einen dunkelbraunen Trenchcoat.
    Noch einmal drei Minuten, die sich wie schmerzhafte dreißig anfühlten, und der Zollbeamte schickte den Trenchcoat in ein Extrazimmer am Ende des Flurs.
    … denn sie übertreten das Gesetz und ändern die Gebote und brechen den ewigen Bund …
    Sie verfolgte ihn mit Blicken und schob ihre Tasche mit dem Fuß vorwärts.
    … Darum frisst der Fluch die Erde …
    Jeder seiner Schritte rief ihr den Schrecken ihrer ersten Einreise in die Vereinigten Staaten wieder ins Gedächtnis. Ähnliche Türen und ähnliche Erfahrungen – wie viel mochte sich in neun Jahren geändert haben?
    … und büßen müssen’s, die darauf wohnen …
    Der Trenchcoat war jetzt als Silhouette hinter einer Milchglasscheibe zu erkennen. Sie sah auf ihre Armbanduhr. Noch einer vor ihr. Noch eine Minute.
    … Die Freude der Pauken ist vorüber …
    Jetzt stand sie vor dem Schalter, hielt Reisepass und Papiere in der Hand, während das Getöse in ihrem Inneren zu einem kaum hörbaren Flüstern geworden war. Oberflächliche Fragen, oberflächliche Antworten. Der Beamte stempelte ihren Pass und gab ihn zurück.
    … das Jauchzen der Fröhlichen ist aus …
    Sie hatte kein Gepäck und nichts zu verzollen, und mit einem letzten Blick auf den Schatten des Trenchcoats verließ sie die Kontrollzone und schritt zwischen blickdichten Schiebetüren hindurch in den Empfangsbereich. Suchend blickte sie in die Mienen der wartenden Menge, fragte sich, welche dieser erwartungsvollen Blicke und gespannten Gesichter wohl ihm entgegensahen.
    … Man singt nicht beim Weintrinken, und das Getränk ist bitter denen, die es trinken …
    An der hinteren Wand befand sich eine Reihe mit Telefonzellen, und sie machte sich auf den Weg.
    … Die Stadt ist zerstört und wüst …
    Sie wählte und postierte sich so, dass sie die blickdichte Schiebetür im Auge behalten konnte.
    … dass alle Freude weg ist, alle Wonne des Landes dahin ist …
    Ab und zu kamen neue Passagiere heraus, lächelten und wurden von ihren
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