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Mission Clockwork: Angriff aus der Tiefe

Mission Clockwork: Angriff aus der Tiefe

Titel: Mission Clockwork: Angriff aus der Tiefe
Autoren: Arthur Slade
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sich um und erblickte den Oberbootsmann Fortant, der sich seinen recht kahlen Kopf hielt. Blut sickerte ihm über die linke Wange. »Der Rumpf ist beschädigt!«
    »Sie sind verletzt!«, rief Colette aus.
    »Das spielt jetzt keine Rolle. Wir müssen uns beeilen! Wir sinken schnell!«
    »Ich muss meine Papiere holen!«
    »Keine Zeit!«, widersprach Fortant und zerrte sie zu der Reihe von Rettungsbooten, die wie Pendel zwischen ihren Davits hin- und herschwangen. »Ihre Unterlagen werden mit dem Schiff untergehen.«
    Das war Colette ein gewisser Trost. Zumindest würde niemand anderes sie zu lesen bekommen. Flüchtig dachte sie an die Menschenleben, die es gekostet hatte, diese Dokumente aus ausländischen Botschaften und von feindlichen Agenten zu beschaffen. Informationen dieser Art hatten immer ihren Preis.
    Dem Schiff entfuhr ein metallisches Ächzen, als es sich weiter zur Seite neigte. Seeleute sprangen vom Vorderdeck aus ins Wasser. Die Tür der Brücke schwang krachend auf und gab den Blick auf den Kapitän frei, der das Steuerrad fest umklammerte und Befehle brüllte. Die wenigen Männer, die sich gerade von unter Deck nach oben gekämpft hatten, verloren den Halt und stürzten kopfüber in die Fluten.
    Marlin war schon dabei, ein Rettungsboot zu Wasser zu lassen.
    »Steigen Sie ein!« Fortant schubste Colette in das Boot und er und Marlin taumelten ihr nach. Das Boot schwang heftig hin und her.
    »Was ist mit den Leuten unter Deck?«
    »Schneller mit dem Tau, Matrose!«, befahl Fortant. Das Rettungsboot senkte sich zum Wasser.
    »Was wird aus den anderen?«, fragte Colette erneut, bemüht, ihre Stimme fest klingen zu lassen.
    Fortant schüttelte den Kopf. »Da ist nichts zu wollen.«
    Colette schauderte bei dem Gedanken an die Männer in ihren Kojen und an die Maschinisten und Heizer weit unten im Maschinenraum. Mindestens hundert Mann.
    Marlin und Fortant hantierten mit den Seilen, die Flaschenzüge kreischten. »Wir müssen so weit wie möglich von der Vendetta entfernt sein, wenn sie sinkt«, sagte Fortant.
    Schlingernd krachte das Rettungsboot gegen den Schiffsrumpf. Zu ihrer Schande entfuhr Colette ein Aufschrei. Als sie endlich aufsetzten, wäre das Boot beinahe mit dem aufspritzenden Wasser vollgelaufen. Die Männer griffen nach den Rudern.
    »Leg dich in die Riemen, Marlin!«, schrie Fortant. »Gib alles, du Hund! Sie zieht uns mit sich auf den Grund!«
    Als das Rettungsboot über die Wellenkämme tanzte, blickte Colette zurück auf den gewaltigen Rumpf der Vendetta, deren Heck sich immer höher hob. Es glänzte nass im Mondlicht. Das Toben des Windes und der Wellen übertönte nicht die verzweifelten Schreie der anderen Seeleute im Wasser.
    »Wir kehren zurück und suchen nach Überlebenden, sobald die Vendetta gesunken ist«, sagte Fortant. »Ich habe noch nie ein Schiff so schnell untergehen sehen.« Auf seinem Gesicht glitzerte frisches Blut.
    »Lassen Sie mich rudern. Sie bluten noch immer«, sagte Colette.
    »Nein! Das ist meine Pflicht.«
    Sie dummer, starrsinniger Kerl, hätte sie am liebsten gerufen. Sie zitterte und ihre Füße fühlten sich viel kälter als der Rest des Körpers an, obwohl sie gute Stiefel trug. Sie langte hinunter, um ihre Füße zu berühren und fuhr ruckartig in die Höhe. »Wir haben ein Leck!«
    »Schöpfen Sie!«, brüllte Fortant.
    Colette fand eine Tabakdose, leerte sie und begann hektisch zu schöpfen, doch das Wasser im Boot wurde nicht weniger. Mit den Fingern tastete sie den Rumpf nach dem Leck ab und was sie entdeckte, erfüllte sie mit Entsetzen. »Das Loch ist riesig!«, schrie sie Fortant zu.
    »Unter Ihrer Bank befindet sich eine Notfallausrüstung«, knurrte er.
    Direkt unter dem Holzsitz war eine Metallkiste befestigt. Colettes Hände waren steif vor Kälte und so gelang es ihr erst nach mehreren Versuchen, die Kiste loszuschnallen. Darin ertastete sie den Schaft einer Pistole und riss sie aus ihrer Halterung.
    »Feuern Sie ein Leuchtsignal ab! Wenn da draußen andere Schiffe sind … dann werden sie kommen.« Fortant klang nicht überzeugt.
    Sie reckte die Pistole in die Höhe, zielte in die Luft und drückte ab. Das Leuchtsignal war so grell, dass sie einige Sekunden lang geblendet war. Es schwebte gemächlich am Himmel und spiegelte sich im Wasser. Die Vendetta war verschwunden, doch zwischen den Wellen in der Ferne erkannten sie Köpfe und gelegentlich drangen Hilfeschreie zu ihnen herüber.
    »Da sind keine anderen Boote«, stellte Marlin fest.
    Das
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