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Mission auf Leben und Tod: Roman (German Edition)

Mission auf Leben und Tod: Roman (German Edition)

Titel: Mission auf Leben und Tod: Roman (German Edition)
Autoren: Patrick Robinson
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verhörte, folterte und dann enthauptete. Wobei es den kaum oder schlecht ausgebildeten Stammesangehörigen nur selten gelang, auch nur eines dieser vier Ziele zu erfüllen.
    »Hey, Mack, alles klar?«, fragte Billy-Ray auf die lässige Art, mit der SEALs ungeachtet ihres Dienstrangs miteinander umgingen. Es wurde beim Militär durchaus kritisch zur Kenntnis genommen, dass unter SEALs der Status eines Offiziers mehr oder weniger ignoriert wurde. Aber dort hatte man auch nicht die mörderische Ausbildung der SEALs durchlaufen, man hatte nicht die erbarmungslosen Qualen durchgemacht, unter denen Offiziere und Männer zu einer unverbrüchlichen Bruderschaft wurden, die sie für den Rest ihres Lebens zusammenschweißte.
    Mack sah auf. »Großer Gott, ihr seht ja schrecklich aus. Was war denn?«
    »Ausbildungslauf, und vielen ist aufgefallen, dass du nicht dabei warst«, erwiderte Billy-Ray, dessen vor Schweiß glänzendes, schwarzes Gesicht vor guter Laune nur so strahlte.
    »Sag ihnen, sie können mich mal.«
    »Jawoll, Sir .«
    Lachend ließen sich alle vier auf den großen Kissen nieder.
    »Wir gehen am Nachmittag raus?«, fragte Charlie O’Brien.
    »Um 1500, runter nach Abu Hallah, wenn die Jungs bis dahin nicht zurück sind.«
    »Die werden da sein«, warf Billy-Ray mit seiner tiefen Alabama-Stimme ein. »Zum Abendessen gibt’s Schinkenbraten mit
schwarzen Bohnen, den lassen sich Bobby und seine Jungs nie und nimmer entgehen.«
    »Für Bobby und seine Jungs ist es heute Morgen vielleicht ein bisschen eng geworden«, unterbrach Frank Brooks. »Der Laster mit den Marines, den die Scheißkerle letzten Freitag in Nord-Bagdad haben hochgehen lassen, ist von einer Rakete getroffen worden, und die hat einen ziemlich großen Brand ausgelöst. Die Aufklärung meint, der Hauptteil der Aufständischen hat sich flussaufwärts nach Abu Hallah zurückgezogen. Bobby soll sie dort aufspüren.«
    »Hoffen wir nur, dass die keine gottverdammten Diamondheads mehr haben«, murmelte Mack. »Aber wenn wir die finden wollen, dann müssen wir nur Frank reinschicken – dessen Bart ist länger als der von Bin Laden.«
    »Hey«, sagte Charlie, »hab ich eigentlich schon mal erzählt, was Frank in einer Kneipe in den östlichen Rockys passiert ist?«
    »Heilige Scheiße«, entfuhr es Chief Brooks, der bereits ahnte, was gleich auf seine Kosten kommen würde.
    »Also«, fuhr Charlie fort, »damals war sein Bart fast genauso lang wie jetzt, ihr wisst schon, vom Gesicht war kaum noch was zu sehen, nur die Augen schauen noch raus. Und in dieser Kneipe hockt so ein alter Indianer, der Frank die ganze Zeit anstarrt.
    Schließlich also sagt Chief Brooks mit seiner tiefen, tiefen Bassstimme zum Indianer: ›Was zum Teufel glotzt du so?‹«
    Die SEALs, sogar Frank, mussten jetzt schon lachen.
    »Also«, erzählte Charlie, »der alte Indianer nimmt seine Pfeife aus dem Mund und sagt: ›Sir, ich glotz gar nicht. Bestimmt nicht, Sir. Aber vor 29 Jahren, da war ich schon mal in dieser Stadt, und damals haben sie mich ins Gefängnis gesteckt, weil ich einen Bison gevögelt hab … Und jetzt, na ja, da geht mir durch den Kopf, dass Sie vielleicht mein Sohn sein könnten!‹«
    Charlie hätte sich als Komiker seinen Lebensunterhalt verdienen können. Die SEALs schlugen sich auf die Schenkel und wieherten
drauflos, wie meistens, wenn er einen seiner zahllosen Witze zum Besten gab. Sogar Frank Brooks kriegte sich kaum mehr ein.
    Mack Bedford war mit Charlies Witzen vertrauter, da er im Foxtrot Platoon des SEAL-Teams 10 eine Menge Einsätze mit ihm bestritten hatte. Diesen aber hatte er noch nicht gehört, und so lachte er hemmungslos mit den anderen und versuchte dabei den Schmerz und die Trauer über die Krankheit seines Sohnes zu vergessen.
    Charlie O’Brien war ein erstklassiger MG-Schütze, ein Bär von Mann im unbewaffneten Kampf, der oft den Bodyguard für seinen befehlshabenden Offizier gab. Aber er war jünger als die anderen, und es gab nach wie vor welche, die meinten, seine größte Stärke sei es, dass er den Boss zum Lachen brachte. Lieutenant Commander Bedford hielt große Stücke auf ihn. Wie viele Befehlshaber der Spezialkräfte wusste er sehr genau, wie wertvoll es war, wenn jemand selbst der schlimmsten Situation noch etwas Witziges abgewinnen konnte.
    Viele im Foxtrot Platoon erinnerten sich noch gut daran, als Charlie O’Brien im südlichen Afghanistan eine Taliban-Stellung auseinandernahm. Er sprang hoch, streckte beide Arme
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