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Miss Seetons erster Fall

Miss Seetons erster Fall

Titel: Miss Seetons erster Fall
Autoren: Heron Carvic
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sie den Tod eines alten Freundes.
    Delphick seufzte. »Das tut mir leid.« Er nahm die Trümmer an sich. »Ich werde Miss Seeton natürlich fragen, aber ich glaube nicht, daß sie ihn wiederhaben will. Ich hätte ihn gern als Erinnerungsstück.« Er ging zur Tür. »Übrigens, Sergeant, Sie könnten Mrs. Bloomer anrufen und ihr Bescheid sagen. Sonst macht sie sich Sorgen.« Delphick verzog sich.
    Draußen hatte Police Constable Potter die Dorfbewohner verscheucht und an ihre Arbeit zurückgeschickt. Delphick wurde die Reporter durch die Zusage los, im George and Dragon eine Pressekonferenz abzuhalten, sobald er frei sei. Potter, der sich aus eigenem Antrieb am Tor der Klinik postiert hatte, um jeden weiteren Versuch eines ungesetzlichen Auflaufs zu verhindern, wandte sich voll Eifer an Superintendent Delphick.
    »Haben Sie sonst noch einen Auftrag für mich, Sir?«
    Delphick sah ihn einen Augenblick geistesabwesend an. Dann: »Ach ja, Constable. Wenn Ihre sonstigen Pflichten es erlauben, könnten Sie mir vielleicht bei der Durchsuchung von The Meadows helfen.«
    »Ja, Sir. Gewiß. Mit größtem Vergnügen, Sir.«
    »Wollen sehen, ob wir eine Verbindung zwischen dem Mädchen und Lebel finden. Spuren von Rauschgift, vielleicht. Natürlich finden wir nichts, aber nachsehen müssen wir. Und wenn wir nur rauskriegen, wo diese Frau Wie-heißt-sie-doch ist. die Haushälterin von Mrs. Venning. Das wäre schon was.« Delphick bog in den Pfad ein.
    Police Constable Potter, persönlicher Assistent eines Superintendent von Scotland Yard, schritt neben ihm aus. »Mrs. Fratters, meinen Sie. Ich glaube fast, sie ist hin, Sir.«
    Vor Delphicks geistigem Auge, das weiter sah als er selbst, erschien das Bild einer Mrs. Fratters, die plötzlich und unerklärlicherweise begonnen hatte, in Verwesung überzugehen. »Hin?«
    »Hin zu ihrer Schwester. Hat sie mir erzählt, wie ich sie heute morgen am Ashford-Bus gesehen habe, an der Haltestelle. Und nicht einmal gern, Sir, wenn ich sie richtig verstanden habe, Sir. Sie wollte gar nicht hin. Aber sie hat gesagt, Mrs. Venning hätte ihr gesagt, daß sie zwei, drei Tage allein sein will. Kann ich verstehen. Sie nicht, Sir?«
    »Doch«, sagte Delphick. »Ich glaube schon.«
    Bob legte den Hörer auf und ging ins Wohnzimmer zurück. »So. Mrs. Bloomer weiß Bescheid«, sagte er zu Anne. »Sie hätte was fertig, sagt sie, ganz gleich, wann Miss Seeton zurückkommt. Kalbsbraten, kalt, und Speckkuchen.« Es klang sehnsüchtig. »Die arme Miss Seeton. Sie wird nicht gerade scharf auf Essen sein.«
    Anne reichte ihm einen Teller mit Kuchen und goß Kaffee ein. Sie lachte. »Sagen Sie das nicht. Mich kann Miss Seeton überhaupt nicht mehr überraschen. Vergessen Sie nicht, daß sie viel Bewegung gehabt hat. Und noch dazu ihr Frühstück wieder rausrücken mußte. Vater sagt, noch nie hätte er so was an Elastizität erlebt. Zäh wie Sohlenleder und es wäre ihm schleierhaft. Übrigens, was hat sie eigentlich diesmal gemacht?«
    Bob sah verwirrt aus. »Tja, wir wissen es nicht. Sie hat mit dem Pfarrer gesprochen und plötzlich etwas von Gas gesagt und ist losgerannt wie eine verbrühte Katze. Aber wir wissen nicht, wie sie darauf gekommen ist.« Er setzte sich neben Anne auf das Sofa und begann, das Stück Kuchen zu essen. »Das Küchenfenster von The Meadows war eingeschlagen. Dabei muß ihr Schirm kaputtgegangen sein. Und sie ist wohl reingeklettert – oder vielmehr reingehechtet, denn das Fenster ist sehr klein, und darunter ist der Ausguß. Sie hat den Gasherd abgestellt, die Tür aufgeschlossen und Mrs. Venning hinausgeschleppt. Beide haben übereinander auf der Türschwelle gelegen, wie ich hinzugekommen bin. Im ganzen Haus roch es nach Gas.«
    »Und Sie haben sie einfach aufgelesen und zu uns gebracht.«
    »Ja«, sagte Bob.
    Anne lächelte ihm zu. »Vermutlich haben Sie Mrs. Venning damit das Leben gerettet.«
    »Wofür sie mir bestimmt nicht danken wird«, meinte Bob nachdenklich.
    »Jetzt nicht, vielleicht. Aber später vielleicht doch. Ich glaube, wenn jemand sterben soll, dann stirbt er, und wenn jemand gerettet werden soll, dann wird er gerettet, und damit hat sich’s.«
    In Bewunderung versunken, sah Bob sie an: Welch eine schlichte, großartige Lebensweisheit. Welch ein schlichtes, großartiges Mädchen. Unter seinem unverwandten Blick wurde Anne verlegen.
    »Oh«, sagte sie. »Wie schrecklich. Ich habe mich noch nicht einmal für die Blumen und die Pralinen bedankt. Die
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