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Miles Flint 02 - Die Lautlosen

Miles Flint 02 - Die Lautlosen

Titel: Miles Flint 02 - Die Lautlosen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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abstieß – beinahe wie Weitspringer auf der Erde, nur dass dem ersten Sprung sogleich der nächste folgte.
    Der Felsbrocken warf einen Schatten, der einen Teil des Weges verdunkelte. Coburn bemühte sich, nicht dort zu landen, sondern über die Dunkelheit hinwegzuspringen. Als er dann aufkam, konnte er endlich erkennen, was hinter dem Felsen lag.
    Und er sah etwas Weißes auf seinem Weg.
    Noch ein gestürzter Läufer. Nur war dieser nicht wie vorgesehen vom Pfad fortgekrochen. Stattdessen hatte er sich zu einer fötalen Haltung zusammengerollt, als läge seine Verletzung nicht im Bereich von Beinen und Füßen, sondern an einer anderen Stelle.
    Frische Fußabdrücke im Staub auf der linken Seite des gestürzten Läufers verrieten, dass mindestens zehn andere Läufer ihn bereits passiert hatten. Niemand hatte angehalten, um nachzusehen, wie es dem Läufer ging. Aber das war normal. Coburn hatte bei den anderen gestürzten Läufern auch nicht angehalten.
    Wie auch immer, die Gestürzten bisher hatten sich bewegt. Sie hatten sich vor und zurück gewiegt, während sie ein gebrochenes Schienbein gehalten, oder frustriert über den geplatzten Traum mit den Fäusten auf den Boden eingehämmert hatten. Ein paar hatten versucht, sich aufzurichten, als Coburn vorbeigelaufen war; andere waren am Rand des Pfades entlanggestolpert und hatten versucht, den Lauf trotz ihrer Verletzungen fortzusetzen.
    Niemand hatte einfach nur dagelegen.
    Diese Verletzung war ohne Zweifel ernster, als es die der anderen gewesen waren.
    Coburn würde nicht stehen bleiben – das würde ihn wertvolle Zeit kosten –, aber sobald er den Läufer erreicht hätte und der Visor ihm die Positionsangaben liefern würde, würde Coburn das medizinische Notfallteam kontaktieren und informieren, dass ein bewusstloser Läufer auf dem Weg lag.
    Dann kam der Anzug deutlicher in Sicht.
    Er war nicht weiß. Er war blass rosa mit goldenen Streifen, die im Sonnenschein glitzerten. Die Stiefelsohlen hatten ein vertrautes Blitzmuster, ein Muster, das zu dem auf seinen Stiefelsohlen passte.
    Jane.
    Sie hatte etwa an fünfter Stelle gelegen, als sie Coburn hinter sich gelassen hatte. Von ihr bei einem Marathon überholt zu werden, war ein völlig normaler Vorgang. Jane war eine hervorragende Läuferin, und wie der seine gestattete auch ihr Anzug dem Träger nicht, längere Zeit bewusstlos zu bleiben. Der Anzug hätte das medizinische Notfallteam automatisch rufen müssen, statt sie einfach hier liegen zu lassen, wo mindestens zehn andere Läufer bereits an ihr vorbeigerannt waren.
    Es konnte nur einen Grund geben, warum der Anzug sie nicht wiederbelebt hatte: Die Technik hatte versagt.
    Coburn bemerkte, dass er keuchte. Er verlangsamte seine hüpfenden Schritte und veränderte den Winkel, sodass er direkt neben Jane zum Stehen kam.
    Dann kauerte er sich neben sie.
    Ihr Gesicht war dem Regolith zugewandt, und die weiße Schale des Helms versperrte ihm den Blick auf ihr Visier. Er hatte keine Ahnung, warum sie so dalag – beide Beine zusammen, die Arme vor die Brust gezogen.
    Jane lief herrlich, auch unter Bedingungen wie diesen. Sie sollte langgestreckt am Boden liegen, wie alle anderen auch … es sei denn, sie hatte sich zusammengekrümmt und diese fötale Haltung eingenommen, um irgendeinen Schmerz zu kompensieren.
    Aber ihr Anzug hätte ihr mit einer zusätzlichen Endorphinausschüttung bei der Kompensation helfen müssen oder, falls die Verletzungen zu ernst waren, die medizinische Erstversorgung bis zum Eintreffen der Hilfskräfte übernehmen sollen.
    Er hätte sie medizinisch versorgen und bei Bewusstsein halten müssen.
    Mit einer behandschuhten Hand berührte Coburn ihre Schulter. Die Gewebelagen zwischen ihnen ließen sie inhuman erscheinen. Er schob die Schulter von sich weg und drückte sie zurück, um in ihr Gesicht zu sehen. Eine ihrer Hände fiel in den Staub.
    Coburns Mund war trocken. Der Monitor auf der rechten Seite seines Visiers blinkte, drängte ihn, gleichmäßig zu atmen und etwas zu trinken, ehe er dehydrierte.
    Er ignorierte die Anzeige.
    Stattdessen starrte er auf Janes Visier. Der Sonnenlichtfilter war niedrig eingestellt und gestattete es ihm, einen Blick ins Innere des Helms zu werfen. Was einmal Janes Gesicht gewesen war, war nun schwarz und deformiert, die einst schönen braunen Augen aus den Höhlen getreten.
    Coburn drehte sich der Magen um, und er musste schlucken, um seine Galle unten zu halten.
    Irgendwie schaffte er es, seinen
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