Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Midnight Breed 03 - Geschöpf der Finsternis-neu-ok-13.11.11

Midnight Breed 03 - Geschöpf der Finsternis-neu-ok-13.11.11

Titel: Midnight Breed 03 - Geschöpf der Finsternis-neu-ok-13.11.11
Autoren: Lara Adrian
Vom Netzwerk:
die lange, asphaltierte Auffahrt und ging querfeldein durch das
bewaldete Grundstück.
    Etwa siebzig Meter vor ihm
konnte er durch das schneebedeckte Fichtendickicht schwach die Lichter des
Anwesens sehen. Obwohl sich das wahre Hauptquartier der Krieger unterirdisch,
unter dem neogotischen Prachtbau befand, war es durchaus üblich, dass einer
oder mehrere Krieger und ihre Gefährtinnen das Haus abends für Abendessen oder
gesellige Anlässe benutzten.
    Aber wer auch immer heute Abend
dort war, hatte alles andere als angenehmen Zeitvertreib im Sinn.
    Als sich Tegan dem Gebäude
näherte, hörte er ein wildes, animalisches Brüllen, gefolgt vom Geräusch
splitternden Glases.
    „Was zum …“
    Wieder ertönte ein lautes Krachen,
noch ungestümer als das erste Mal. Das Geräusch kam offenbar aus dem opulenten
Foyer des Herrenhauses. Es klang, als schlüge dort jemand - oder etwas - alles
kurz und klein. Tegan sprang die Marmortreppe zum Haupteingang hinauf und
drückte gegen das verwitterte, schwarz lackierte Holz, eine Klinge in der
Faust. Als er hineinging, knirschten seine Stiefel auf einem Teppich von
Porzellan- und Glasscherben.
    „Du lieber Himmel“, murmelte er
und sah sich nach dem Verursacher der Zerstörung um.
    An eine antike Kredenz in der
Mitte des gefliesten Foyers gelehnt stand ein Krieger, seine vernarbten,
olivbraunen Hände auf die mit Schnitzereien verzierten Kanten des Möbelstücks
gestützt, als ob das allein ihn aufrecht hielt. Er war völlig durchnässt, sein
Oberkörper nackt und er trug nur eine lose, graue Baumwolltrainingshose, die
aussah, als wäre er eben erst hastig hineingefahren. Sein dunkler Kopf hing
tief herunter, lange, espressofarbene Haarsträhnen hingen ihm übers Gesicht,
glatt und glänzend vor Nässe. Die Dermaglyphen, die sich über seine nackte
Brust und Schultern zogen, waren von intensiver Farbe, das komplizierte Muster
der Stammeszeichen pulsierte wütend auf seiner Haut.
    Tegan ließ seine Waffe sinken
und hielt die Klinge mit der Hand verdeckt, bis er sie wieder in die Scheide
gesteckt hatte.
    „Alles klar, Rio?“
    Der Krieger stieß ein tiefes,
kehliges Knurren aus, weniger Begrüßung als ein Nachbeben seines Wutanfalls.
Wasser rann an ihm herunter und sammelte sich zu einer Pfütze um seine nackten
Füße und die verstreuten Scherben einer unbezahlbaren Limoges-Schüssel, die er
eben von der Kredenz gefegt hatte. Die Oberfläche des Mahagonischrankes war von
Glasscherben bedeckt; den Spiegel im vergoldeten Stuckrahmen, der über der
Kredenz an der Wand hing, hatten die blutigen Fingerknöchel von Rios rechter
Hand in Stücke geschmettert.
    „So spät noch am Umdekorieren,
alter Junge?“ Tegan ging näher an ihn heran, die Augen fest auf den
wutverkrampften, muskulösen Körper des Kriegers gelichtet. „Wenn es dich
tröstet, für diesen französischen Schickimickischeiß hatte ich auch noch nie
was übrig.“
    Rio stieß einen rauen, bebenden
Atemzug aus und warf dann den Kopf herum, um Tegan anzusehen. In seinen
topasfarbenen Augen lag immer noch ein bernsteingelber Schimmer, ihr Licht fuhr
durch den dunklen Vorhang seines Haares und strahlte die Hitze des Wahnsinns
ab, der nach wie vor in ihm brodelte.
    Zwischen seinen geöffneten
Lippen schimmerte der knochenweiße Glanz seiner voll ausgefahrenen Fangzähne,
als er die Luft durch die Zähne sog.
    Tegan wusste, dass es nicht
Blutgier war, die die wilde Seite des Kriegers ausgelöst hatte. Es war Wut. Und
Gewissensbisse.
    Ihr metallischer Geschmack
erfüllte die Luft, strahlte in heißen Wellen von Rio ab.
    „Ich hätte sie töten können“,
keuchte er mit einer heiseren, gequälten Stimme, die so gar nichts mit dem
üblichen weichen Bariton des Spaniers gemein hatte. „Ich musste da sofort raus, pronto . Irgendwie bin ich plötzlich … ausgetickt, verdammt noch mal.“
Mit einem raubtierhaften Zischen holte er keuchend Luft. „Scheiße, Tegan … ich
wollte - musste - jemandem wehtun.“
    Jeder andere wäre von diesen
Worten wohl beunruhigt gewesen, doch Tegan beobachtete Rio nur ruhig,
betrachtete mit zusammengekniffenen Augen die von Brandnarben und
Splitterwunden verunstaltete linke Seite von Rios Gesicht, die zwischen den
nassen Haarsträhnen hervorschimmerte. Es war nicht viel übrig von dem gut
aussehenden, kultivierten Mann, der einst das entspannteste Mitglied des Ordens
gewesen war, immer einen Scherz oder ein Lächeln auf den Lippen. Die Explosion,
die er im letzten Sommer knapp überlebt
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher