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Mickey Haller 04 - Der fünfte Zeuge

Mickey Haller 04 - Der fünfte Zeuge

Titel: Mickey Haller 04 - Der fünfte Zeuge
Autoren: Michael Connelly
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Ihren Aktenkoffer kontrollieren. Sie wissen schon, Vorschrift.«
    Er meinte den lederbezogenen Alukoffer, den ich bei mir hatte. Ich hätte dagegen einwenden können, dass die Durchsuchung gegen die anwaltliche Verschwiegenheitspflicht verstieß, aber ich wollte mit meiner Mandantin sprechen. Ich ging zu Kurlen zurück, schwang den Aktenkoffer auf einen Schreibtisch und öffnete ihn. Er enthielt nur die Lisa-Trammel-Akte, einen neuen Notizblock und die Verträge und Vollmachten, die ich unterwegs ausgedruckt hatte. Ich nahm an, dass ich Lisa noch einmal alles neu unterschreiben lassen musste, da ich sie jetzt auch noch strafrechtlich zu vertreten hatte.
    Kurlen warf einen kurzen Blick hinein und nickte zum Zeichen, dass ich ihn wieder schließen konnte.
    »Italienisches Leder«, sagte er. »Richtig schick, wie so ein typischer Dealerkoffer. Sie haben sich doch hoffentlich nicht mit den falschen Leuten zusammengetan, Haller?«
    Er setzte wieder dieses hinterfotzige Grinsen auf. Polizistenhumor war wirklich eine Sache für sich.
    »Er hat übrigens tatsächlich einem Drogenkurier gehört«, sagte ich. »Ein Mandant. Aber da, wo er jetzt ist, braucht er ihn nicht mehr, deshalb habe ich ihn sozusagen in Zahlung genommen. Möchten Sie das Geheimfach sehen? Es ist allerdings ziemlich schwer zu öffnen.«
    »Ich glaube, das sparen wir uns. Sie können jetzt zu ihr reingehen.«
    Ich schloss den Koffer und ging wieder zum Vernehmungszimmer.
    »Es ist übrigens kolumbianisches Leder«, sagte ich.
    Kurlens Partnerin wartete an der Tür. Ich kannte sie nicht, stellte mich aber nicht vor. Wir würden kaum warm miteinander werden. Außerdem schätzte ich sie als die Sorte Cop ein, die mir den Handschlag verweigern würde, um bei Kurlen Eindruck zu schinden.
    Sie hielt mir die Tür auf, und ich blieb auf der Schwelle stehen.
    »Sämtliche Ton- und Bildaufzeichnungsgeräte in diesem Zimmer sind doch aus, oder?«
    »Selbstverständlich.«
    »Sollte dem nicht so sein, wäre das eine Verletzung der …«
    »Wir wissen, wie so was gehandhabt wird.«
    »Schon, aber praktischerweise vergessen Sie es manchmal, oder nicht?«
    »Jetzt haben Sie noch vierzehn Minuten, Sir. Wollen Sie mit ihr reden oder weiter mit mir?«
    »Alles klar.«
    Ich ging nach drinnen, und die Tür wurde hinter mir geschlossen. Das Zimmer war zwei auf drei Meter groß. Ich sah Lisa an und legte den Finger an die Lippen.
    »Wie bitte?«, fragte sie verständnislos.
    »Lisa, das heißt: Sagen Sie kein Wort, solange ich Sie nicht dazu auffordere.«
    Ihre Reaktion darauf war, in einen Schwall Tränen und ein lautes, langgezogenes Heulen auszubrechen, das in einen unverständlichen Satz überging. Sie saß an einem quadratischen Tisch. Ich setzte mich rasch auf den freien Stuhl, der ihr gegenüber stand, und legte meinen Aktenkoffer auf den Tisch. Ich wusste, dass sie die Detectives ganz bewusst so hatten Platz nehmen lassen, damit sie in die versteckte Kamera schaute. Deshalb machte ich mir erst gar nicht die Mühe, danach Ausschau zu halten. Ich klappte den Koffer auf und zog ihn in der Hoffnung, mein Rücken würde ihn vor der Kamera abschirmen, ganz nah an meinen Körper. Ich musste davon ausgehen, dass Kurlen und seine Partnerin uns belauschten und beobachteten. Ein weiterer Grund für seine »Nettigkeit«.
    Während ich mit der rechten Hand den Notizblock und meine Unterlagen herausnahm, öffnete ich mit der linken das Geheimfach des Koffers. Ich drückte den Einschaltknopf des Paquin 2000 Audioblockers. Das Gerät sendete ein niederfrequentes Funksignal aus, das jede Abhörvorrichtung in einem Umkreis von acht Metern mit elektronischer Desinformation blockierte. Wenn uns Kurlen und seine Partnerin unerlaubterweise zu belauschen versuchten, würden sie nur Rauschen hören.
    Der Koffer mit dem eingebauten Gerät war fast zehn Jahre alt, und soviel ich wusste, war sein ursprünglicher Besitzer noch im Gefängnis. Ich hatte ihn vor mindestens sieben Jahren in Zahlung genommen, als meine Haupteinkommensquelle Drogenfälle waren. Ich wusste, dass die Exekutive immer bessere Mausefallen zu bauen versuchte und elektronische Abhörmaßnahmen in den letzten zehn Jahren wahrscheinlich mindestens zwei Revolutionen erlebt hatten. Deshalb war ich mir meiner Sache nicht ganz sicher. Ich müsste mit meinen Äußerungen vorsichtig sein und hoffte, meine Mandantin wäre es ebenfalls.
    »Lisa, wir werden hier nicht so wahnsinnig viel reden, weil wir nicht wissen, wer alles zuhört.
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