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Metropolis brennt

Metropolis brennt

Titel: Metropolis brennt
Autoren: H. J. Alpers
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nö­ti­gen Kon­trol­len. Je­mand bau­te die hy­dro­po­ni­schen Tanks auf.
    Ich ha­be in den Ar­chi­ven ge­stö­bert. Viel­leicht ha­be ich et­was ge­fun­den. Ich sah gan­ze Ber­ge selt­sa­mer Be­rich­te – Be­rich­te über Trup­pen­stär­ke, Nah­rungs­mit­tel­vor­rä­te, die Ver­sor­gungs­la­ge –, aber ich kam nie­mals bis zum An­fang zu­rück. Ich fand schließ­lich ein Stück Pa­pier, und viel­leicht ha­be ich es ver­stan­den, viel­leicht auch nicht. Es be­rich­te­te vom Was­ser des Co­lo­ra­do und dar­über, wer wie­viel be­kom­men soll­te. Aber wie kann man denn das Was­ser ei­nes Flus­ses tei­len? Das aber könn­te der An­fang von Denv ge­we­sen sein und auch von El­lay und den Bom­ben­an­grif­fen.“
    Der Ge­ne­ral schüt­tel­te ver­wirrt den Kopf, dann fuhr er fort: „Ich se­he nicht klar, was kom­men wird. Ich wür­de ger­ne zwi­schen Denv und El­lay Frie­den schlie­ßen, aber ich weiß nicht, wie ich das an­fan­gen soll und was es für Kon­se­quen­zen hät­te. Ich glau­be, Frie­den be­deu­tet, nicht mehr zu schie­ßen und auch über­haupt kei­ne Waf­fen mehr her­zu­stel­len. Viel­leicht be­deu­tet es auch, daß vie­le von uns Denv ver­las­sen und ein völ­lig neu­es Le­ben an­fan­gen müs­sen. Da­her ha­be ich mich in mei­ne Po­si­ti­on vor­ge­ar­bei­tet. Da­her brau­che ich auch einen jun­gen Mann, der es mit den Bes­ten von ih­nen auf­neh­men kann. Sag mir, was du da­von hältst.“
    „Ich glau­be“, sag­te Reu­ben, „das ist groß­ar­tig. Die Ret­tung von Denv. Ich wer­de Ih­nen bis zum To­de treu zur Sei­te ste­hen, wenn ich darf.“
    May lä­chel­te mü­de und lehn­te sich in sei­nem Ses­sel zu­rück, wäh­rend Reu­ben auf Ze­hen­spit­zen hin­aus­sch­lich.
    Was für ein Glück, dach­te Reu­ben. Was für ein Glück, an ei­nem sol­chen Wen­de­punkt des Schick­sals be­tei­ligt zu sein!
    Er such­te nach der Woh­nung Ru­dol­phs und durf­te ein­tre­ten.
    Zu dem Ge­ne­ral sag­te er: „Sir, ich muß lei­der mel­den, daß Ihr Freund May den Ver­stand ver­lo­ren hat. Er be­rich­te­te mir ge­ra­de von sei­nem Plan, die Zi­vi­li­sa­ti­on, wie wir sie ken­nen, zu ver­nich­ten, und dräng­te mich, in sei­ne Fuß­stap­fen zu tre­ten. Ich gab vor, ihm zu­zu­stim­men – schließ­lich kann ich Ih­nen von grö­ße­rem Nut­zen sein, wenn ich Mays Ver­trau­en ge­nie­ße.“
    „So?“ sag­te Ru­dolph nach­denk­lich. „Er­zähl mir von dem Dop­pel­gän­ger. Was ging schief?“
    „Al­mon und Se­le­ne wa­ren die schwa­chen Punk­te. Se­le­ne, weil sie mich warn­te, an­statt mich ab­zu­len­ken, und Al­mon, weil er ih­re Un­fä­hig­keit nicht er­ken­nen konn­te.“
    „Ich wer­de ih­nen die Ge­hir­ne aus­bren­nen las­sen. Da­mit wä­re ei­ne Stel­le im neun­un­dacht­zigs­ten Stock mei­ner Or­ga­ni­sa­ti­on frei, nicht wahr?“
    „Sie sind sehr freund­lich, Sir, aber ich glau­be, nach au­ßen hin soll­te ich Mays Mann blei­ben. Wenn ich Be­loh­nun­gen ver­die­ne, nun, ich kann mich noch et­was ge­dul­den. Ich ver­mu­te, daß May bei der Wahl für die fünf Ster­ne ge­winnt. Aber an­ge­sichts sei­nes Dro­gen­kon­sums wird er kaum noch län­ger als zwei Jah­re le­ben.“
    „Die­se Span­ne kön­nen wir noch ver­kür­zen.“ Ru­dolph grins­te. „Ich ha­be Phar­ma­zeu­ten, die si­cher­stel­len kön­nen, daß sei­ne Dro­gen stär­ker als die han­dels­üb­li­chen sind.“
    „Das wä­re ganz aus­ge­zeich­net, Sir. Wenn er zu sehr ge­schwächt ist, um wei­ter sei­nen Pflich­ten nach­kom­men zu kön­nen, wird man viel­leicht ver­su­chen, die Af­fä­re mit dem Dop­pel­gän­ger hoch­zu­spie­len, um Sie in Miß­kre­dit zu brin­gen. Ich könn­te dann aus­sa­gen, daß ich von An­fang an Ihr Mann ge­we­sen bin und daß mich May nur er­preßt hat.“
    Sie steck­ten die Köp­fe zu­sam­men, die­se bei­den Ret­ter ih­rer Zi­vi­li­sa­ti­on, und schmie­de­ten die gan­ze Nacht hin­durch Ver­schwö­rungs­plä­ne.

 
Jörg Weigand
Nach­rich­ten vom Ta­ge
     
1
     
    Um 19 Uhr 25 be­gann der Vi­deo­schirm zu flim­mern. Die fast sechs Qua­drat­me­ter große Sichtschei­be war in die Wand ge­gen­über der Sitze­cke des Wohn­rau­mes ein­ge­las­sen. Pünkt­lich
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