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Messias-Maschine: Roman (German Edition)

Messias-Maschine: Roman (German Edition)

Titel: Messias-Maschine: Roman (German Edition)
Autoren: Chris Beckett
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Kabeljau, Scholle, irischen Eintopf …«, begann er.
    »Jemand will vorbeikommen, um mit mir darüber zu reden!«, wimmerte Ruth. »Jemand von der Roboterfirma. Sie haben in jeder Wohnung im Block angerufen. Ein ganzes Team kommt her, um mit allen zu reden, die Shirley in den letzten zehn Tagen gesehen haben.«
    »… Pommes frites, Waffeln, Schokoladeneis, Erdbeereis, Zitronensorbet …« Charlie unterbrach seine Aufzählung, um eine Ultraschallübertragung von der Wohnungstür entgegenzunehmen.
    »Da will jemand zu dir, Ruth«, verkündete er. »Ihr Name ist Marija Mejic, und sie kommt von der Illyria Cybernetic Corporation. «

    Sie erwies sich als junge Frau, etwa in meinem Alter. Sie war freundlich, intelligent und ziemlich hübsch, was mich sofort durcheinanderbrachte. Damals hatte ich große Angst vor gutaussehenden jungen Frauen.
    »Tut mir sehr leid, dass ich Sie belästigen muss«, sagte sie, nachdem ich sie gebeten hatte, Platz zu nehmen. »Ich glaube, Sie wissen bereits, dass ein Roboterhauswart verschwunden ist. Wir müssen nun herausfinden, wie es dazu gekommen ist, um dafür zu sorgen, dass mögliche Probleme behoben werden.«
    Trotz ihres südslawischen Namens wies ihr Illyrisch einen leichten australischen oder neuseeländischen Akzent auf.
    »Das scheint mir eine Menge Aufhebens um einen defekten Roboter zu sein«, bemerkte ich.
    Lächelnd schaute sie zu mir. Ihr Auftreten war verstörend direkt.
    »Tja«, erwiderte sie, »die Sache ist die …« Sie zögerte. »Die ICC ist einfach davon überzeugt, dass man in solchen Angelegenheiten gründlich sein muss.«
    Damit ging sie unverzüglich dazu über, uns eine ganze Reihe Fragen zu stellen. Wann hatten wir Shirley zum letzten Mal gesehen? Wie oft hatten wir sie in den letzten zehn Tagen gesehen? Hatten wir irgendwelche erkennbaren Veränderungen an ihrem Verhalten beobachtet? Und an ihren verbalen Reaktionen? Ihrer Stimme? Ihrer Körperhaltung?
    »Kommt so etwas häufig vor?«, erkundigte Ruth sich am Ende.
    »Nun ja, tatsächlich kommt es in letzter Zeit ziemlich häufig vor. Bei vielen verschiedenen Robotern. Es ist aber nicht weiter gefährlich. Niemand ist verletzt worden. Deshalb will die Regierung nicht, dass wir, Sie wissen schon, die Leute beunruhigen …«
    »Bei vielen Robotern?«, fragte Ruth. »Bei allen Arten von Robotern? Was ist mit unserem Charlie hier?«
    Sie streckte die Hand aus und strich Charlie über den glänzenden »Kopf«, dessen aufgemaltes Gesicht längst abgerieben war.
    Marija Mejic schaute auf Charlie herab und lachte.
    »Aber nicht doch. Das betrifft nur diejenigen mit SE-Systemen. Haben Sie davon gehört? Selbstentwickelnd? Die lernen durch systematisches Ausprobieren und sind also tatsächlich darauf ausgelegt, ihr Verhalten im kleinen Rahmen zu verändern. Aber dann und wann kann es passieren, dass ein Zusammentreffen gewisser Umstände sie aus der Bahn ihrer ursprünglichen Parameter wirft. Wir wussten von Anfang an, dass das vorkommen könnte. Deshalb sollen diese Roboter eigentlich alle fünf Jahre neu programmiert werden – wir nennen das ›auf null setzen‹. Nur passiert es etwas schneller, als wir …«
    Sie erhob sich, trat ans Fenster und schaute hinaus.
    »Das Komische daran ist, dass die Dinger eigentlich verlässlicher sein sollten als menschliche Wesen!«, sagte sie, ohne sich zu uns umzudrehen. »Es ging bei dem Ganzen ja gerade darum, dass sie niemals den Kopf verlieren sollten!«
    Dann wandte sie sich mit einem kurzen Lachen wieder um.
    »Aber das ist nur eine persönliche Beobachtung meinerseits und bleibt bitte unter uns!«
    Ich stand auf, um sie zur Tür zu bringen. Sie streckte mir die Hand entgegen, als ich ihr aufmachte.
    »Es hat mich gefreut, Sie kennenzulernen, Mr. Simling.«
    Als sie mich anschaute, hatte ich das Gefühl, sie könnte an meinem Gesicht ablesen, wo ich heute gewesen war: das rote Zimmer mit dem süßlichen Gedudel, die Syntecs mit ihrem parfümierten Fleisch, der Schweiß auf Paddy Malones fettem Gesicht …
    Ich errötete.
    »Es hat mich auch gefreut, Sie kennenzulernen, Mr. Simling«, platzte ich heraus.

    Natürlich hatte dieser Besuch nicht gerade dazu beigetragen, Ruths Ängste zu besänftigen.
    »Was meinte sie mit ›aus der Bahn geworfen‹? Was könnten sie denn tun? Ich dachte, sie wären ungefährlich, George! Nicht wie diese schrecklichen Mazedonier, die über Gott und Satan brüten – und was sich diese Ausländer sonst noch so denken. Und jetzt
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