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Messi

Messi

Titel: Messi
Autoren: Luca Caioli
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Argentinien und Brasilien verpassen. Endstand: null zu null. Acht Tage später schlägt César Luis Menottis argentinische Nationalmannschaft, bekannt als Albiceleste (wörtlich: die „Weiß-Himmelblaue“), im Finale, ausgetragen im Monumental-Stadion von River Plate in Buenos Aires, die Niederlande mit 3:1 und wird Weltmeister. Es folgt der kollektive Wahnsinn. Fillol, Olguín, Galván, Passarella, Tarantini, Ardiles, Gallego, Ortiz, Bertoni, Luque und Kempes scheinen jeden Gedanken an den Proceso de Reorganización Nacional, die Zeit der Militärregierung, zu vertreiben. Für einen Moment vergessen scheinen die getöteten Dissidenten und die mehr als 30.000 „Verschwundenen“ wie auch die Folter und der Terror der grausam-blutigen Militärdiktatur General Jorge Rafael Videlas, die mit dem Putsch gegen Isabel Perón am 24. März 1976 ihren Anfang nahm. Auf den Straßen von Buenos Aires kann man immer noch die Worte „Inmundo mundial“ – „schmutzige Welt(meisterschaft)“ – lesen, gepinselt unterhalb eines Fußballfeldes und der Inschrift „1978“.
    Zwei Jahre nach dem Staatsstreich lastet die Terrorherrschaft nach wie vor auf dem Land, das Leben aber geht weiter. Celia und Jorge werden Eltern: Am 9. Februar 1980 kommt Rodrigo Martín zur Welt. Der zweite Sohn, Matías Horacio, wird in einer der dunkelsten Stunden Argentiniens geboren. Man schreibt den 25. Juni 1982. Elf Tage zuvor ist der Falklandkrieg zu Ende gegangen. Das besiegte Land zählt mehr als 649 Gefallene und über 1.000 Verwundete. Zu Letzteren muss man noch all diejenigen rechnen, die jene zweieinhalb „vom Feuerschein erhellten“ Monate ihr Leben lang nicht mehr vergessen werden: junge, unerfahrene und schlecht ausgerüstete Männer, durch billigen Patriotismus zum freiwilligen Eintritt in die Armee verführt, um die 1833 von den Briten besetzten Falklandinseln zurückzuerobern. Operation Rosario, wie das von General Leopoldo Galtieri geführte argentinische Haupt-Landungsunternehmen am 2. April 1982 genannt wird, gehört zu den unzähligen Versuchen der Militärjunta, von den katastrophalen Wirkungen des 1980 verabschiedeten Wirtschaftsprogramms abzulenken. Die Finanzpolitik hat zu einer Inflation von 90 Prozent geführt, zu Rezession in allen Wirtschaftssektoren, zu einem Anstieg der Auslandsverschuldung von Privatunternehmen und Staat, zur Entwertung von Löhnen und Gehältern und vor allem zur fortschreitenden Verarmung der Mittelklasse (eine Besonderheit in der Geschichte Argentiniens, die im Vergleich zu anderen Staaten Lateinamerikas stark hervorsticht). Der Krieg sollte das Land die Dramen der Vergangenheit vergessen machen und das Volk auf einer Welle des Patriotismus tragen. Galtieri war allerdings nicht auf die „Eiserne Lady“ Margaret Thatcher vorbereitet, und die britische Armee hatte er ebenfalls nicht auf der Rechnung.
    Im Verlauf weniger Wochen zermalmen britische Streitkräfte die argentinische Armee, was innerhalb nur eines Jahres zum Sturz der Militärjunta und schließlich in die Demokratie führt. Die Forderung nach Rückgabe der Malvinas, wie die Falklandinseln in Argentinien genannt werden, wird allerdings bestehen bleiben. Im Parque Nacional de la Bandera, dem „Nationalpark der Flagge“, hat man ein Monument zu Ehren der „auf den Malvinas lebenden Helden“ errichtet. In der Verfassung von 1994 wird die Rückgabe der Inseln zudem als ein unwiderrufliches Staatsziel aufgeführt. 1983 aber gewinnt Raúl Alfonsín die Wahlen. Er ist einer der wenigen Politiker, die sich von der Armee distanziert hatten und bei ihrer Meinung geblieben waren, dass das einzige Kriegsziel in der Stärkung der Diktatur bestand.
    Als Celia vier Jahre später ihr drittes Kind erwartet, ist die Lage weiterhin dramatisch. In der Semana Santa, der Heiligen Woche, steht Argentinien am Rande eines Bürgerkriegs. Die carapintadas (wörtlich: „bemalte Gesichter“), eine Gruppe junger Armeeoffiziere unter der Führung von Aldo Rico, haben sich gegen die Regierung erhoben. Sie fordern ein Ende der Strafprozesse gegen Menschenrechtsverletzungen während des Militärregimes. Die Militärkommandanten verweigern sich dem Befehl des Präsidenten. Das Volk geht unterdessen zur Verteidigung der Demokratie auf die Straße, und die Zentralgewerkschaft Confederación General de Trabajo (CGT) ruft einen Generalstreik aus. Am 30. April wendet sich Raúl Alfonsín an die auf der Plaza des Mayo versammelten Menschen und spricht den Satz, der wegen
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