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Messertänzerin

Messertänzerin

Titel: Messertänzerin
Autoren: S Rauchhaus
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ihren Augen schimmerte. Die Strähne trocknete im lauen Luftzug schnell, aber das war nicht das Blau der Kaste der Regierenden. Das war Lila!
    Divya ließ das Haar los, als hätte sie sich verbrannt, und starrte auf ihre Hand. Konnte ihr so ein Anfängerfehler wirklich unterlaufen sein? Warum trug sie eigentlich keine Handschuhe? Wie hatte sie so vergesslich sein können? Die Handschuhe hätten verhindern sollen, dass die roten Läuse an ihrer rauen Haut haften blieben und sich mit der Faeria-Farbe vermischten. Aber ihre Hände waren bedeckt mit blauen, roten und lila Flecken. Divya stieß ein Keuchen aus und Sada fuhr erschrocken herum.
    »Was ist los? Ich schwöre dir, wenn du auf den Boden kleckerst, wirst du den ganzen Nachmittag hier hocken und …«
    Sadas Blick wanderte so weit nach links, wie es ging, um die eigene Haarsträhne sehen zu können. Entsetzt sprang sie vom Stuhl und stieß Divya zur Seite, die es nur durch einen geschickten Sprung schaffte, den Schalen auszuweichen. Dafür trat Sada in die vorderste hinein, und die Spitze ihrer hellen Ledersandale verfärbte sich ebenso lila wie ihr Haar, aber sie achtete nicht darauf. Blindlings hastete sie zum Spiegel und blickte mit schmerzverzerrtem Gesicht hinein.
    »Das hast du absichtlich getan, um dich zu rächen!«,keuchte Sada und strich dabei schnell und immer schneller mit der Hand über die Farbe, bis ihre Finger fleckiger waren als die von Divya.
    »Es tut mir so leid«, sagte Divya leise.
    Völlig unvermittelt stieß Sada einen Schrei aus, riss den Spiegel von der Wand, schwang ihn herum und schleuderte ihn auf Divya. Die konnte sich so schnell gar nicht ducken und schützte ihr Gesicht, indem sie die Arme hochriss und den Kopf wegdrehte. Der Aufprall des splitternden Spiegels schmerzte, und der Schrecken über das, was sie getan hatte, schmerzte fast noch mehr. Sie stürzte zu Boden, neigte den Kopf nach unten und drückte die unbenutzten Handschuhe auf ihren blutenden Arm. Sadas Schreie wollten indessen nicht enden, und Divya konnte nur hoffen, dass sie sie nicht weiter attackierte.
    Da ging die Tür auf und Maita hastete herein. Als die Schulleiterin auf Divya zukam, senkte sie den Kopf noch tiefer. Aber ihre Demutsbezeugung nützte ihr nichts. Maita forderte sie auf, sich zu erheben, und schlug ihr die Hand ins Gesicht.
    »Wie konnte das geschehen?«, fauchte sie.
    »Es tut mir so leid!«, sagte Divya.
    »Das nützt mir nicht viel!«, erwiderte die Schulleiterin schneidend. »Du wirst zusätzlich zu deinen normalen Aufgaben für drei Tage alle Arbeiten übernehmen, die die anderen Dienerinnen dir abtreten. Da du das unmöglich alles tagsüber schaffen kannst, wirst du auch die drei Nächte durcharbeiten. Und denk dran, dass wir alle nachts schlafen, also sei leise!« Ihre Augen funkelten. »Weißt du, warum die Strafe über drei Tage geht?«
    Divya nickte, wütend auf sich selbst. »So lange wird esdauern, Sadas Haar mit dem gegorenen Saft von Lassabeeren zu behandeln, bis es wieder blond ist. Ich werde mir Mühe geben …«
    »Nein! Sada wird sich Mühe geben.« Maita wandte sich an das andere Mädchen. »Du wirst dein Haar selbst drei Tage lang einreiben. In dieser Zeit wirst du das Zimmer nicht verlassen. Wir mögen hier unter uns sein, aber du weißt, was geschehen kann! Wenn ein Mann dich mit einer lila Strähne sieht, kann er dich für den Preis einer Handwerkerstochter bekommen.«
    Sada stieß einen Schrei aus. »Aber es ist Divyas Schuld!«, protestierte sie unter Tränen.
    Maita zuckte mit den Schultern und musterte Divyas blutenden Arm.
    »Ja, und du hast sie bereits dafür bestraft, wie ich sehe. Aber auch du verdienst eine Strafe. Wenn du eine Tana sein willst, musst du die Arbeit deiner Dienerinnen überwachen und kontrollieren. Beim nächsten Mal lass dir die Farbe auf einem alten Stück Stoff vorführen.«
    »Aber alle sagen, dass Divya …«
    Maita sah Sada tief in die Augen. »Alle sagen …? Wenn du dich als Tana darauf verlässt, was alle sagen, dann wirst du nicht lange Tana bleiben. Männer sind wankelmütig, du darfst ihnen keinen Grund geben, eine andere zu erwählen. Du musst unangreifbar sein!«
    Sada funkelte Divya an. Die stumme Botschaft war klar: Das wirst du büßen!
     
    Ein paar Tage später war Divya fürs Bedienen beim Frühstück eingeteilt und lief mit zwei anderen Dienerinnen eilig zwischen den langen Tischen hin und her, brachte sauberesBesteck, heiße Karaffen mit Tee und Wasserschüsseln für die
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