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Messertänzerin

Messertänzerin

Titel: Messertänzerin
Autoren: S Rauchhaus
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empfehlen, in deinen Palast zurückzukehren. Die Wache steht jetzt unter dem Befehl der Sujim.«
    Warkan zögerte, hielt noch immer das Schwert über Divya in der Hand und überlegte. Auf einmal ertönten Schreie auf dem Marktplatz. Einige Städter versuchten, die besiegten Wachen zum Galgen zu zerren, während Jidaho und Yorak beschwichtigend dazwischengingen. Warkan starrte fassungslos auf das Geschehen.
    Divya nutzte den Augenblick und schwang sich über die Kante. Sie war nicht bereit, Tajan zu opfern! Sofort schlug Warkan mit seinem Schwert zu und streifte Divyas Arm, während sie sich über den Boden abrollte. Dann sprang sie auf und wirbelte mit ausgestrecktem Fuß herum.
    Diesmal traf der Stiefel Warkans Ohr. Er verlor das Gleichgewicht und torkelte ein paar Schritte vor … ein paar zu viel. Denn als er die Dachkante erreichte, trat er ins Leere. Wie eine blaue Flamme an einer Fackel wehte sein Umhang hinter ihm her, als er in die Tiefe stürzte und unten auf dem Kopfsteinpflaster aufschlug. Divya sah ihm mit schmerzverzerrtem Gesicht nach.
    »Dein Arm?«, fragte Tajan, der plötzlich neben ihr war und seinen Umhang um ihre blutende Wunde wickelte.
    Divya schüttelte den Kopf und lehnte sich an Tajans Brust.
    »Nein. Es war nur … Ich wollte niemals jemanden töten. Und nun habe ich es doch getan.«
    Tajan strich über ihren Rücken und drückte sie an sich. »Du hast dich verteidigt. Sonst würdest du jetzt dort unten liegen, und in meiner Vorstellung bist du in den letzten Augenblicken schon so oft gefallen, dass ich es nicht mehr ertragen konnte.«
    Seine Stimme war unendlich weich, und Divya entdeckte die Sorge der letzten Minuten in seinem Gesicht, als sie ihm mit den Fingern über die Wange strich.
    »Tu so etwas nie wieder!«, flüsterte sie, und die Nähe zu ihm war so warm und vertraut, dass es beinahe schmerzte. »Du darfst dein Leben nicht wegwerfen – ich brauche es noch.«
    »Ich wollte es nicht wegwerfen. Aber ich würde es gegen deines tauschen. Jederzeit.«
    Seine Hände fuhren über ihren Rücken, ihren Nacken und durch ihr Haar, bis sie in jeder Pore ihres Seins fühlte, dass Tajan nun zu ihr gehörte. Und sein Kuss war diesmal ganz anders als gestern im Turm. Sanfter, zarter, geduldiger. Voll von dem Wissen, dass sie von heute an sehr viel Zeit füreinander haben würden.
    Viel später, als Yorak und Jidaho die Menschen dazu aufriefen, ihnen bei der Umlagerung der Bibliothek zu helfen, entdeckte Divya endlich Jolissa wieder. Mitten unter den aufgewühlten Menschen fielen sie sich in die Arme und strahlten sich an.
    »Roc hat mich befreit!«, seufzte Jo in Divyas Ohr. »Er hat gegen die Wachen gekämpft, als ginge es um sein Leben.«
    »Vielleicht war es auch so für ihn«, sagte Divya leise.
    Jolissa schob sie zurück und sah sie ernst an.
    »Du hast dich verändert, seit du die Schule verlassen hast. Dabei ist das erst wenige Tage her.«
    »Du auch«, gab Divya zurück.
    »Vielleicht sind wir aber auch die Gleichen geblieben. Nur die Welt hat sich verändert.«
    Roc gesellte sich zu ihnen und blieb dicht neben Jolissa stehen, die seine Nähe sichtlich genoss, und auch Tajan legte einen Arm um Divya.
    »Sie alle haben euch und Warkan zum Schluss beobachtet«, berichtete Roc. »Was habt ihr bloß so lange mit ihm geredet?«
    Divya musste ihre Enttäuschung hinunterschlucken. »Er hat behauptet, ich stamme von einem Magier ab. Aber …«
    »Aber was?«, fragte eine harsche Stimme von hinten.
    Divya wandte sich um und stand vor Maita.
    »Aber der einzige Magier im Palast war Sannean«, sagte die Schulleiterin mit düsterer Miene.
    Divya schüttelte den Kopf. »Sannean kann es nicht gewesen sein, macht Euch keine Gedanken.«
    »Was macht dich so sicher?«, fragte Maita voller Anspannung.
    Divya meinte zu wissen, was sie hören wollte.
    »Diener durften nicht zu ihm in den Turm und … er hat gesagt, dass Frauen ihm nichts mehr bedeuten, seit die eine, die er geliebt hat, im Gefängnis gestorben ist.«
    »Hat Sannean das so gesagt?«
    Als Divya sie ansah, hatte sie Tränen in den Augen. Maita konnte weinen?
    »Das hätte ich wissen müssen«, sagte die sonst so spröde Frau mit ganz fremder Stimme.
    »Hat Jidaho es dir nicht erzählt?«, fragte Divya. »Ich hatte gehofft, dass er es besser tun könnte als ich.«
    Maita biss sich auf die Lippen, um ihre Tränen zurückzudrängen.»Männer … Den wichtigsten Teil hat er ausgelassen. Außerdem kommt diese Erkenntnis fünfundzwanzig Jahre zu
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