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Menschliche Einzelteile (German Edition)

Menschliche Einzelteile (German Edition)

Titel: Menschliche Einzelteile (German Edition)
Autoren: Niels Peter Henning
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ließ sich auf seinen Barhocker zurück
sinken.
    Remo
stutzte. Er war sich ziemlich sicher, dass Berthold Ewalds Biere aus
dem gleichen Zapfhahn gezapft hatte, aus dem auch Remos Biere
geflossen waren.
    „ Ja,
haha, Kirschenschnaps“, meinte Heino dazu nur. Was er damit
sagen wollte, erschloss sich niemanden.
    Berthold
gestikulierte heftig. „Jetzt ist aber mal Ruhe. Wir haben
etwas zu besprechen. Ihr wisst ja noch, worüber wir uns vor
drei Wochen Gedanken gemacht haben.“
    Alle
überlegten einen Moment.
    Dann
sagte Remo: „Also Berthold, für das alkoholfreie Bier
bezahle ich aber nicht den vollen Preis. Das sehe ich gar nicht
ein.“
    „ Darum
geht es jetzt nicht“, sagte Berthold. „Es geht jetzt um
die Geschichte, über die wir vor drei Wochen geredet haben.“
    „ Mir
geht es aber um das Bier“, konterte Remo. „Das war
nämlich gar kein richtiges Bier. Deswegen bezahle ich das
nicht. Wenn jetzt eine von den Bardamen reinkommt, dann kann ich die
noch nicht einmal knallen, weil ich nicht voll genug bin. Da mache
ich nicht mit.“
    „ Du
hast das aber gesoffen“, antwortete Berthold. „Also,
keine Diskussionen. Und jetzt unterhalten wir uns darüber, wie
wir uns diesen Banker vorknöpfen. Das hatten wir vor drei
Wochen schon einmal besprochen. Ihr erinnert euch?“
    Sekundenlang
herrschte Schweigen.
    Dann
sagte Detlev: „Also Berthold, das mit dem Bier ist echt nicht
fair. Mach dem Remo wenigstens noch ein Hütchen. Das wäre
total gut. Und mach mir auch noch eins.“
    Berthold
schaute von Remo zu Detlev zu Remo zu Detlev. Bei jedem Wechsel von
einem zum anderen verschwand ein wenig mehr Geduld aus Bertholds
Augen. Dann knallte er seine Faust auf den Tisch und sagte: „Also
gut. Ich mache noch zwei Hütchen. Aber dann ist Ruhe und wir
unterhalten uns über diesen Banker, diesen Vieth. Ist das
klar?“
    Detlev
nickte. „Ja, klar. Alles klar, Mann. Wie Eddie Murphy mit dem
Nick Nolte in 'Nur 48 Stunden'. Da hat er auch 'alles klar' gesagt.“
    Berthold
füllte zwei Gläser mit einer gewagten Mischung aus Cola
und billigem Cognac. In der „Sonder-Bar“ waren diese
Lebervernichter als „Hütchen“ bekannt.
    Unterdessen
erhob sich Heino, der Buddha, in aller Ruhe. „Ich geh mal aufs
Klo, einen dübeln.“
    „ Scheiße,
das lässt du schön bleiben“, fauchte Berthold. „Du
behältst jetzt einen klaren Kopf, bis ich fertig bin. Dann
kannst du dir meinetwegen so viele Dübel reinkloppen, bis dir
die Schädeldecke abhebt.“
    Berthold
knallte die beiden Hütchen vor Detlev und Remo auf die Theke.
Dann ließ er sich wieder auf seinen Hocker nieder.
    „ Also,
wo waren wir stehen geblieben? Ach ja, beim Banker. Dieser alte
Arsch, über den wir uns mal unterhalten hatten. Dieser Vieth,
der draußen in Heckhausen wohnt.“
    Heckhausen,
ein Ortsteil von Pfalzenberg. Ursprünglich ein Aussiedlerhof,
um den sich später ein Neubaugebiet gruppiert hatte. Hier
lebten nur die „Bonzen“ und die „Zugezogenen“
- eine Gruppe von Menschen, für die alle alt eingesessenen
Pfalzenberger nicht mehr als Verachtung und Ablehnung übrig
hatten. Und einen davon hassten sie ganz besonders: Wotan Vieth, den
Banker!
    Wo
immer dieser Bursche auftauchte, gab es Ärger. Vieth gehörte
zu denen, bei denen nichts reibungslos und einfach ablief und denen
man nichts recht machen konnte. Nein, es musste immer kompliziert
sein. Kaum ein Geschäftsinhaber oder Kassierer im Supermarkt,
der noch keine Wortgefechte mit diesem Vieth ausgetragen und bereits
am nächsten Tag Post von Vieths Anwalt erhalten hatte. Die
Pfalzenberger hielten Vieth einfach nur für arrogant und
widerlich. Nur für seine Frau, diese Blökuline (was in
Pfalzenberg für eine Mischung aus „Blondine“ und
„blöde Kuh“ stand) hegten verschiedene Mitglieder
der Dorfprominenz gewisse Sympathien.
    „ Wir
waren uns ja einig, dem Burschen mal einen ordentlichen Denkzettel
zu verpassen und seinen Tresor auszuräumen“, fuhr
Berthold fort. „Wir hatten das ja schon ziemlich genau
geplant.“
    Ewald
schüttelte den Kopf. „Nee, Mann. Du hattest das geplant.
Wir hatten das nur abgenickt. Wir waren nämlich viel zu
besoffen, um irgendetwas zu planen.“
    „ Was
mich wundert“, sagte Berthold, „denn ich hatte Euch auch
an diesem Abend ausschließlich alkoholfreies Bier
ausgeschenkt. Tatsache ist, wir wollten das Ding durchziehen.
Deswegen habe ich mich vorgestern mit dem Schinken zusammengesetzt
und einen Deal mit ihm gemacht. Er beschafft uns in der
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