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Menschliche Einzelteile (German Edition)

Menschliche Einzelteile (German Edition)

Titel: Menschliche Einzelteile (German Edition)
Autoren: Niels Peter Henning
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um. Schade um die
Kinder. Die müssen dann ohne ihren Papa aufwachsen.“
    „ Ist
doch scheißegal. Die Kinder interessieren mich einen Dreck.
Ich kann die Blagen ohnehin nicht leiden. Wahrscheinlich sind die
noch nicht einmal von mir. Abgesehen davon sind sie ohnehin schon
erwachsen. Einer sitzt im Knast, einer in der Trinkeheilanstalt und
einer hat vor zwei Monaten mit meiner eigenen Dienstpistole Suizid
begangen. Zumindest hat das die Untersuchungskommission in den
Abschlussbericht geschrieben. Also, was soll's? Und wie kommst du
eigentlich darauf, du könntest mich umbringen? Wenn, dann lege
ich dich um. Und zwar mit bloßen Händen.“
    „ Oho,
mit bloßen Händen!“ Der Spott triefte förmlich
aus Max' Stimme. „Also gut. Dann bringen wir die Sache hinter
uns. Ich habe nur eine halbe Stunde Zeit – und die möchte
ich gerne voll und ganz auskosten.“

59. Die Schattenfaust des fetten Bogenschützen

    Remo
stand vor dem Geländewagen, die Plastiktüte mit dem Geld
in der Hand, und betrachtete Ewalds Leiche. Remo war durch das
Oberlicht eingestiegen, nachdem dieser Drache in die Garage gelinst
hatte. Zuvor hatte er einfach auf dem Dach abgewartet, bis im Haus
Ruhe eingekehrt war.
    Ewald
… eine Schande war das. Sicher, Ewald war nicht gerade ein
Gehirnathlet gewesen, doch man hatte sich immer auf ihn verlassen
können – zumindest so lange, bis Attribute wie
Zuverlässigkeit, Fleiß und Intelligenz gefragt waren.
    Und
nun lag er hier auf der Motorhaube dieses Geländewagens und
hatte riesige Löcher im Wanst. Tja, dann musste Remo zukünftig
eben alleine saufen und andere Leute aufmischen; vorausgesetzt, er
schaffte es, lebend aus diesem Tollhaus herauszukommen. Doch bevor
er hier verschwand, musste er Jessy noch finden.
    Er
schlich zum Treppenvorraum und warf einen Blick in das Wohnzimmer.
Dort entdeckte er Max, den Killer und Drache, den Einsatzleiter der
Spezialeinheit. Die beiden standen sich gegenüber und
entledigten sich ihrer Waffen und einem Großteil der
Oberbekleidung, bis sie schließlich nur noch Unterhemden
trugen. Remo glotzte zunächst die Oberarme des Killers an. Dann
warf er einen Blick auf Draches Bizeps. Zuletzt spannte er seine
eigenen Armmuskeln kurz an, ließ es aber gleich wieder
bleiben. Er hatte an diesem Abend schon genug Rückschläge
einstecken müssen – diesen konnte er nicht auch noch
verkraften.
    „ Also
gut“, sagte der Killer. „Mit bloßen Händen,
Drago. Mit bloßen Händen.“
    Drache
hüpfte auf der Stelle, um sich locker zu machen. „Alles
klar, Mad Max. Kung Fu. Ich werde dir die Kehle aus dem Hals
reißen.“
    Max
atmete tief ein. Dann ließ er die Luft mit einem Pfeifen aus
seinen Lungen entweichen und nahm Kampfstellung ein. Drache tat es
ihm auf der Stelle gleich. Dabei deutete er allerdings noch eine
Serie von Faustschlägen und -stößen an.
    Remo
wusste, er sollte die Gelegenheit nutzen, um sich aus dem Staub zu
machen. Doch das hier konnte er sich einfach nicht entgehen lassen!
Wie viele Kung-Fu-Filme hatte er sich mit Depplev zusammen
angesehen? Unzählige. Er kannte Bruce Lee so gut wie seinen
eigenen Bruder. Jean-Claude van Damme verehrte er wie einen Gott,
Stephen Seagal betete er an und selbst den alten Chuck Norris hatte
er bereits ohne dessen Wissen in seine Familie aufgenommen. Und nun
hatte er die einmalige Gelegenheit, einen echten Kampf auf Leben und
Tod zu beobachten. Oh nein, diese Chance durfte er sich wirklich
nicht entgehen lassen.
    Und
während er die beiden Kontrahenten beobachtete, setzte sich Max
in Bewegung. Der Killer begann, Drache zu umkreisen. Anfangs
funktionierte das recht gut, doch dann kam ihm das Sofa in die
Quere. Als Max gegen die Lehne stieß, wagte Drache einen
ersten Angriff.
    Remo
sah den Polizisten nach vorne schießen wie eine Natter –
und abrupt wieder stoppen. Max tauchte unterdessen nach links weg,
nur um gleich darauf wieder Kampfstellung einzunehmen. Verdammt, war
das gut gewesen – auch wenn überhaupt nichts passiert
war. Genau genommen konnte Remo noch nicht einmal abschätzen,
was Drache eigentlich geplant hatte. Doch ein Kampf bestand
natürlich zu 90% aus Täuschung und Finten.
    Nun
ergriff Max die Initiative. Er stieß einen Kampfschrei aus,
der selbst das Blut einer Eidechse zum Gefrieren hätte bringen
können. Dann feuerte er mit Schallgeschwindigkeit eine Serie
von Schlägen in die Luft. Selbst in sicherer Entfernung zuckte
Remo noch zusammen. Gegen ein solches Gewitter würde Drache
keine Chance
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