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Menschenherz - Band 1-3

Menschenherz - Band 1-3

Titel: Menschenherz - Band 1-3
Autoren: Jennifer Schreiner
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sich seiner Sache so sicher gewesen, dass er sich nicht verschlossen hatte. Im nächsten Moment war ich durch sie hindurch und floh die Treppe hinauf. Als ich um die Ecke bog blendete mich das grelle Licht des langen Flures.
    „ Was habe ich hier nur gehofft zu finden?“ Entsetzt erkannte ich das Ausmaß dessen, was ich zwischenzeitlich glaubte endlich erkannt zu haben.
    Wie angewurzelt blieb ich stehen und betrachte mich von Außen. Ich zitterte wie Espenlaub. Ich war verdammt die Unendlichkeit alleine zu durchleben, niemand kümmerte sich um mich, es war egal, ob ich lebte, ich würde niemals etwas ändern können, mein Buch und alles was ich tat oder schrieb würde niemals eine Reaktion hervorrufen können. Diese Erkenntnisse ließen sich nicht länger verdrängen.
    Und dadurch, dass ich Dr. Primus soviel gestanden hatte, Dinge die ich noch niemandem gesagt hatte, hatte ich ein Band geschaffen. Ein Verbindung zwischen uns, die ich nicht leugnen oder ignorieren konnte.
    Ich hatte ihm dadurch Macht über mich gegeben. Macht über meine Gedanken und über meine Empfindungen.
    Ich zitterte nicht nur vor Angst, sondern weil ich es irrationalerweise genoss, dass er eine Wirkung auf mich hatte. Weil ich es reizvoll fand, dass er wusste wer ich war. Weil er es fertig brachte, dass ich mich wieder lebendig fühlte. Gewollt.
    Meine Gedanken und meine Entscheidung die ich fällte, waren ebenso surreal wie die Umgebung in der ich mich befand: Ich kehrte um.
    Als ich mich umdrehte, stieß ich beinahe mit meinem Widersacher zusammen, der rasend schnell die Treppe hinaufsprang, mehrere Stufen gleichzeitig nehmend.
    Als er mich sah, wirkte er überrascht und grenzenlos erleichtert. Ich schenkte ihm ein ehrliches Lächeln, was ihn völlig aus der Bahn zu werfen schien.
    „ Ich ... ich dachte ...“, stotterte er und blickte mich verwirrt an, „ich dachte, du wärst gegangen.“ Betroffen tauchte sein Blick in meinen und ich erschrak über den zutiefst verletzten Ausdruck in ihnen.
    „ Warum berührt es ihn so, dass du gehen könntest?“
    Ich spürte, wie ich rot wurde. Unwillkürlich fühlte ich mich geschmeichelt, obwohl ich wusste, dass es nicht um mich als Frau ging, sondern nur um seine Forschung. Trotzdem hoffte ich widersinnigerweise, dass es ihn berührte wenn ich ging.
    Verwirrt von meinen eigenen Gefühlen schlugen mich seine Augen wieder in seinen Bann. Nur am Rande nahm ich war, dass er meine Hand nahm und mich wieder nach unten führte.
    Erst als ich wieder auf der Couch saß begriff ich, dass ich ihm in die Falle gegangen war. Einer Falle, die ich mir selber gestellt hatte.
    „ Du kannst immer noch gehen!“ , redete mir meine innere Stimme ein, aber dass wollte ich gar nicht mehr.
    „ Hast du dir Gedanken gemacht?“, erkundigte sich der junge Doktor und wirkte wieder selbstsicher wie zuvor, jetzt wo er wieder alles unter Kontrolle hatte. Er tat so, als wäre ich nicht weggelaufen und als hätte ihn die Tatsache meiner Flucht nicht persönlich gekränkt.
    Ich schüttelte den Kopf, dann nickte ich. Ich wollte nicht darüber sprechen. Ich wollte ihm meine Überlegungen nicht mitteilen. Und schon gar nicht mein Ergebnis.
    Stillschweigend starrten wir uns Minutenlang an.
    Schließlich ertrug ich die Stille nicht mehr, ich hatte das Gefühl ich würde ihn mit demselben Blick ansehen, den Adam mir geschenkt hatte, kurz bevor ich geflohen war.
    Den Blick, der darum bat, geliebt zu werden.
    Ich schloss meine Augen.
    „ Ich war so glücklich als ich von der unbewussten zur bewussten Existenz überging. So dankbar zu denken, ein Individuum zu sein, die Wahl zu haben.
    Ich habe diese Welt von Anfang an geliebt.“
    Ich überlegte einen Moment, wie ich meine Gedanken verpacken sollte. „Ich wollte das Richtige tun. – Ich wollte geliebt werden. – Ich wollte lieben.“
    Ich öffnete die Augen und sah Dr. Primus an. Er wirkte nachdenklich und unzufrieden. Er schüttelte den Kopf. „Was hast du dir vom Leben versprochen? Tief in deinem Inneren?“
    Ich tat ihm den Gefallen und dachte noch einmal nach, obwohl ich sicher war, dass ich ihm schon die Antwort auf seine Frage gegeben hatte.
    „ Ich wollte nur leben“, wiederholte ich und fügte hinzu: „Und eigene Entscheidungen treffen können.“
    „ Aber das hast du doch getan.“
    Mehr und mehr fühlte ich mich in ein verbales Abseits gedrängt, mit dem Rücken zur Wand.
    „ Ja, ein paar Tage lang.“ Ich hatte einen Kloß im Hals. „Genau wie jetzt!“
    Mein
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