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Menschen lesen: Ein FBI Agent erklärt, wie man Körpersprache entschlüsselt

Menschen lesen: Ein FBI Agent erklärt, wie man Körpersprache entschlüsselt

Titel: Menschen lesen: Ein FBI Agent erklärt, wie man Körpersprache entschlüsselt
Autoren: Joe Navarro
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141-142). Vielleicht verhalten sich diese Spießgesellen deshalb so, weil oft (und fälschlicherweise) angenommen wird, dass direkter Augenkontakt ein Zeichen von Aufrichtigkeit ist.
    Sie sollten sich außerdem bewusst sein, dass es in Sachen Augenkontakt und Blickverhalten kulturelle Unterschiede zu berücksichtigen gilt. Angehörigen bestimmter ethnischer Gruppen - wie etwa Afroamerikanern oder Lateinamerikanern - wurde vielleicht in der Kindheit beigebracht, zu Boden zu blicken, wenn sie ihren Eltern Rede und Antwort stehen mussten oder sie zurechtgewiesen wurden (Johnson, 2007, 280-281).
    Achten Sie auch auf die Kopfbewegungen Ihres Gesprächspartners. Wenn jemand zeitgleich und synchron zu seiner Äußerung mit dem Kopf nickt oder diesen schüttelt, kann man davon ausgehen, dass die Äußerung wahrheitsgemäß ist. Läuft die Kopfbewegung jedoch verzögert ab oder setzt sie erst nach dem Sprechen ein, ist die Behauptung eventuell konstruiert und entspricht nicht der Wahrheit. Jemand versucht vielleicht, das Gesagte nachträglich durch die Bewegung zu unterstreichen; das entspricht jedoch nicht dem natürlichen Kommunikationsverhalten. Eine aufrichtige Kopfbewegung erkennt man daran, dass sie synchron zu dem gesprochenen Wort erfolgt und somit das Gesagte bestätigt. Die Abweichung von verbalen und nonverbalen Signalen kommt öfter vor, als man denkt; Aussagen werden dabei eher von verhaltenen statt ausladenden
    Kopfbewegungen begleitet. Wenn jemand zum Beispiel eine Tat bestreitet, dabei aber sachte nickt, besteht Anlass zu der Annahme, dass er die Unwahrheit sagt.
    In unangenehmen Situationen übernimmt das limbische Gehirn die Kontrolle und bewirkt, dass man entweder errötet oder erblasst. In schwierigen Gesprächen beginnt man außerdem, stark zu schwitzen oder unruhig zu atmen; achten Sie also darauf, ob Ihr Gesprächspartner sich Schweiß von der Stirn wischt oder versucht, seine Atmung bewusst flach zu halten, um nach außen hin gefasst zu wirken. Jedes Zittern des Körpers, etwa der Hände, Finger oder Lippen, sowie jeder Versuch, Hände oder Lippen zu verstecken oder ruhig zu halten, kann ein Hinweis auf Unbehagen und/oder ein Täuschungsmanöver sein - vor allem wenn dieses Verhalten auftritt, nachdem sich die normale Nervosität am Anfang eines Gesprächs gelegt haben sollte.
    Wenn jemand die Unwahrheit sagt, kann seine Stimme brechen oder ins Stocken geraten; das Schlucken fällt schwer, da die Kehle stressbedingt ausgetrocknet ist. Achten Sie also darauf, ob Ihr Gegenüber Schwierigkeiten beim Schlucken hat. Dies äußert sich durch ein plötzliches Aufsteigen oder Hüpfen des Adamsapfels, das vielleicht von (wiederholtem) Räuspern begleitet wird - ebenfalls Anzeichen dafür, dass sich die Person in der betreffenden Situation unwohl fühlt. Vergessen Sie nicht, dass diese Verhaltensweisen lediglich auf Stress und nicht unbedingt auf Täuschung hinweisen. Ich habe grundanständige Menschen gesehen, die vor Gericht aussagen mussten und allein aus Nervosität solche nonverbalen Signale aussendeten. Selbst nach zahlreichen Zeugenaussagen vor Bundes- und Landesgerichten, die ich im Lauf der Jahre gemacht habe, werde ich heute noch nervös, sobald ich im Zeugenstand bin. Zeichen von Anspannung und Stress sollten also stets im Kontext betrachtet werden.
    Beruhigungsgesten und Täuschung
    Als ich in meiner Zeit beim FBI Verdächtige verhörte, hielt ich immer auch nach Beruhigungsgesten Ausschau, um einen Anhaltspunkt für meine weitere Befragung zu bekommen und zugleich herauszufinden, welche Fragen beziehungsweise Themen beim Befragten besonderen Stress auslösten. Obwohl Beruhigungsgesten für sich genommen kein Beweis für eine täuschende Absicht sind (da sie sich auch bei unschuldigen Menschen, die einfach nur nervös sind, manifestieren können), können sie dennoch wertvolle Hinweise darauf liefern, was eine Person wirklich denkt und fühlt.
    Nachfolgend eine Liste von zwölf Aspekten, auf die ich achte, wenn ich nonverbale Beruhigungsgesten ermitteln will. Anhand dieser Punkte können Sie sich eine ähnliche Strategie zurechtlegen, wenn Sie das nächste Mal eine andere Person befragen oder mit ihr reden, sei es im Rahmen einer Anhörung, einer familiären Aussprache oder einer geschäftlichen Verhandlung.
    1. Verschaffen Sie sich freie Sicht. Wenn ich jemanden befrage, ein Bewerbungsgespräch oder eine wichtige Unterredung führe, dann achte ich darauf, dass nichts meinen Blick auf die Person
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