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Menschen im Mond

Menschen im Mond

Titel: Menschen im Mond
Autoren: Werner Keyen
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mehr nützen. Los, wir steigen auf.“
    Dudley Digges nahm die Schultern nach vorn.
    „Nein, Leutnant. Ich habe dem Chef versprochen zu warten, und ich werde warten.“
    Sie standen beide neben der Schleusentür, Philip Dooley rechts und Dudley Digges links. Dudley Digges stand mit gespannten Muskeln, als rechnete er mit einem Kampf. Philip Dooley hielt sich aufrecht. Er nahm seine ganze Energie zusammen. Wenn es ihm jetzt nicht gelang, Digges wieder in die Hand zu bekommen …
    „Wir starten“, zischte er zwischen den Zähnen hindurch.
    „Nein!“ wehrte Dudley Digges mit Unbehagen ab.
    „Ich befehle es Ihnen!“
    „Mr. Brown ist General, und er hat mir befohlen …“
    „Wir starten!“ wiederholte Philip Dooley zähneknirschend und richtete seine Pistole auf Digges. „Ich erschieße Sie, wenn Sie nicht sofort starten.“
    Dudley Digges stierte ihn voll Unglauben an.
    „Das – das können Sie nicht machen, Leutnant. Erschießen? Warum denn? Ich habe meinen Befehl, und außerdem gehört es sich nicht, wenn wir die beiden im Stich lassen.“
    „Die Diamanten wollen Sie nicht im Stich lassen“, höhnte Philip Dooley kalt. „Befehle von einem Plünderer zum andern! Und mich wollt ihr umlegen, nicht?“
    „Sie? Wieso denn? Davon ist doch gar keine Rede?“
    „Ach? Und wie habt ihr euch das sonst gedacht mit euren Andenken? Wenn ich Meldung erstatte, seid ihr …“
    „Das können Sie auch nicht machen, Leutnant. Sie haben es versprochen.“
    „Versprochen? Plünderern versprochen? Also los, Digges. Oder soll ich erst zählen? Ich schieße bei drei. Eins …“
    Dudley Digges seufzte und warf sich herum, als wollte er wieder in den Sessel hinein. Er drehte sich jedoch über den Halbkreis hinaus, und als er Philip Dooley wieder ins Blickfeld bekam, hatte er auch eine Pistole in der Hand, und während der Leutnant eben erleichtert seine Waffe sinken ließ, schoß Dudley Digges.
    Er war ein hervorragender Schütze. Philip Dooley drehte sich und brach zusammen. Er war sofort tot.
    „Das können Sie nicht machen“, murmelte Dudley Digges vorwurfsvoll hinter seinem Geschoß her. „Mit mir nicht, Leutnant.“
    Er stand viele Sekunden reglos, dann trat er schwerfällig an den Toten heran und flüsterte entschuldigend:
    „Ich kann doch die anderen nicht im Stich lassen, nicht? Das müssen Sie doch einsehen. Sie sehen es bestimmt noch ein, wenn Sie darüber nachdenken.“
    Philip Dooley antwortete nicht.
     
    *                     *
    *
     
    Bill Brown fluchte wild. Da stand er nun, neben sich ein Vermögen für hundert Leute und einen Bewußtlosen.
    Er dachte nicht daran, die Truhe im Stich zu lassen. Sie trug sich ungeschickt, aber viel schwerer als einen Zentner war sie nicht, und das konnte er immer noch schaffen. Und in der Halle vor ihm gab es kaum noch jemand, der gefährlich werden konnte.
    Er nahm die Truhe mit beiden Händen auf und machte sich auf den Weg zum Portal, wo die beiden anderen Truhen und das Diaselen auf ihn warteten. Tatsächlich brauchte er vorläufig nicht mit Angreifern zu rechnen. Die Mondmänner, die sich in der Halle befanden, waren nervenbomben-gelähmt.
    Er erreichte mit der Truhe das Portal, aber dann reichte es ihm. Die Rakete stand immer noch fünfzig Meter vor dem Portal.
    Er rief. Dudley Digges hängte sich seitlich aus der Schleuse heraus. Sein Gesicht leuchtete auf.
    „Hallo, Chef? Gott sei Dank!“
    „Hallo, Digges! Können Sie nicht weiter herankommen?“
    „Zu gefährlich, Chef.“
    „Ich habe hier drei Kisten voll Steine, und jede ist mindestens einen Zentner schwer.“
    „Ist Mr. Monnier nicht bei Ihnen?“
    „Er hat dranglauben müssen. Schicken Sie Dooley herunter. Er muß mit zugreifen.“
    „Der Leutnant ist tot, Chef.“
    „Wieso das?“
    „Er wollte mich zwingen zu starten, und ich hatte Ihnen doch versprochen, nicht …“
    „Tüchtig, tüchtig, Digges. Das werde ich Ihnen nicht vergessen. Also, was machen wir nun?“
    „Kein Problem, Chef. Kommen Sie herauf. Ich schaffe das Zeug dann schon heran.“
    Bill Brown ließ alles stehen und ging auf die Rakete zu.
    „Tut mir leid, Chef“, murmelte Dudley Digges, als er nach oben kam, mit einer Kopfbewegung auf Philip Dooley hin. „Er wollte auf mich schießen. Es war glatte Notwehr. Wenn ich Zeit gehabt hätte zu überlegen – Sie wissen ja, daß der Leutnant einen Stein bei mir im Brett hatte …“
    „Hören Sie doch auf“, winkte Bill Brown verdrossen ab. „Das spart uns eine
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