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Menetekel

Menetekel

Titel: Menetekel
Autoren: Raymond Khoury
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Nelson Darby in seiner Villa in River Oaks wütend auf das wuchtige Fernsehgerät in seinem Arbeitszimmer. Sein Festnetztelefon klingelte.
    Schon wieder.
    Sein Handy ebenfalls.
    Zweifellos sahen sich die Prediger, die er zu sich auf die Bühne eingeladen hatte, auch gerade die Livesendung an. Und waren davon ebenso wenig begeistert wie er.
    Er holte Luft. Tief, gereizt.
    Klaubte das große Telefon von dem Beistelltisch aus geseifter Eiche.
    Riss das Kabel aus der Wand.
    Und schleuderte das Telefon gegen seinen Fernseher.
     
    Sie saßen alle zusammen auf dem Hobby Airport in der VI P-Lounge und sahen sich erleichtert die Bilder im Fernsehen an. Sie hatten die Sache hingebogen, und bis jetzt deutetenichts auf gewalttätige Reaktionen hin, nirgendwo auf der Welt. Ihnen allen war bewusst, dass sie damit eine gewaltige Büchse der Pandora geöffnet und eine Debatte angestoßen hatten, die noch Monate und Jahre toben würde. Aber die Gelegenheit war einfach zu verlockend gewesen.
    Rydell hatte die Lounge exklusiv für sie gebucht. Das Flugzeug, mit dem Becca aus L.   A. kam, musste jeden Moment landen. Anschließend würde es sie alle zu ihren verschiedenen Zielorten bringen: Gracie und Dalton nach Washington, D.   C., Rydell, Matt und Danny nach Boston, wo es Jabba inzwischen wieder so gut ging, dass er sich zu Tode langweilte. Er brannte darauf, Danny kennenzulernen und endlich in allen Einzelheiten die Hintergründe all dessen zu erfahren, was er in den letzten Tagen von seinem Krankenhausbett aus in den Medien verfolgt hatte. Pater Hieronymus würde Rydells Gast sein, bis sie ausgetüftelt hatten, wie man ihn am besten wieder ins öffentliche Leben einführte – falls überhaupt.
    Gracie musterte Pater Hieronymus, während er sein eigenes Konterfei auf dem Bildschirm betrachtete.
    «Sie bereuen es nicht?»
    Er sah sie aus seinen warmen, lächelnden Augen an. «Überhaupt nicht. Wir brauchen das. Wir brauchen eine neue Bewusstseinsebene, wenn wir mit den Herausforderungen der Zukunft fertig werden wollen. Und wer weiß? Vielleicht funktioniert es ja.»
    «Sie haben mehr Vertrauen in die menschliche Natur als ich, Vater», kommentierte Rydell.
    «Habe ich das? Es ist doch Ihr Werk.» Er deutete mit einemknochigen Finger auf Rydell. «Und was für ein wunderbares Werk. Sie haben es mit den besten Absichten geschaffen. Es wäre eine Schande gewesen, es nicht zu nutzen, wenn man doch so viel Gutes damit anfangen kann. Sie sind davon ausgegangen, dass es funktionieren würde, sonst hätten Sie es gar nicht erst versucht. Woraus ich schließe, dass Sie auch ein gewisses Vertrauen in die Menschheit setzen, höheren Rat zu beherzigen und das Richtige tun zu können. Oder etwa nicht?»
    Rydell nickte schmunzelnd. «Mag sein, Pater. Und vielleicht überraschen die Menschen mich ja und hören auf ein Zehntel von dem, was Sie gesagt haben.» Er machte eine Pause. «Ich verdanke Ihnen mein Leben. Falls ich etwas für Sie tun kann, lassen Sie es mich wissen.»
    «Mir fallen da durchaus ein paar Orte ein, die Hospitäler und Waisenhäuser gebrauchen könnten.»
    «Lassen Sie mir einfach eine Liste zukommen. Es wäre mir eine Freude.»
    Gracie klopfte Pater Hieronymus sanft auf die Schulter. Sie sah zu Dalton hinüber, der aufmerksam zuhörte, während Danny ihm alles über die Technologie hinter dem Zeichen verriet. Sie fragte sich, ob Dalton sie im Stich lassen würde, um zu Danny und Rydell ins Lager der Computerfreaks zu wechseln. Dann sah sie Matt beim Kaffeeautomaten stehen. Sie ging zu ihm hinüber.
    «Na, dann wird wohl nichts aus Ihrem großen Hollywood-Erfolg, hm?»
    Matt verzog im Scherz das Gesicht. «Nee. Ist aber nicht so schlimm. Ich hätte eh nicht gewusst, wie ich mit den ganzenweiblichen Fans fertig werden soll.» Er sah sie ernst an. «Ihr Watergate-Moment hat sich auch in Rauch aufgelöst.»
    Sie stöhnte. «Danke, dass Sie mich daran erinnern.»
    Etwas in ihrem Blick verriet Matt, dass die Antwort nicht nur scherzhaft gemeint war. «Geht’s Ihnen gut?»
    «Ich weiß nicht. Fühlt sich alles so komisch an. So einen Riesenbetrug durchzuziehen. Kommt mir ein bisschen arrogant vor. Als ob wir es besser wüssten.» Sie lachte auf. «Ich komme mir wie Jack Nicholson im Zeugenstand vor. Sie wissen schon, wie er losbrüllt: ‹Sie würden die Wahrheit gar nicht ertragen!›»
    «Mit dem Unterschied, dass Sie viel besser aussehen.»
    Es war genau der entwaffnende Kommentar, den sie gebraucht hatte. «Das will ich
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