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Melodie der Leidenschaft

Melodie der Leidenschaft

Titel: Melodie der Leidenschaft
Autoren: Chantelle Shaw
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auf Tournee ins Ausland gehst? Wohin soll das Kind dann?“
    „Ich weiß es nicht!“, rief sie verzweifelt. „Auch wenn du es mir nicht glaubst: Dass ich schwanger bin, ist für mich ein Schock. Ich habe das Gefühl, meine ganze Welt steht Kopf“, fügte sie leise hinzu.
    Als Nicolaj Tränen in ihren Augen sah, verpuffte seine Wut. Am liebsten hätte er sie umarmt und ihr versichert, er werde sich gut um sie und ihr gemeinsames Kind kümmern. Doch Ella wollte seine Fürsorge nicht. Schmerzerfüllt ging er ein wenig auf Abstand, um seine Gefühle wieder unter Kontrolle zu bringen.
    Zwar behauptete er von sich, jegliches Gefühl aus seinem Leben verbannt zu haben, doch sie war ihm so nahe gekommen, dass er kaum noch klar denken konnte. Aber eins begriff er: Ella hatte recht. Dass sie schwanger war, hatte sie beide erschüttert. Nun brauchten sie beide Zeit und Raum dafür, in Ruhe nachzudenken. Außerdem fiel Nicolaj der Geschäftstermin in Prag wieder ein. Seine eiserne Selbstdisziplin siegte über den Drang, einen leitenden Mitarbeiter zu dem Termin zu schicken, um mit Ella in der Villa bleiben zu können.
    „Wir werden in ein paar Tagen weiter über das Thema diskutieren, wenn ich von meiner Geschäftsreise wiederkomme!“ Doch eigentlich gab es nichts zu bereden: Er wollte sein Kind aufziehen und so gut für es sorgen, wie er nur konnte.
    Als Ella leicht schwankte, fluchte er unterdrückt auf Russisch, hob sie hoch und trug sie die Treppe hinauf, um sie ins Bett zu legen. „Ruh dich aus – dem Baby zuliebe“, befahl er.
    Als sie protestieren wollte, gab er ihr einen kurzen Kuss auf den Mund. Verzweifelt blickte sie ihm nach, als er hinausging, und einen kurzen Moment später hörte sie den Aston Martin davonbrausen.
    Nach den aufwühlenden Ereignissen des Tages fühlte Ella sich am Ende ihrer Kräfte. Sie konnte noch immer nicht fassen, dass sie ein Kind erwartete. Doch langsam erfüllte sie die Aussicht, Mutter zu werden, mit einem tiefen Glücksgefühl – bis sie an Nicolajs Drohung dachte, sich das alleinige Sorgerecht zu erkämpfen. Abrupt setzte sie sich auf und legte sich beschützend die Hand auf den Bauch, wo das winzige Leben in ihr heranwuchs. Ich muss sofort abreisen, dachte sie voller Panik. Zurück in England würde sie sich eine neue Bleibe suchen und ihre Spuren verwischen, damit Nicolaj sie nicht finden würde.
    Sie sprang auf und rannte die Treppe hinunter.
    Nicolaj ging durchs Hotelfoyer und versuchte, sich auf die anstehende, sehr wichtige Verhandlung zur Übernahme eines Medienunternehmens zu konzentrieren. Doch statt an Gewinnmargen konnte er nur an Ella denken – an Ella und sein Baby.
    Sein ungeborenes Kind hatte den tiefen Schmerz abgemildert, der ihn seit dem Tod seiner kleinen Tochter erfüllte. In die Trauer um seine Frau hatten sich schon lange Schuldgefühle darüber gemischt, dass er sie nicht so sehr geliebt hatte wie sie ihn. Irina hatte ihm viel bedeutet, doch die überwältigenden, intensiven Gefühle, als die Dichter Liebe beschrieben, hatte er für sie nicht gehegt. Nicolaj hatte nicht einmal geglaubt, dass es so eine tiefe Liebe tatsächlich gab. Und falls doch, war er überzeugt gewesen, zu solchen Gefühlen nicht fähig zu sein.
    Doch als er jetzt auf der Treppe des Hotels stand und über Prag blickte, wurde ihm klar: Ohne Ella war sein Leben trostlos und grau. Er stellte sich vor, wie er mit ihr die Stadt erkundete. Sie interessierte sich sehr für Geschichte und würde bestimmt die Basilika von St. Georg besichtigen wollen. Nach einer Bootsfahrt auf der Moldau würden sie in einem der kleinen Restaurants in der malerischen Altstadt essen und sich dann im Hotelzimmer mit einer Leidenschaft lieben, die seine Seele berührte.
    Nicolaj vermisste Ella schmerzlich und konnte die Sehnsucht nach ihr kaum ertragen. Schlagartig begriff er, wie blind er gewesen war.
    In den gemeinsamen Wochen in Antibes hatte er sich nicht eingestehen wollen, dass er sich in Ella verliebt hatte, denn was er für sie empfand, hatte ihm Angst gemacht. Noch viel größere Angst machte ihm jedoch die Vorstellung, ohne sie zu leben. Sein Herz begann, wie verrückt zu schlagen, und ihm wurde kalt, als die lange unterdrückten Gefühle ihn mit Macht überwältigten.
    Nicolaj machte kehrt, ging zurück ins Hotel und gab an der Rezeption Bescheid, dass er früher als geplant abreisen werde. Vom Taxi aus rief er seine Assistentin an und bat sie, den Geschäftstermin zu vertagen. Anschließend
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