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Meleons magische Schokoladen

Meleons magische Schokoladen

Titel: Meleons magische Schokoladen
Autoren: Ann-Merit Blum
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nicht, die Nachfrage zu befriedigen.
    Ein Gutes hatte es: Ihr blieb wenig Muße, sich um Meleon Sorgen zu machen.

    Am siebten Abend stand sie in der Küche und setzte Butterkekse mit Walnussnougat zusammen, da kratzte es an der Hintertür. Sie wischte sich die Hände ab und öffnete, bereit, unwillkommenen Besuchern einen kräftigen Schlag zu versetzen, da taumelte Meleon über die Schwelle. Geistesgegenwärtig drückte sie die Tür hinter ihm zu und schloss ab.
    Er hielt sich an der Tischkante. Isabell hatte erwartet, dass er als Dashân zurückkommen würde und war jetzt gleichzeitig erleichtert und besorgt. Er schwankte wie betrunken. Sein Atem ging schwer. Seine Kleider waren fremd und passten ihm nicht.
    „Meleon?“
    Sie erschrak, als sie seine Augen sah. Die Pupillen waren noch geschlitzt, als sei die Rückverwandlung nicht ganz vollendet worden. Aus seinem Mund kam ein Fauchen. Dabei wurden spitze Eckzähne sichtbar. Mit einer ungelenken Bewegung schob er sie zur Seite und stolperte zur Treppe. Sie folgte ihm und musste ihm Halt gewähren, sonst wäre er gestürzt. Die letzten Stufen nahm er auf allen Vieren. Sie half ihm bis zum Tisch, wo er erst einmal alles beiseite fegte, mit unsicheren Fingern die Feder in die Tinte tauchte, die aus dem umgefallen Tintenfässchen floss, und auf das nächstbeste Stück Papier schrieb:

    2 TL Mohn
    1 TL Zucker
    Msp. Muskat
    Stück kand. Engelwurz
    Msp. Alraune pulv.
    Mörser

    Isabell überflog die Liste und rannte nach unten, um die Sachen zusammenzusuchen, da kam Niklas von vorne.
    „Etwas stimmt nicht“, sagte Isabell zu ihm. „Meleon braucht sofort verschiedene Sachen und ich weiß nicht, wo ich Engelwurz und Alraune finde. Er hat Katzenaugen…“
    Niklas riss eine Schublade auf.
    „Hier ist Engelwurz. Alraune hole ich! Schnell! Wenn die Verwandlung misslungen ist, bleibt uns nur wenig Zeit.“
    Binnen weniger Minuten hatten sie die Zutaten beisammen. Niklas gab alles in den Mörser und zerrieb es mit energischen Bewegungen zu einer schwärzlichen Paste.
    „Wir brauchen einen silbernen Löffel.“
    Isabell nahm einen vom Abtropfbrett.
    „Ich gehe damit schon einmal nach oben. Mir ist nicht wohl damit, ihn in diesem Zustand allein zu lassen.“
    Meleon kauerte auf dem Bett. Aus schwer deutbaren Katzenaugen sah er ihr entgegen.
    „Niklas hat die Paste fast fertig“, sagte Isabell, um ihn zu beruhigen.
    Er schüttelte sich. Dabei blitzte etwas im Licht. Es war ein sonderbar geformter Anhänger mit einem Edelstein. Isabell streckte die Hand danach aus, doch Meleon fauchte und entblößte die scharfen Fänge.
    Niklas kam die Treppe herauf gerannt.
    „Hier ist es!“, rief er. „Es ist fertig!“
    Isabell gab ihm den silbernen Löffel und er maß die Menge genau ab. Er wollte Meleon den Löffel in den Mund schieben, aber Meleon nahm ihn selbst und leckte ihn ab. Seine Zunge war rosig wie die einer Katze.
    Niklas sah ihn ängstlich an.
    „Wirkt es? Habe ich es richtig gemacht?“
    Meleon begann zu zittern. Sein Blick richtete sich zur Decke. Er nieste.
    Dann zogen sich die länglichen Pupillen zu schwarzen Punkten zusammen. Er betastete seinen Mund.
    „Meleon?“, fragte Isabell noch einmal.
    „Ja, Meleon“, sagte er und seine Stimme hatte noch etwas vom Fauchen des Dashân. „Das war knapp. Verflucht sei Noshar!“
    Niklas umklammerte den Mörser.
    „Du bist Noshar begegnet?“
    „Offensichtlich. Sonst wäre die Sache nicht so furchtbar schief gegangen.“
    „Aber er ist tot!“
    Meleon schüttelte den Kopf.
    „Nein. Er ist nicht tot. Er ist lebendig und voller Zaubermacht, wie ich mich selbst überzeugen durfte.“ Er beugte sich höflich über Isabells Hand. „Vielen Dank für Ihr schnelles und besonnenes Handeln! Frauen wie Sie sind rar.“
    Isabell errötete und blieb eine Antwort schuldig.
    „Niklas! Mach uns heiße Schokolade!“, befahl Meleon. „Wir können alle drei ein Tässchen voll vertragen.“

    Ein herbsüßer Duft zog durch Meleons Zimmer.
    Isabell sog diesen tröstlichen Geruch ein. Schon nach dem ersten Schluck fühlte sie sich zuversichtlicher.
    „Wo sind Sie gewesen?“, fragte sie. „Und wer ist Noshar?“
    Meleon lächelte.
    „Zwei kleine, kurze Fragen und doch nicht so leicht zu beantworten. Noshar ist ein Magier. Er war früher der Schüler des großen Meisters Lisho, dem größten der vier Zauberer unseres Reiches. Nach Lishos Ermordung schloss er sich den Fisary an – den Rebellen – oder Freiheitskämpfern, je nachdem,
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