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Meister der Stimmen: Roman (German Edition)

Meister der Stimmen: Roman (German Edition)

Titel: Meister der Stimmen: Roman (German Edition)
Autoren: Rachel Aaron
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beschmutzt.«
    »Miranda!«, heulte Gin und kämpfte darum, auf die Pfoten zu kommen. »Er ist ein Großer Geist, Miranda! Sei kein Idiot!«
    Aber Mirandas Wut hatte sie überwältigt, und Worte allein konnten sie nicht mehr erreichen. Mit einem Brüllen rammte sie die scharfe Spitze ihres Geistes in das leuchtende Herz des Meeres, während das Wasser zu ihren Füßen explodierte und alles in einer großen weißen Welle versank.

    Eli lag starr auf dem Rücken und versuchte, an nichts zu denken – weder an den Schmerz noch an das eisige Wasser, das seinen Rücken umspielte. Und auch nicht an die Geistermächte, die nur ein paar Schritte entfernt aufeinanderprallten. Er versuchte, insbesondere das panische, verzweifelte Gefühl in dem feurigen Geist auszublenden, den er inzwischen als Mirandas erkannte, und die Überlegung, was diese Art von Verzweiflung über ihre Überlebenschancen aussagte.
    Machst du dir Sorgen um sie?, flüsterte eine vertraute, seidige Stimme in sein Ohr.
    Eli zuckte zusammen, und die Bewegung jagte neue Schmerzen durch seinen Körper. Die sinnliche Stimme lachte leise. So eine hübsche kleine Magierin, und so um deine Sicherheit besorgt. Diese Tändeleien sorgen allerdings nicht dafür, dass ich dir bereitwilliger helfe.
    »Es gibt keine Tändelei«, murmelte er. »Und ich habe nicht um deine Hilfe gebeten.«
    In der Luft über ihm erschien eine dünne weiße Linie. Sie hing für einen Moment unbeweglich im Raum, und ihr geisterhaftes weißes Licht zeichnete eine fast unwirkliche Spur auf seine Brust. Dann erschien mit dem Geräusch von rieselndem Sand eine weiße Hand in der Linie, um sein Kinn zu umfassen. Lange, feminine Finger, weißer als frisch gefallener Schnee, streichelten seine blutende Wange. Die Berührung war fast schmerzhaft, doch gleichzeitig weckte sie die Sehnsucht nach mehr.
    So gefällst du mir, murmelte die Stimme und fuhr seinen Nasenrücken nach. Zerstört und hilflos. Es erinnert mich daran, wie ich dich gefunden habe. Damals hast du mich mit offenen Armen willkommen geheißen.
    »Die Zeit ist eine launenhafte Herrin«, sagte Eli und schloss die Augen, um sie vor dem Licht zu schützen. »Sie verändert vieles.«
    Du steckst heute voller Binsenweisheiten. Die körperlose Hand glitt über seinen Hals zu seiner Brust und berührte die klaffende Wunde, die er sich beim Aufprall auf den Steinen direkt unter Karons Brandwunde zugezogen hatte. Eli keuchte auf, als sie seine zerfetzte Haut berührte, und er fühlte ihr Lachen an seiner Haut. Deine Zeit wird enden, wenn du so bleibst. Welch eine Schande, ich sehe ungern, dass du meine Gabe so vergeudest. Ihre weißen Finger glitten in Kreisen über seine Rippen und folgten den Blutspuren auf seinem zerrissenen Hemd. Natürlich könnte ich dir helfen, wenn du mich nett darum bittest. Ihre Stimme glitt verführerisch in sein Ohr.
    Eli wandte sich ab. »Tu, was du willst, Benehime.«
    Beim Klang ihres Namens lachte sie fröhlich, und eine zweite körperlose Hand glitt durch den Spalt, um sich der ersten anzuschließen. Ihre Handflächen legten sich auf seine offene Wunde, und immer noch lachend drückte sie zu. Übermächtige Schmerzen schossen durch Elis Körper. Ihm wurde schwarz vor Augen und seine Zähne klapperten. Es war, als durchlebte er jede Wunde, jeden Kratzer, jeden Krampf und jedes Unwohlsein der letzten zwölf Stunden noch einmal, nur diesmal alles gleichzeitig und verstärkt. Er schnappte nach Luft und versuchte, sich ihr zu entziehen, aber Benehimes Hände hielten ihn so unverrückbar auf dem eisigen Boden, als hätte man ihn dort festgenagelt. Der Schmerz setzte sich fort, bis Eli sicher war, dass er niemals enden würde. Dann hörte es plötzlich auf, und es war, als käme die Sonne hinter einer Wolke hervor. Der Druck auf seiner Brust verschwand, und er konnte wieder atmen.
    Während er keuchend wie ein gestrandeter Fisch im flachen Wasser lag, umfassten Benehimes weiße Hände seine Wangen . Das nächste Mal lasse ich dich betteln, murmelte sie und strich noch einmal mit brennender Intensität über seine Wange, bevor sie ihre Hände in den weißen Riss zurückzog. Wir sehen uns bald wieder, mein geliebter Stern.
    Zusammen mit ihrer Stimme verschwand auch die weiße Linie, so dass Eli in die leere Luft starrte. Es dauerte noch ein paar Sekunden, bis ihre überwältigende Präsenz vollkommen verblasst war, und als seine Seele sich schließlich beruhigte, wurde ihm bewusst, dass er Mirandas Geist fast nicht mehr
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