Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Meine Väter

Meine Väter

Titel: Meine Väter
Autoren: Barbara Bronnen
Vom Netzwerk:
Gedichtband.
    Â»Unter strikenden Bergleuten«, eine Skizze von Ferdinand Bronner aus dem Jahr 1900, veröffentlicht in »Die Zeit« am 10. Februar 1900.
    Das Verzeichnis seiner Einschreibungen an der Wiener Universität.
    Das Einreichungsprotokoll der Lehramtsprüfungen in Wien von 1894 bis 1896.
    Den Auszug aus dem Jahrbuch des höheren Unterrichtswesens in Österreich von 1895 bis 1914.
    Die Trauungsurkunde von Dr. Ferdinand Wilhelm Bronner und Martha Schelle aus dem Jahr 1894.
    Die Mitgliedsliste des österreichischen PEN von 1947, in der er aufgeführt ist.
    Einen Brief Ferdinand Bronners an seinen Enkel Fred Adler vom 29. 5. 1947.
    Die Fotokopien der Briefe meiner Großmutter Martha Bronner zur Vaterschaft ihres Mannes aus den Jahren 1938 und 1940.
    Einen Artikel aus dem Prager »Sozialdemokrat« vom 20. Juli 1933: »Wie Arnolt Bronnen ein rassereiner Arier wurde«, in dem es auch um Ferdinand Bronner geht.
    Zeugnisse und Abstammungsbescheide sowie Karteikarten der Reichssippenämter Berlin und Wien.
    Die Prozeßakten des Landgerichts Berlin vom 5. Mai 1941 im Rechtsstreit »Arnold Hans Bronner genannt Bronnen« gegen Ferdinand Bronner.
    Briefe des Präsidenten der Reichsschrifttumskammer an Arnolt Bronnen, später an »Arnold Schelle«, so sein Name nach dem Prozeß.
    Briefe des Reichsrundfunks an Arnolt Bronnen.
    Briefe des Gau-Amts für Sippenforschung Wien sowie die Aufforderung an »Prof. Ferdinand Bronner«, sich im Amt für Sippenforschung in Wien einzufinden.
    Einen Brief des NSV Wien.
    Einen Brief des Polizeireviers Wien.
    Einen Artikel über Ferdinand Bronner und Arnolt Bronnen aus den Abwehrblättern.
    Einen Artikel von Willi Frischauer aus der Wiener Sonn- und Montagszeitung 1935.
    Nicht zuletzt habe ich zu Hause noch ein zerfleddertes, uraltes Märchenbuch der Gebrüder Grimm mit herrlichen Jugendstilbildern, in dem sein Name steht. Und seine Deutsche Sprachlehre , den Willomitzer-Tschinkel, in dem statt Adjektiv »Eigenschaftswort« steht.
    Gut und schön. Reicht aber nicht aus.
    Dazu eine durch und durch kaputte Familie.
    Sie macht einen Film über ihren Vater. Den Großvater läßt sie natürlich außen vor.
    Ohne Erfolg.
    Es läßt ihr keine Ruhe. Sie fragt nach ihm.
    Meine Mutter. Sie, die am meisten hätte erzählen können, verzieh meinem Vater nicht, daß er sie verlassen hatte, und warf ihm unablässig alle möglichen Vergehen gegen sie und ihre Kinder vor, so daß das Bild des Großvaters hinter ihren Anklagen verschwand.
    Das liebe, alte Mädchen schüttelte wiederholt den kni
sternden Lockenkopf und blickte mich mit einem Ausdruck an, als müsse ich verstehen, was sie nicht sagte. Irritierend war, daß sie kaum Bruchteile aus dem geheimnisvollen Dunkel um meinen Großvater zutage förderte. Das fahrige Nicht-erinnern-Können all jener, die sehr mit ihrem Schmerz beschäftigt sind, vergrößerte meine Verwirrung.
    Nun begann eine großangelegte Suche. Ich fuhr im Jahr 1987 durch die DDR , um die Reise meines Vaters im Jahr 1955 nachzuvollziehen, die in das Buch Deutschland, kein Wintermärchen mündete. Ich fuhr zum ersten Mal nach Polen, um etwas über die Werwölfe, die in seinem Roman über Oberschlesien O . S . um Annaberg und Beuthen ihr Unwesen treiben, herauszufinden. Ich hielt mich kurz in Auschwitz auf, dem Geburtsort des Großvaters, mehr wollte ich nicht.
    Ich sprach mit jenen, die ihn gekannt hatten, Freunden und Feinden, Franz Kain, Ernst Jünger, Axel Eggebrecht, Hans Bunge, Walter Schmidinger, Rolf Schneider, Wolfgang Kohlhaase, Karl-Heinz Gerstner, mit Renate, der Witwe meines Vaters, meiner Schwester Franziska, mit Hans Mayer.
    Dem Großvater widmete ich immerhin ein paar Seiten.
    Letzter Versuch. Jetzt.
    Liegengelassenes hat sie im Kopf, Fragmente, Verworfenes, das sie bedrängt und wieder aufgenommen werden will. Verkanntes, das neu gedacht werden mußte.
    Meine wichtigste Zeugin: die Schwester meines Vaters, Ellida. Ich entdeckte meine Aufzeichnungen über unser Gespräch. Ein paar Jahre vor ihrem Tod mit sechsundachtzig Jahren wandte ich mich an meine Tante, und sie war sofort gesprächsbereit.
    Wir trafen uns im Café Annast am Münchner Hofgarten.
Sie kam aus Los Angeles, wo sie lebte, und zum ersten Mal hörte ich Näheres von ihrem jüdischen Elternhaus in Auschwitz. Karg sei die Zeit gewesen,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher