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Meine Tochter Peperl

Meine Tochter Peperl

Titel: Meine Tochter Peperl
Autoren: Josefine Mutzenbacher
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um halb vier bist du wieder bei mir.«
    »Soll ich mich schön anziehen?«
    »Nur das nicht ! Genau so, wie du jetzt bist, und daß dir net gar die Haarspangen raufgibst oder die Haar brennst.«
    Feperl schlüpft gehorsam in ihr fadenscheiniges Kleid. Gönnerhaft reicht Ihr der Ferdi noch einmal zum Abschied seinen dünnen weißen Schweif.
    »Da Hast ihn, darfst ihm noch ein Busserl geben, weil so brav bist.«
    Sie küßt hingebungsvoll die Friseurnudel, dann läßt sie Kukilo aus der Tür treten. Zufrieden sieht er ihr nach, wie sie mit ein wenig müden Schritten davontrippelt. Er schlägt seinen Arbeitsmantel fest um seinen nackten Körper.
    »Das wird eine Hur !«

4
    Sonntagnachmittag biegt die Peperl punkt halb vier Uhr bei der Schellhammergasse um die Ecke. Herr Kukilo steht in einem eleganten Sommeranzug mit duftig pomadisierten Locken vor seinem Geschäft und lächelt Peperl entgegen. Gemeinsam gehen sie dann den Gürtel hinauf, der Währinger Cottage zu, und dabei gibt er der Peperl weise Lehren.
    »Mach mir keine Schand, mein Mauserl. Wir gehen jetzt zu einem Herrn, der deine Mutter schon im Bett gehabt hat. Wie er gehört hat, daß jetzt ihre Tochter zu haben ist, war er gleich außer Rand und Band. Er wird dir fünfzig Schilling geben, die du dann bei mir ablieferst, verstanden? Dafür werd ich dir dann dein süßes Löcherl richtig hernehmen und ausfeilen, daß du es noch Stunden später spüren wirst.«
    Peperl nickt. Sie wird alles tun, nur damit dieser schöne, hochelegante Herr Kukilo lieb zu ihr ist.
    »Und nachher kommst gleich zu mir. Aber paß auf, der Herr Graf, zu dem du jetzt gehst, ist ein alter Sauhund. Du darfst dich nicht genieren, verstehst, du mußt alles tun, was er verlangt. Am liebsten hört er ganz grobe und derbe Worte. Du mußt also immer Fut sagen, denn Votz ist ihm schon zu fein. Überhaupt mußt du so ordinär sein, wie du nur kannst. Er hat es eben gern und zahlt dafür.«
    »Soll ich so ordinär sein, wie auf der Gasse bei den Buben?«
    »Noch mehr, Mauserl. Du bist ja ein gescheites Kind und wirst schon begreifen, was er will.«
    »Pudern soll ich ihn auch lassen?«
    »Vielleicht, vielleicht auch nicht. Wer weiß, ob der noch kann. Er Ist vor allem ein Ferkel. Du läutest an der Tür. Ich glaub, er wird dir selber aufmachen. Wenn nicht, dann sagst, du mußt das Packerl dem Herrn Grafen selbst übergeben, verstehst? Dort das dritte Haus ist es. Geh jetzt schön und mach mir keine Schand. Servus Pepimauserl, kleines Huri!«
    Peperl geht zögernd auf die bezeichnete große schöne Villa zu. Dann gibt sie sich aber einen Ruck, der Ferdi soll mit ihr zufrieden sein. Sie läutet energisch. Die Gartentür öffnet sich, und vor Peperl steht ein haushoher Lakai in dunkelgrüner Livree mit blankgeputzten Knöpfen. Peperl hat so was noch nie gesehen und sie knickst und sagt schüchtern: »Küß die Hand, Herr Graf I«
    Der Flaschengrüne bleibt todernst.
    »Sie wünschen?«
    Da begreift die Peperl und streckt das Packerl vor. »Das muß
    ich dem Herrn Grafen persönlich übergeben.«
    »Bitte zu warten.«
    Er laßt das Mädel mit ihrem verdrückten Dirndl in eine
    prachtvolle Halle eintreten. Peperl bleibt vor Erstaunen der Mund offen. So etwas Herrliches hat sie noch nie gesehen. So muß es im Himmel sein. Da kommt auch schon ein alter, weißhaariger Herr zur Treppe und winkt der Peperl. Schüchtern betritt das Vorstadtmädel die teppichbelegte Treppe und geht ganz langsam zu dem alten Herrn hinauf. Der Flaschengrüne ist spurlos verschwunden. Ein großer, wunderbar möblierter Salon im Stile Louis XV. öffnet sich. Peperl versteht bestimmt nichts davon, aber es gefällt ihr sehr gut. An den Wänden spannen sich herrliche Gobelins, die die Peperl magnetisch anziehen. Sie hat noch kein Wort gesprochen, und auch der alte Herr sieht sie nur wortlos an. Das Mädchen bleibt vor einem der Gobelins stehen, es zeigt Eva mit dem Apfel, da muß die Peperl unwillkürlich loskichern.
    »Warum lachst du?«
    Der Graf hat eine tiefe wohllautende Stimme. Peperl ist ein wenig verlegen, denn sie hat über das Feigenblatt des Adam gelacht. Doch dann erinnert sie sich der mahnenden Worte des Ku-kilo. Sie sieht dem alten Herrn spitzbübisch in die Augen und sagt: »Ich hab gelacht, weil ich mir gedacht hab, daß der Herr auf dem Bild einen ganz kleinen Schwanz haben muß, sonst möcht er ihn doch nicht verstecken.«
    Ein Leuchten geht über das Gesicht des Grafen und er sagt feierlich:
    »Du bist die echte
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