Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Meine Schwiegermutter ist cooler als deine

Titel: Meine Schwiegermutter ist cooler als deine
Autoren: dtv
Vom Netzwerk:
Leidenschaft für
     die Muskelprotzmagazine, die vor allem im »Beach Boys Club« auslagen. Die Trainingspläne der Spitzenbodybuilder waren für
     mich das reinste Lesevergnügen. Mit einem leichten Schauder studierte ich, was Ronnie Coleman, Jay Cutler und Günter Schlierkamp
     so für Gewichte wegdrückten, und vor allem, was sie am Tag an Kalorien verschlangen. Mit der Quantität konnte ich möglicherweise
     mithalten, allerdings zählten Döner, Gummibärchen und Leberkässemmeln wohl nicht zu den hochwertigen Energielieferanten wie
     Truthahnsteaks (sehr fettarm), Ofenkartoffeln, Vollkornreis und Proteinshakes. Immerhin stellte ich meine Ernährung von Toast
     auf Vollkorntoast, von Semmel auf Sportlersemmel und von Weißbier auf alkoholreduziertes Weißbier um, und ich zog auch den
     Trainingsplan rigoros durch. Als zwischen den Jahren der »Beach Boys Club« ein paar Tage Ferien machte, ging ich sogar am
     Strand laufen. Voller Freude entdeckte ich in einem der Muckimagazine den Satz, dass man als Anfänger in den ersten drei Monaten
     des Trainings mehr Muskelmasse zulegt als jemals wieder.
    Das Ergebnis (Stand: drei Monate später): Ich wiege immer noch 90   Kilo, auch wenn ich mich damit tröste, dass |115| Muskeln ja mehr wiegen als Fett, von daher hat vielleicht nur eine Umverteilung stattgefunden. Vor Laura ging ich mehrmals
     mit freiem Oberkörper und eingezogenem Bauch auf und ab, doch sie sagte nichts. Und im Winterurlaub war ich nach zwei Mal
     Schlepplift wieder am Ende.

|116| Abenteuer im Grödnertal, Teil 5
    Ich erzähle Ihnen jetzt mal kurz, wie das mit Laura und mir am letzten Tag am Berg gelaufen ist. Wir müssen immer getrennt
     Ski fahren, weil ja einer auf Beatrice aufpassen muss. Also sieht mich Laura auf der Piste nicht, was vielleicht dem gegenseitigen
     ehelichen Respekt förderlich ist.
    Am letzten Tag nahm ich mir vor, erstmals eine schwarze Piste in Angriff zu nehmen (das eine Mal, als ich mich verfuhr und
     kurz überlegte, die Skier abzuschnallen, zählt nicht). Ich war am Vormittag mit Skifahren dran, stand also extra früh auf,
     frühstückte Multivitaminsaft, Vollkornmüsli, Eier mit Speck und säuerliche Ananasscheiben. Dann wärmte ich mich eine halbe
     Stunde lang auf, ging die Piste im Kopf durch, so, wie es die Spitzenskiläufer machen, wenn man ihnen im Fernsehen bei den
     Startvorbereitungen zusehen darf, und dann fuhr ich erst ein paar Mal blau, dann zwei Mal rot. Schließlich wagte ich mich
     auf schwarz, was kein Vergnügen war, einmal stöhnte ich sogar vor Angst (ich war zu sehr außer Atem, um zu schreien), aber
     ich vollbrachte es ohne schwere Verletzungen, jedenfalls bei mir selbst – einige andere Skiläufer mussten hart abbremsen,
     weil sie nicht mit meiner ungewöhnlichen |117| Kurventechnik rechneten. Ich strahlte, als ich gegen 13   Uhr ins Hotel zurückkehrte, übers ganze Gesicht – der Skiurlaub war formidabel abgerundet, ich war der König der Bergwelt.
     Und ich erzählte Laura von jedem einzelnen Richtungswechsel.
    Laura hatte den ganzen Tag in der Horizontalen verbracht und sich im Liegestuhl gesonnt. Beatrice war um sie herum mit ihrem
     Puppenpicknickkoffer im Einsatz gewesen und hatte nicht weiter gestört, wenn man mal von dem Kellner absieht, der über sie
     stolperte. (Aber die Gläser, die er auf dem Tablett getragen hatte, waren ohnehin leer.) Also erhob sich Laura mit einem herzhaften
     Gähnen, schüttelte sich kurz aus, schlüpfte in die Skier und wedelte gelangweilt vier Mal in Folge die schwarze Piste runter.
     Ohne, wie sie mir beiläufig mitteilte, auch nur ein einziges Mal zu stoppen. Dann lümmelte sie sich wieder in ihren Liegestuhl
     und fiel sofort in einen tiefen, unbesorgten Schlaf, denn inzwischen hatte ja ich die Verantwortung für unsere Kleinste.
    Ich empfinde übermäßiges sportliches Talent seit jeher als Beleidigung. Aber das von einer Frau aufs Brot geschmiert zu bekommen
     – und auch noch von
meiner
Frau, also praktisch täglich: Das ist regelrecht demütigend.

|118| Jenseits der Stille
    Was waren das für schöne Zeiten, als man einfach zu seinem Kumpel gehen konnte, der zwei Bier aus dem Kühlschrank holte und
     den Fernseher anschaltete. Heute wird man dazu genötigt, sein neues Safranrisotto zu kosten, den Käseauflauf mit Birnen oder
     die Rigatoni mit klein gewürfelter Fenchelsalami.
    Kochen ist ja in Deutschland schwer angesagt, und Köche werden, wie einst Friseure, zu Prominenten. Klar, dass es
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher