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Meine Oma, Marx und Jesus Christus: Aus dem Leben eines Ostalgikers (German Edition)

Meine Oma, Marx und Jesus Christus: Aus dem Leben eines Ostalgikers (German Edition)

Titel: Meine Oma, Marx und Jesus Christus: Aus dem Leben eines Ostalgikers (German Edition)
Autoren: Uwe Steimle
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er einen Wolf meint, der, der der Großmutter die Hucke vollgelogen hat, und die war sowieso schon in keiner guten Verfassung.
    De Maizière hat es uns verkündet, was befreundete Geheimdienste nun gar nicht mehr geheim halten: Bis Monatsende wird es in Deutschland zu terroristischen Anschlägen kommen. Genau!
    Vielleicht ist ja bei plötzlichem Frosteinbruch im Winter gleich mal wieder das Streusalz alle, und da kommt es dann eben zu einer Massenkarambolage auf der A … was weiß ich?
    28 Autos ineinander gekeilt. Der Winterdienst konnte nicht ausrücken.
    »Weswegen?« , fragen Sie, »Terrorwarnung?« Nein, das Streusalz war alle! Das ist wahrer Terror!
    Aber Haubitzen für Afghanistan? Kein Problem, und bitte: Namibische Sicherheitskräfte fanden ein verdächtiges Päckchen in Windhoek. So ein Zufall aber auch!
    In Deutschland verschärfen sich die Sicherheitsbestimmungen, und überall auf der Welt bleibt es an diesem Tag vergleichsweise ruhig.
    Nur in Namibia finden namibische Sicherheitskräfte ein Bäckel! Ein Bäckel … Ganz Afrika ist voller Bäckel, aber im ehemaligen Deutsch-Südwest finden namibische Sicherheitskräfte ä Bäckel. Das ist wie die Nadel im Heuhaufen. Die ham das verdächtige Bäckel gleich vor Ort gesprengt, aber nu weeß ma nich, was drinne war.
    Trotzdem, womöglich hätte es sonst mit dem Flugzeug Deutschland erreicht. Und dann? … Ja, man sieht, Deutschland wird auch in Namibia verteidigt. Nur, warum eigentlich? Deutsche Missionare wirken doch gar nicht mehr im ehemaligen Deutsch-Südwest.
    Selbst in Deutsch-Nahost wird die Buschzulage nicht mehr gezahlt. Sie sehen: Afrika, Osten – alles eins. Besetzte Gebiete halt, die es zu befrieden gilt, aber wer geht schon freiwillig in den Busch, äh Osten, ohne Zulage?
    Nur die erste Garnitur, also die erste Garnitur von hinten.
    Und erst, wenn der Rest der Welt so ist wie wir, herrscht Ruhe.
    Oder Griechenland, Spanien, Portugal, wenn all diese Länder pleite sind – sind die Ergebnisse des 2. Weltkrieges korrigiert, und es ist nicht ein Schuss gefallen. Wir haben den 2. Weltkrieg gewonnen.
    Wir sind Kerneuropa. Der »Rest«? Das sind die Schalen!
Und die fliegen fort.
    Ein Lied!
    … Es gibt so viele Lieder.
    Ich fange gleich mal bei mir an, sing’ ein Lied und mach’ jetzt Pause.
    Es soll ja hier oh ni in Arbeit ausarten. Denn wie sagte schon der wundervolle Peter Hille? »Arbeit heißt, bei sich selbst sein.«
    Ganz bei mir, denk’ ich zurück ans kindliche Erdenglück in meiner Heimatstadt Dresden, genauer gesagt, Alttrachau, noch präziser, Leipziger Str. 226, 1. Hinterhaus.
    Hier, im oft von mir zitierten 1. Hinterhaus, wuchs ich friedlich auf.
    Heimat musste mir niemand buchstabieren, ich hatte ein Zuhause.
    Und da ich darüber nicht großartig nachdenken musste, mir war diese Selbstverständlichkeit quasi mit in die Wiege gelegt worden, kann ich heute so ganz ungestört in mir wohnen.
    Das, glaube ich, ist sowieso das Schönste, Beste, Größte: Heimat. Und? Dass ich Wünsche hab’, einen Grund, hoffnungsfroh aufschauen zu dürfen, jeden Tag neu.
    Und wissen Sie, warum ich das kann? Ich wurde als Kind sehr viel gestreichelt. Heute gehen die Kinder in den Streichelzoo, wo sie streicheln dürfen, auch die, die selbst nicht gestreichelt werden.
    Das hatte ich zu Hause. Mein Dialekt, meine Heimat, mein Sachsen, das ich in Form von Stollen, im Winter als Bauch sichtbar, vor mir hertrage.
    Lieber einen Stollen auf den Rippen als drei Pullover. Stollen ist gebackener Glaube.
    Und weil wir gerade beim Glauben sind, da fällt mir das Wort ein: »Glaubwürdig« – Nehmen wir es einmal auseinander: Des Glaubens würdig, oder: Ich würde das gern glauben,
wenn, ja wenn … Merken Sie was? Sprache kann verräterisch sein. Ich finde, Glaubwürdigkeit ist was für Banken und die Kirche.
    Der »Rest« kann es ruhig mit der Wahrheit versuchen. Wahrheit sollte immer aber auch äußeren Ansprüchen genügen können. Oder anders ausgedrückt: »Was Du nicht willst, dass man dir tu’, das füg auch keinem anderen zu.«
    Ich muss mit meiner Wahrheit leben können und meine Mitmenschen möglichst auch. Wahrheit: … »Wahrheit«, letzten Endes auch ein schwammig-schwiemeliger Begriff.
    Die letzte, endgültige und unumstößlichste aller Wahrheiten ist doch ... der Tod. Ja, was denn sonst, wer denn sonst? Ich bitte Sie. Neulich geh’ ich kurz vor dem Totensonntag auf den Friedhof. Am Totensonntag selbst, nein, das muss nicht sein. Am
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