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Mein Weg

Mein Weg

Titel: Mein Weg
Autoren: Volker Hohlbein
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ich in der Tasche trug. Dass er den Pass verloren hatte, war ihm bis dahin noch gar nicht aufgefallen. Um so mehr freute er sich, ihn wieder zu haben. Das musste natürlich mit einem Bier begossen werden. Gar nicht auszudenken, wenn mir das passiert wäre. Über 900 Kilometer Fußmarsch, um diese Stempel zu bekommen und am Ende verloren. Diesen Gedanken verbannte ich sofort wieder aus meinem Kopf.
    Pünktlich um 14:30 Uhr fuhr mein Bus. Die Fahrt verlief ohne Probleme. Ich hing während der ganzen Fahrt meinen Gedanken nach und beobachtete die Leute, die an den einzelnen Stationen ein- und ausstiegen. Als ich in Santiago ankam, hatte ich die Herberge des „Seminario“, gleich neben der Kathedrale als Unterkunft für die letzte Nacht ausgesucht. Leider erhielt ich auf meine Frage nach einer „habitación individual“ nur die Antwort „completto“ (alle Betten belegt), es war ja auch bereits nach 17:00 Uhr.
    Zum „Seminario“ gehört auch ein Hotel. Dort bekam ich noch ein Einzelzimmer für 35,- €. Dafür gab es aber auch ein eigenes Bad und das Frühstück war auch inklusive. Für die letzte Nacht auf dem Camino vollkommen ok. So konnte ich morgen früh in aller Ruhe meinen Rucksack ordnen und alles für den Heimflug vorbereiten.
    Gegen 18:00 Uhr ging ich zur Kathedrale. Vielleicht würde ich noch jemanden treffen. Auf dem Weg von der Kathedrale zur Altstadt lief ich dann prompt Uta aus Leipzig in die Arme. In Muxia hatten wir uns verfehlt, aber jetzt trafen wir uns doch noch mal wieder. Wir verabredeten uns zum gemeinsamen Abendessen.
    „Um 19:00 Uhr treffen wir uns vor der Kathedrale und dann suchen wir uns ein schönes Restaurant.“, sagte ich zu ihr.
    Ich schlenderte weiter durch die Gassen der Altstadt. Vor mir tauchte plötzlich ein Strohhut auf, der mir bekannt vorkam. Schon von weitem erkannte man, dass dieser Hut schon viele Kilometer hinter sich hatte. Ich werde doch nicht das Glück haben und meinen Freund, den Karl aus Karlsruhe, hier wieder treffen? Der Tag, an dem wir uns das letzte Mal trennten, lag bereits fast vier Wochen zurück.
    „Nein, das kann er nicht sein, da ist eine Frau bei ihm und er war, genau wie ich, alleine unterwegs. Auch hatte dieser Mann ein Vollbart.“ ,überlegte ich.
    Betont langsam ging ich an den Beiden vorbei.
    Plötzlich eine Stimme: „Volker?“
    Da kam Karl auf mich zu und dann war alles klar. Seine Frau wollte nach Sarria kommen, um von dort mit ihm zusammen nach Santiago zu wandern. Er war es wirklich und die Freude, uns nach fast vier Wochen wiederzusehen, war einfach unbeschreiblich. Auf dem Camino geht niemand verloren und jeder Tag bringt eine neue Überraschung. Das hätte ich niemals geglaubt, dass wir uns hier noch mal sehen würden, nach fast 30 Tagen. Unsere Umarmung war lang und herzlich.
    Zusammen machten wir uns auf den Weg, zurück zur Kathedrale, um Uta abzuholen. Zu viert suchten wir eine typisch spanische Tapasbar auf, aßen, tranken und redeten von der Zeit zwischen Verabschieden und Wiedersehen. Kaum zu glauben, wie viele Freunde er getroffen hatte, die ich auch kannte. Ryan aus Texas, Marco aus Slowenien, Jonny aus Spanien, Monika aus Polen, er kannte sie auch alle und hatte sogar mit Monika schon vereinbart im Spätsommer mit dem Motorrad nach Polen zu kommen. Es war einfach unglaublich.
    Blick auf die Kathedrale
    Wir erlebten noch einen richtig gemütlichen Abend. Karl erzählte mir noch, dass er während seiner Wanderung 100 Fragen und 100 Antworten zum Camino aufgeschrieben hatte. Wir tauschten unsere E-Mail Adressen mit dem Versprechen, dass er mir seine Fragen und Antworten schicken wird. Bestimmt würde ich viele gleiche Fragen und Antworten darin finden, dir für mich genauso zutreffen.
    Gegen 22:00 Uhr verabschiedeten wir uns, diesmal bestimmt für immer. Eine tolle Bekanntschaft ging jetzt hier zu Ende. Aber die Hoffnung bleibt, man trifft sich im Leben immer zweimal und dass wir uns schreiben würden, war fest vereinbart. Ich war sehr glücklich über das unverhoffte Wiedersehen. Zu gern hätte ich auch Jeremy mit seiner Frau Halina noch einmal getroffen. Ich dachte an den Moment, als wir in der Kirche in Carrión de los Condes zusammen waren und er mich fest an sich gedrückt hatte, oder an den Morgen in der Herberge in León. Wir hatten viele tolle Moment zusammen erlebt. Seine E-Mail Adresse hatte ich zwar bei seiner Ankunft in Santiago in meine Handy geschrieben, doch irgendwas ging schief und sie war nicht mehr da. Ich war
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