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Mein verräterisches Herz: Roman (German Edition)

Mein verräterisches Herz: Roman (German Edition)

Titel: Mein verräterisches Herz: Roman (German Edition)
Autoren: Janet Chapman
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hatte einen tüchtigen Schreckschuss durchaus verdient, wenn er seinen Kummer in den Armen einer Frau ertränkte, während er seinen Bruder tot mit dem Gesicht nach unten in einem fernen Dschungelgewässer treibend wähnte. Alex öffnete die Fliegengittertür mit einem erwartungsvollen Grinsen und drehte den Türknauf, um so dramatisch einzutreten, wie es sich für ein ins Leben zurückgekehrtes Gespenst ziemte.
    Sein schallendes »Hallo« ging in ein verblüfftes Gebrumme über, als er an der massiven Holztür zu stehen kam. Alex
trat einen Schritt zurück und rieb sich die Stirn, als er erneut den Knauf drehen wollte – nur um festzustellen, dass die verdammte Tür abgesperrt war.
    Hier sperrte niemand eine Tür ab! Es war ein ungeschriebenes Gesetz der Wälder, für den Fall einer Notsituation nie ein Haus mit Telefon abzuschließen. Alex pochte so heftig an die Tür, dass der Rahmen bebte. »Paul!«, rief er laut. »Raus aus dem Bett, Casanova! Es ist Mittag vorbei! Paul!«
    Stille war die einzige Reaktion.
    »Paul, aufmachen!«
    Noch immer Stille.
    »Verdammt, soll ich die Tür eintreten?«
    »Paul ist nicht da«, meldete sich eine leise, kaum hörbare Stimme.
    Alex benötigte gute fünf Sekunden, um sich klar zu werden, dass es sich um eine weibliche Stimme handelte, und einige weitere Sekunden, um das Gesicht zu entdecken, das da durch einen Spalt zwischen den beiden Gardinenschals am Fenster in der Nähe lugte.
    Er trat näher heran und lächelte in die ihm nicht bekannten braunen Augen, die zu ihm hinaufstarrten. »Wo ist Paul?«, fragte er freundlich.
    »In Augusta – er erhebt dort Einspruch gegen ein neues Forstgesetz.«
    »Und wer sind Sie?«
    »Mrs. Knight.«
    »Mrs. …?«, wiederholte Alex und richtete sich überrascht auf. »Sie sind mit Paul verheiratet?«
    Sie schüttelte unmerklich den Kopf.
    »Mit Ethan?«, flüsterte er. »Ethan hat geheiratet?«
    Wieder Kopfschütteln.
    Er wich noch einen Schritt zurück. »Sie haben Grady geheiratet!«
    Auf seinen lauten Ausruf hin riss sie die Augen auf und schüttelte heftig den Kopf, wobei sie ein »Nein!« ausstieß.
    Alex trat ans Fenster und beugte sich weit nach unten, um mit ihr in Augenhöhe zu gelangen. Es bereitete ihm ein perverses Vergnügen, als er sah, dass sie zurückwich und den Vorhang zuzog. »Wen haben Sie denn dann geheiratet, Lady? Mehr Knights gibt es nicht.«
    »Ich habe Gradys ältesten Sohn Alex geheiratet. Ich … ich bin seine Witwe.«
    Alex fragte sich auf der Stelle, ob er noch im Dschungel war und im Delirium einen Albtraum erlebte. Entweder dies, oder er musste sich verhört haben.
    Alex rieb sich das Gesicht und atmete zur Beruhigung tief durch. »Lady«, sagte er ganz ruhig, »Alex Knight ist als lediger Mann vor fünf Monaten nach Brasilien gegangen, um dort zu arbeiten.«
    Wieder tat sich ein winziger Spalt zwischen den Vorhängen auf – gerade so breit, dass er ein großes braunes Auge sehen konnte. »Richter Elroy Rogers hat vergangenen Montag eine Ferntrauung vorgenommen.« Ihre gestelzten Worte hörten sich an, als wiederhole sie einen häufig geprobten Text. »Aber letzten Donnerstag hat sein Vater erfahren, dass Alex getötet wurde. Paul wird morgen zurück sein. Wenn Sie mit ihm sprechen möchten, müssen Sie noch einmal kommen.«
    Wieder schloss sich der Vorhang, und Alex sah den Schatten einer kleinen Gestalt, die sich vom Fenster entfernte. Er
stand fassungslos da. Er war vor neun Tagen per Ferntrauung zum Ehemann gemacht worden? Und drei Tage später für tot erklärt?
    Auf der Botschaft hatte man ihm gesagt, die Leute der Firma, für die er tätig gewesen war, seien vor elf Tagen hier gewesen, und sein Vater hätte am Samstag von seinem Tod erfahren. Wie also hatte Alex Knight am Montag darauf heiraten können? Noch dazu per Ferntrauung. Das war doch nicht rechtens, oder?
    Den Teufel war er verheiratet! Diese kleine Betrügerin hatte gelogen. Alex trat wieder vor die Tür und klopfte laut. »Aufmachen!«, rief er, und diesmal erbebten sogar die Fenster. »Wenn Sie nicht öffnen, rufe ich den Sheriff, das schwöre ich!«
    »Den habe ich schon gerufen«, erwiderte sie vom Fenster aus. »Am besten verschwinden Sie jetzt auf der Stelle.«
    Alex ging wieder ans Fenster, doch anstatt einem erschrockenen Augenpaar sah er sich einem durch den Vorhang lugenden Gewehrlauf gegenüber. Er verschluckte sich an seinem eigenen Lachen. Er musste tatsächlich mit dem Gesicht nach unten von Fieber geschüttelt im
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