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Mein schwarzer Hengst

Mein schwarzer Hengst

Titel: Mein schwarzer Hengst
Autoren: Barbara Schwarz
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ich hab einen Blick für Männerkörper, auch wenn sie noch in ihrem Hugo-Boss-Anzügen stecken. Ich kenne ihn von der Arbeit.“
    Alexa arbeitete in einer PR-Agentur, ein typisch Berliner Job. Sie war schlank und eine ziemlich heiße Nummer, wie ich neidlos anerkennen musste. Sie genoss das Berliner Nachtl eben in vollen Zügen, die coolen Bars und Clubs. Ich passte da nie so richtig rein, mir war immer die Musik zu laut. Aber sie hatte eine große Kartei an Lustgymnasten, und ein paarmal hatte sie mir schon angeboten, mir einen abzutreten. Aber mit demselben Mann zu schlafen wie sie, das war mir zu inzestuös.
    „Weißt du was?“ seufzte ich in meinem mittelschweren Schwips. „Gib ihm meine Nummer. Aber mach ihm klar, dass er sich anstrengen muss.“
    „Ich sag ihm, er soll gut frühstücken.“
     
    Und so traf ich mich dann mit diesem Nico.
    Das klingt jetzt gleich schon so abwertend – „dieser Nico“. Aber ich fürchte, so war es auch gemeint. Der Typ ve rkörperte alles, was man sich unter einem Imageberater vorstellt – jemand der nur aus Fassade bestand. Das ist nun mal deren Job, nicht wahr? Fassaden errichten und aufpolieren. Sie sind wie Stuckateure, nur dass sie ihr Handwerk nicht wirklich lernen und in einer vernünftigen Welt auch gar nicht gebraucht werden. Ich habe nichts als Respekt für diese Genies, die aus einem Sumpftroll namens Angela Merkel eine wählbare Kanzlerin gemacht haben. Das ist im Nachhinein betrachtet ein schieres Wunder. Aber in meiner idealen Welt gibt es keine Imageberater, weil es auch kein Image gibt. Menschen werden so akzeptiert, wie sie sind, und jeder versteht, dass man selber auch nicht vollkommen ist.
    Nico sah das diametral anders. Angefangen damit, dass er sich eindeutig für vollkommen hielt.
    Er brauchte nicht bei mir zu klingeln, als er bei mir vorfuhr. Sein Wagen war schon zehn Sekunden vorher zu hören, wie er in unsere kleine Straße reinbretterte, und das Quietschen der Reifen, als er zum Stehen kam, brachte den Nachbarhund zum Ausflippen.
    Das mehrfache Hupen war dabei nicht hilfreich.
    Mein erster Impuls war, den Typ gleich wieder auf Reisen zu schicken. Aber ich hatte mir etwas vorgenommen: Nicht mehr so wählerisch sein, mich auf was einlassen, auch wenn es mir erst nicht gefällt. Und so kam ich raus, anständig aufgebrezelt in einem schwarzen Cocktailkleid, das mit Hilfe von Tüll und Chiffon an den wichtigen Stellen das Kunststück fertigbrachte, mich nicht wie ein Brauereipferd aussehen zu lassen.
    Ich öffnete die Beifahrertür des Porsche – er dachte o ffensichtlich nicht daran, die Tür für mich zu öffnen.
    „Na, dann park mal deinen saftigen Arsch auf meinem Biberfell“, grinste er mich an, als ich mich neben ihm niede rließ. Ich sah ihn mir an, und ich musste zugeben: Die Fotos, die auf seiner Facebook-Seite zu Hunderten zu finden waren, wurden ihm gerecht. Er sah sehr gut aus, auf so eine Tom-Cruise-Art. Perfektes symmetrisches Gesicht, breites einnehmendes Lächeln und kurzes dunkles Haar, in dem irgendwelche Haarprodukte steckten, die seinen Haarschopf so aussehen ließen, als wäre er gerade erst aufgestanden. Vermutlich brauchte er eine halbe Stunde, bis er diesen Look hinkriegte. Aber da wollte ich nicht zu streng sein, wir Frauen machen das ja auch. Ich selber hatte meine blonden Haare – mein wertvollstes Gut, wie ich denke – so glatt wie möglich gestriegelt und mir ein paar Strähnchen ins Gesicht fabriziert. Mein bestmöglicher Look. Und das erste, was er kommentierte, war mein Allerwertester.
    „So, wo fahren wir denn nun hin?“ fragte ich und zwang mich, unverkrampft zu klingen. Seinen Begrüßungskuss-Versuch hatte ich erfolgreich abgewehrt. Wir hatten kurz tel efoniert und beschlossen, einfach nett essen zu gehen und vielleicht anschließend in eine Bar, vielleicht sogar tanzen. Wobei ich an das Tanzen nicht glaubte. Man geht nicht mehr tanzen in Berlin.
    „Hab was reserviert bei ’nem wirklich smooven Italiener“, erklärte Nico und gab Gas. „Wird dir gefallen, Baby.“
    „Bist du irgendwie italienisch?“ schluckte ich das ‚Baby‘ runter und versuchte, eine Unterhaltung in Gang zu bringen. Was dann folgte, war ein stundenlanger Monolog über ihn selbst. Er erzählte mir von seiner Familie, die im Bankgewerbe reich geworden war, obwohl es sich für mich eigentlich eher nach einer kleinen Privatbank in der schwäbischen Provinz anhörte, die sich von einer Reihe Landwirte und mittelständischer Betriebe
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