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Mein Ist Die Nacht

Mein Ist Die Nacht

Titel: Mein Ist Die Nacht
Autoren: Andreas Schmidt
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Sie
das?«
    »Er hatte dort
im Knast gesessen und zog es deshalb vor, in Wuppertal noch einmal
neu anzufangen.«
    Franka runzelte die
Stirn. »Wieso haben Sie ihm geholfen?«
    »Ich habe ihm
den Job beim Kurierdienst besorgt; dort konnte er nachts fahren und
tagsüber alles in Ruhe vorbereiten. Gemeinsam hatten wir einen
Plan ersonnen. Er sollte sich eines Opfers bemächtigen und
dieses in die alte Fabrik am Wupperufer schaffen. Von mir hatte er
dazu den Schlüssel zu dem Gebäude erhalten. In einer
rituellen Handlung sollte er seinen Instinkten nachgeben, und die
gefangene Frau töten, ihr Blut trinken und sich von ihrem
Fleisch ernähren.«
    Sie lächelte
Franka und Micha entwaffnend an. »Leider ist Clay weit
über das Ziel hinausgeschossen. Er vergewaltigte die Frau, er
erniedrigte sie auf eine Weise, wie ich es nicht akzeptieren kann.
Und er machte in dieser Richtung weiter. Es hat Ihnen bei der Kripo
viel Arbeit gemacht, und dafür möchte ich mich aufrichtig
entschuldigen. Immerhin hat er Klaus aus dem Weg geräumt, das
werde ich ihm nie vergessen. Klaus war ein schwieriger Mann und hat
mich immer für geistig krank gehalten, wenn ich ihm reinen
Wein über mein wahres Leben einschenken
wollte.«
    Wieder ein
Lächeln, das Verständnis für ihren toten Mann
signalisieren sollte. Sie führte die Besucher in eine Art
Wohnzimmer.
    »Es hat nicht
geklappt, wie es geplant war.« Plötzlich hatte sie eine
kleine Waffe in der rechten Hand. »Und dafür werde ich
selbstredend die Konsequenzen ziehen. Clay ist bereits tot. Er
starb so wie die Frauen vor ihm.« Genießerisch leckte
sie sich mit der Zunge über die Lippen. Sie lächelte noch
ein wenig breiter, und Franka erschauerte, als sie die spitz
geschliffenen Eckzähne von Karla Baumann erblickte. Sie
starrte in den blassen Teint der wohlhabenden Frau, die erst vor
kurzer Zeit ihren Mann verloren hatte. Ihre Augen wirkten tot und
leblos. Eiskalt. Der Blick von Karla Baumann jagte ihr einen
Schauer über den Rücken.
    »Der Zahnarzt
hat gute Arbeit geleistet, finden Sie nicht?«
    »Doch,
absolut.« Franka nickte wie in Trance.
    »Dennoch ist es
zu spät, neu anzufangen. Ich werde auch nicht jünger,
wissen Sie.«
    »Bitte lassen
Sie die Waffe fallen. Frau Baumann, wir müssen Sie bitten, mit
uns zu kommen.« Micha hatte die Handschellen gezückt,
die er am Gürtel seiner Hose trug. Franka zückte die
Dienstwaffe und hielt die Mündung auf Karla Baumann gerichtet.
Sie wollte Micha sichern, während er ihr die Handschellen
anlegte.
    »Wir verhaften
Sie wegen Mordes an Kai Kötter alias Clay Ferguson. Das ist
sicherlich ein Fall für das Bundeskriminalamt und Interpol.
Sie haben so eben ein Geständnis abgelegt.«
    Karla Baumann lachte
amüsiert, so, als hätte Franka ihr einen guten Witz
erzählt. Dann schüttelte sie den Kopf. »Ich habe
kein Geständnis abgelegt, ich habe Ihnen lediglich
erläutert, warum Sie anscheinend erfolglos einem Phantom
nachgejagt sind. Wir töten um zu leben, wissen Sie? Da gilt
das Gesetz nicht, das für normal sterbliche Menschen erdacht
wurde, die sich an all die gesellschaftlichen Regeln zu halten
haben, die uns als Kinder anerzogen wurden.«
    Franka war sicher,
dass Karla Baumann geistig verwirrt war. Sie würden sie in
Sicherheitsverwahrung nehmen müssen und morgen könnte
sich dann ein Polizeipsychologe um sie kümmern. Doch
zunächst einmal galt es, sie mit aufs Präsidium zu
nehmen. Und dafür zu sorgen, dass sie die Waffe
abgab.
    »Wo ist Clay
jetzt?«, fragte sie, um Zeit zu gewinnen.
    »Im
Schlafzimmer. Er ist in meinem Bett zu meinem ganz
persönlichen Donar geworden. Damit hat er zu guter Letzt auch
noch seinen Sinn erfüllt. Sie können Ihn gern sehen, wenn
Sie wollen, aber bitte erschrecken Sie nicht: Der Anblick einer
zerfleischten Kehle … aber das kennen Sie ja
inzwischen.«
    »Wir werden Sie
jetzt wegen Mordes an Kai Kötter festnehmen.« Franka
sprach ruhig und emotionslos. Sie achtete auf jede Regung im
Gesicht der offenbar verwirrten Frau. Langsam ging Micha mit den
Handschellen auf Sie zu. Sie hielt inne. Er zögerte. Dann hob
sie die Hand mit der Pistole und hielt sie sich an die
Schläfe.
    »Waffe fallen
lassen, verdammt noch mal!«, brüllte Micha und machte
einen Satz auf Karla Baumann zu. Er ließ die Handschellen
fallen und streckte sich, um die Hand, mit der die Baumann die
Waffe umklammert hielt, von ihrem Körper wegzudrehen. Er riss
sie dabei zu Boden, Karla Baumann zeterte hysterisch, dann sah
Franka das
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