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Mein Gott, Wanda: Roman (German Edition)

Mein Gott, Wanda: Roman (German Edition)

Titel: Mein Gott, Wanda: Roman (German Edition)
Autoren: Ulrike Herwig
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nur gewischt werden, alles saubermachen und die Wände neu streichen. Und vorher trocknen. Was ist denn mit dem Ecki, der den Hof gemacht hat. Der hatte doch ein paar Helfer. Vielleicht hat er auch einen Luftentfeuchter?«
    »Nein«, brach es aus Wanda heraus. »Ecki frage ich nicht.« Auf gar keinen Fall wollte sie ihn noch mal um etwas bitten müssen. Sie war schon heilfroh, dass sie den Auftrag bezahlt und nicht als seine Freundin einen Gratis-Hof bekommen hatte.
    »Der Günther kommt und hilft auf jeden Fall«, meinte Marianne. »Der macht das sofort.«
    Daran hatte Wanda keinen Zweifel, wenn Marianne einen Befehl ins Telefon schmetterte, war Günther fünf Minuten später da. An diesem Tag war sie dafür mehr als dankbar.
    »Danke«, sagte sie gerührt.
    »Na, und ich natürlich.« Otto Gilder reckte sich ein bisschen.
    »Und der Ritschie«, sagte Marianne. »Der macht doch jetzt alles. Der Matti auch, wenn ich ihn drum bitte.«
    »Der Ritschie hat schon die erste Runde gemalert«, murmelte Wanda. »Den kann ich doch nicht schon wieder fragen.«
    »Natürlich kannst du das.« Marianne sah sie streng an. »Profitiert er doch auch davon, wenn das hier schnell wieder in Ordnung geht. Wie alle anderen auch.«
    Wie alle anderen auch …
    »Mein Onkel ist der König der Heimwerker, den könnte ich nach seinem Luftentfeuchter fragen«, meldete sich schüchtern der Medizinstudent vom Fußboden. »Der hat so etwas, das weiß ich.«
    Wanda nickte. »Und ich frage auch.«
    »Wen fragst du?« Marianne wrang einen Lappen aus.
    »Alle anderen.« Der Anflug eines Lächelns spielte um Wandas Lippen. »Alle anderen, die hiervon profitieren. Und wie heißt du eigentlich?«, wandte sie sich an den Studenten.
    »Sebastian.«
    »Sebastian. Du trinkst jetzt erst mal einen Tee, damit du nicht wieder einschläfst.«
    Ein paar Stunden später war das Herkules voller Menschen, die aufgeregt hin und her wuselten. Zum Teil waren es Leute, die eigentlich zum Trainieren gekommen und einfach dageblieben waren, zum Teil waren sie auf einen Anruf hin aufgetaucht. Selbst Biggi war erschienen, auch wenn sie reichlich nutzlos herumstand, weil ihre Schulter immer noch schmerzte. Sie hatten alle gemeinsam die Geräte zur Seite geschoben, den Boden gereinigt und den Luftentfeuchter von Sebastians Onkel aufgestellt, der jetzt laut vor sich hin röhrte. Wanda erkannte den jungen Bodybuilder von gestern Abend mit seiner Kamera wieder, der das muntere Treiben erneut filmte.
    »Abenteuer Haussanierung«, rief er. »Das können sie dann bei RTL bringen!« Er hielt den Daumen hoch.
    RTL . Das fehlte ihr noch zu ihrem Glück. Wanda schüttelte den Kopf. Wenigstens war noch Farbe da, wenn auch nicht ausreichend.
    »Biggi und ich gehen mal noch ein paar Dosen Farbe kaufen«, rief Wanda in die Runde. »Und dann können wir mit dem Streichen loslegen, zumindest da, wo es schon trocken ist.« Sie warf einen prüfenden Blick in die Runde. Es sah noch chaotisch aus, aber der Wahnsinn nahm geregelte Formen an. So viele Leute packten hier einfach mit an, es war nicht zu glauben. Ob die Mitglieder des Planet of Fitness ebenso spontan und großzügig ihre Zeit geopfert hätten, um den Pool zu schrubben oder die Millionen von High-Tech-Maschinen abzuwischen? Bei den Monatsgebühren dort? Wanda wagte es zu bezweifeln. Das Herkules hingegen war mehr als nur ein Fitnessklub. Sie hatte die marode Muckibude in einen lebendigen Treffpunkt für Leute jeglicher Couleur umgestaltet, und darauf war sie verdammt noch mal stolz, trotz Wasserfleck und allem.
    »Na los, komm.« Biggi winkte ihr zu und Wanda setzte sich in Bewegung. Im Hinauslaufen sah sie schnell noch auf ihr Handy, zwei neue SMS von Stefan, Wo bist du denn?, Warum gehst du nicht ran ?, und fünf Nachrichten auf der Mailbox von Ecki, die letzte klang richtig ärgerlich. Du könntest ja wenigstens mal rangehen. Was sollte das gestern Abend? Du hast mir versprochen, am Wochenende mit zur Ausstellungseröffnung zu kommen, bleibt es dabei? Melde dich!
    »Nur keinen Stress. Ich bin ganz ruhig. Ganz ruhig«, murmelte Wanda. Sie beschloss, die Nachrichten erst mal zu ignorieren. Er würde schon erfahren, was hier los war. Der Innenhof war ja Gott sei Dank nicht beschädigt.
    Aber Stefan sollte sie schnell eine Nachricht zukommen lassen. Bin ein bisschen im Stress. Wanda ging langsamer und tippte die SMS mit klammen Fingern. Beneidenswert, wie die Teenies heutzutage so flink schreiben konnten. Und nur mit den Daumen! Wanda
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