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Mein geliebter Wuestenprinz

Mein geliebter Wuestenprinz

Titel: Mein geliebter Wuestenprinz
Autoren: Tessa Radley
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auf die Schulter legte.
    Zuerst dachte sie, der Taxifahrer wäre zurückgekommen. Sie wandte den Kopf und sah den Jungen, der vorhin mit dem Fahrrad gestürzt war. Hinter ihm standen mit lauernden Mienen weitere junge Männer.
    Dann entdeckte sie das Messer. Jayne schrie auf, doch ihre Stimme erstarb, als das älteste Gangmitglied sie gegen die Hauswand drängte.
    Sie konnte noch einen Blick durch die Glastür ins Innere der schäbigen Hotellobby werfen. Dort saß ein älterer Mann, der betont unbeteiligt tat. Von ihm war keine Hilfe zu erwarten.
    „Bitte … nicht …“, stammelte sie verzweifelt.
    Bremsen quietschten, dann ertönte ein lauter Befehl auf Arabisch. Jayne kannte die Stimme.
    Sekunden später war sie frei. Wie durch einen Schleier nahm sie wahr, wie die Palastwache die Verfolgung der Jugendlichen aufnahm.
    „Jayne!“
    Diese Stimme war ihr so vertraut. Sie hörte sie in ihren wunderbarsten Tagträumen – und in ihren schlimmsten Albträumen. Erschöpft sank Jayne gegen die Mauer. Tariq sprang aus dem Mercedes und eilte auf sie zu. Er war so groß, so machtvoll, und er bewegte sich so geschmeidig wie eine Raubkatze. Sein Profil war noch markanter geworden, und seine Augen wirkten dunkel vor Zorn.
    „Steig ein.“
    „Ich möchte …“
    „Mir ist egal, was du möchtest. Steig sofort ein!“
    Zu ihrem Erstaunen gehorchte sie und glitt auf den bequemen Ledersitz des Mercedes. Alles in diesem Wagen roch nach Reichtum und Macht. Außerdem nahm Jayne das würzige Aftershave wahr, das Tariq immer benutzte. Der Duft ließ Erinnerungen vor ihr aufsteigen. Erinnerungen an seine Zärtlichkeit, seine sinnliche Wärme, seine Haut unter ihren Lippen … Jayne rief sich streng zur Ordnung. Sie durfte an diese Dinge nicht mehr denken. Sie wollte die Scheidung.
    „Schau mich an.“
    Sie wandte den Kopf und sah Tariq an. Sie konnte nicht ergründen, was er dachte oder was er fühlte. Bis sie in seinen hellbraunen Augen etwas aufflackern sah. Es war nur ein kurzer Moment, doch Jayne meinte, in seinem Blick etwas wie Verwirrung zu lesen. Zorn. Enttäuschung. Und noch etwas Dunkles, Geheimnisvolles. Etwas, von dem sie gehofft hatte, dass es vorbei war.

2. KAPITEL
    „Du hast dich also entschlossen, das herzliche Willkommen, das ich für dich vorbereitet hatte, zu missachten“, sagte Tariq mit ausdrucksloser Stimme, während der Fahrer in den Verkehr einfädelte.
    „Willkommen?“ Jayne lachte, aber es klang nicht echt. Sie sah zur Seite. Tariq konnte ihr nicht in die Augen sehen und erriet deshalb nicht, was sie dachte. Früher hatten sich ihre Gefühle immer in ihren Augen gespiegelt. „Du bist der Letzte, der mich willkommen heißen würde“, fügte sie hinzu.
    „Ich bin dein Ehemann. Und es ist meine Pflicht, dich in Zayed willkommen zu heißen.“
    Jayne antwortete nicht.
    „Warum bist du davongerannt?“ Ihn ärgerte, dass sie sofort geflohen war, als sie ihn am Flughafen entdeckt hatte. Was auch immer zwischen ihnen geschehen war – früher hatte Jayne nie Angst vor ihm gehabt. Jetzt schien es, als wäre sie nur in sein Auto gestiegen, weil es für sie das geringere Übel war. Offenbar rangierte er in ihren Augen nicht weit entfernt von den Jugendlichen, die sie angegriffen hatten. Und darüber regte Tariq sich noch mehr auf.
    „Ich war nicht passend angezogen“, erwiderte sie leichthin.
    Die Art, wie sie über den Zwischenfall mit den Jugendlichen hinwegging, passte ihm nicht. Hatte es ihr wirklich so wenig ausgemacht? Tariq erschütterte es jedenfalls immer noch. Hatte er noch vor Kurzem geglaubt, keinerlei Gefühle mehr für seine untreue Ehefrau zu hegen, war er jetzt eines Besseren belehrt worden. Sobald er gesehen hatte, wie der junge Kerl Jayne berührte, war blinde Wut in Tariq aufgestiegen. Und noch ein anderes Gefühl, das er nicht genau benennen konnte.
    Woher der Zorn rührte, war ihm klar. Jayne gehörte ihm. Sie war seine Frau.
    Kein anderer Mann hatte das Recht, sie anzufassen. Niemals.
    Was er nicht verstand, war etwas anderes: Warum verspürte er das Bedürfnis, Jayne zu beschützen? Schließlich hatte sie ihn betrogen. Weshalb sollte er sich vor sie stellen? Wieso machte er sich darüber Gedanken, ob sie glaubte, den Überfall in der Altstadt von Jazirah provoziert zu haben? Schließlich wäre es nie passiert, wäre Jayne am Flughafen mit ihm mitgegangen.
    „Ich werde nicht lange bleiben“, verkündete sie und riss ihn aus den Gedanken. „Ein großer Empfang hätte den Leuten ein
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