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Mein geliebter Wuestenprinz

Mein geliebter Wuestenprinz

Titel: Mein geliebter Wuestenprinz
Autoren: Tessa Radley
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Kehle war trocken. Dann sagte sie ruhig: „Können wir uns nicht woanders treffen? An einem … neutralen Ort?“ Tariq würde bestimmt nicht nach Neuseeland reisen, weil es zu weit weg war. Schließlich war er ein sehr beschäftigter Mann. Außerdem wollte sie ihn nicht hier haben, hier, in ihrer Welt, in ihrem sicheren Hafen.
    Trotzdem musste es doch andere Möglichkeiten geben. In Zayed würden Jayne nur die Erinnerungen an jene entsetzlichen Wochen vor der Trennung einholen. Sie müsste an die endlosen Korridore in dem riesigen Palast denken, in dem sie sich so verloren vorgekommen war. Und an die beiden Män
ner, die sie so tief verletzt hatten. „Was ist mit London?“
    „Es gibt … Probleme. In Zayed. Ich kann hier nicht weg.“
Sie dachte kurz nach, bevor sie entschieden sagte: „Und ich kann nicht nach Zayed kommen.“
    „Kannst du nicht, oder willst du nicht?“
    Beharrlich schwieg Jayne.
    „Dann werde ich dir die Entscheidung erleichtern. Wenn du nicht nach Zayed kommst, werde ich nicht in die Scheidung einwilligen, Jayne.“
    Seine Stimme klang voll und warm, doch die Worte waren eiskalt. Laut dem Gesetz in Zayed konnte eine Scheidung nur ausgesprochen werden, wenn der Ehemann einwilligte. Also nützte kein Zorn, kein Widerstand. Jayne brauchte Tariqs Zustimmung.
    Wenn sie sich weigerte, nach Zayed zu fliegen, würde Tariq ihr verweigern, wonach sie sich mehr als alles andere sehnte: ihre Freiheit.
    „Vergiss nicht, mir Fotos von Zayed zu schicken.“
    Jayne trug gerade ihre Louis Vuitton-Reisetasche zur Tür und wollte das Haus ihrer Schwester verlassen, als ihre ältere Nichte sie aufhielt. Jayne drehte sich um und betrachtete Helen und deren zwei Töchter – die drei wichtigsten Menschen in ihrem Leben. „Irgendeine bestimmte Art Fotos?“, fragte Jayne und lächelte wehmütig.
    „Bilder von der Wüste und von dem Palast. Alles, was cool ist.“
    „Wofür brauchst du denn die Fotos?“, erkundigte sich Jayne.
    Samantha kam zu ihr. „Ich bereite eine Power-Point-Präsentation über Zayed vor. Die meisten in meiner Klasse haben noch nie von dem Land gehört.“
    „Ich kann sicher ein paar brandneue Informationen für dich auftreiben, wenn ich dort bin“, versprach Jayne und stellte die schwere Reisetasche wieder ab.
    Samantha lächelte zufrieden. Jayne musste sich beherrschen, um ihrer Nichte nicht liebevoll durch das glatt gegelte Haar zu streichen. Mit dem neuen Stil wirkte Samantha viel erwachsener als mit dem Pferdeschwanz, den sie im vergangenen Jahr getragen hatte. Kaum zu glauben, dass Samantha in weniger als einem Monat schon dreizehn wurde. Ein Teenager.
    „Prima.“ Samantha lächelte strahlend. „Wenn ich meine Lehrerin beeindrucken kann, kriege ich vielleicht sogar eine Eins.“
    „Musst du wirklich weg?“, mischte sich nun Amy in das Gespräch und zerrte am Ärmel von Jaynes Mantel.
    Sie blickte in die bernsteinfarbenen Augen ihres Patenkindes, und ihr wurde schwer ums Herz. „Leider ja, meine süße Amy.“
    „Warum?“
    Jayne zögerte. Tja, warum? Wie hätte sie dem Kind die komplexe Sachlage erklären können? „Weil …“ Sie brach ab.
    „‚Weil‘ ist keine Antwort“, erwiderte Amy mit ernster Miene.
    „Ich verstehe übrigens auch nicht, weshalb du hinfährst“, mischte sich Helen in das Gespräch. Als ältere Schwester war sie typisch direkt. „Nach allem, was in diesem gottverlassenen Land passiert ist, nach allem, was Tariq und sein Vater dir angetan haben!“
    Jayne wusste, dass ihre Schwester sich Sorgen um sie machte. „Ich will die Scheidung“, erklärte sie deshalb ruhig. „Und es sieht so aus, als ob ich das nur erreiche, wenn ich nach Zayed reise.“
    Tariq hatte das nur zu deutlich gemacht.
    „Und wieso ausgerechnet Zayed?“, fragte Helen und presste missbilligend die Lippen aufeinander. „Ihr hättet euch doch genauso gut in London treffen können.“
    „Ich hatte keine Wahl.“ Sie zuckte die Achseln. „So ist Tariq nun mal. Es muss nach seinem Kopf gehen, oder es geht gar nicht.“
    „Bist du sicher, dass er nicht irgendetwas plant?“, insistierte Helen. „Ich traue ihm nicht über den Weg.“
    „Mach dir nicht so viele Gedanken.“ Jayne trat zu ihrer Schwester und lächelte beruhigend. Helen hatte nie verstanden, was so faszinierend an Tariq war. Jayne erinnerte sich allerdings allzu gut an den Moment, als sie Tariq in der Tate Gallery in London das erste Mal begegnet – und ihm peinlicherweise quasi vor die Füße gefallen war.
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