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Mein geliebter Maerchenprinz

Mein geliebter Maerchenprinz

Titel: Mein geliebter Maerchenprinz
Autoren: Ann Major
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dreiunddreißig, flüsterte eine innere Stimme. Du bist Single und solltest schon längst verheiratet sein.
    Ihr Leben lang war Regina für ihren Verstand, ihre altmodischen Wertvorstellungen, ihren Perfektionismus und ihre Zielstrebigkeit bekannt gewesen. Wenn sie sich nun dieses eine Mal einfach gehen ließe?
    Verstohlen setzte sie sich so hin, dass der Rock ihres Kleides noch ein wenig höher rutschte, und wartete ab. Wie stellte man es eigentlich an, einen Gigolo zu engagieren – wenn er überhaupt einer war? Gab es dafür ein Geheimzeichen? Musste sie den Rock ihres Kleides noch höher schieben? Oder sollte sie mit einem verführerischen Augenaufschlag Interesse signalisieren? Vielleicht wäre es das Beste, wenn sie langsam zur Bar schlenderte, ihre Handtasche öffnete und ihm ihr Geld zeigte. Oder sollte sie einfach sitzen bleiben und warten, dass er den ersten Schritt machte, wie auch immer dieser aussehen mochte?
    Gestern Abend war er ihr in diese Bar gefolgt. Aber als er angefangen hatte, mit ihr zu flirten, hatte sie Reißaus genommen und sich hinter einigen Kastanienbäumen versteckt. Er war hinterhergelaufen und hatte nach ihr gesucht, während sie mit angehaltenem Atem darauf wartete, dass er wieder ging. Was er dann nach einer Weile auch tat und zur riesigen Jacht Simonetta hinausfuhr, die in einiger Entfernung in der Bucht festgemacht hatte und wo er die Nacht verbracht haben musste.
    Mit einer Frau? Einer Kundin? Mit der älteren Dame im orangefarbenen Kleid? Bei dem Gedanken wurde Regina ein wenig übel.
    Der Gegenstand ihres Interesses lehnte an der Bar und trank sein Bier, den Blick auf die prächtige weiße Jacht gerichtet. Im nächsten Moment allerdings wandte er den Blick ab und richtete ihn wieder direkt auf Regina.
    Regina hielt den Atem an. Sie zupfte am Saum ihres Kleides, um noch ein wenig mehr Bein zu zeigen. Obwohl ihr Herz vor Erregung und Angst wild klopfte, sah sie ihn direkt an. Einer der letzten Sonnenstrahlen ließ die Goldkette an seinem Hals aufblitzen. Ein Geschenk von einer Kundin? Von der Frau im Ferrari oder der Frau auf der Jacht? Wie viele Frauen gab es überhaupt? Außerdem hatte Regina ein Vorurteil gegen Männer mit Goldketten.
    Vielleicht sollte sie das Ganze noch einmal überdenken. Als sie aufstehen wollte, um zu gehen, hatte sie das Gefühl, dass ihre Beine sie nicht tragen würden. Sie lehnte sich mit der Hüfte an ihren Tisch. Dann kam plötzlich der Kellner auf sie zu und gab ihr ein volles Champagnerglas. Er sagte etwas in rasend schnellem, nasalem Italienisch, das ihre minimalen Sprachkenntnisse weit überstieg, und wies auf ihren Bewunderer an der Bar. Als sie zu ihm hinübersah, nahm ihr Adonis die klassische lässige Haltung antiker Statuen an und schenkte ihr ein strahlendes Lächeln.
    Reginas Puls raste, und sie wurde noch nervöser. Sie sollte eigentlich sofort zum Taxistand hinauslaufen und sich von jemandem zum Palazzo fahren lassen, in dem sie wohnte. Sie sollte kalt duschen oder einige Runden im Swimmingpool machen und dann eine Schlaftablette nehmen. Sie musste sich alles gut überlegen und einen Plan machen.
    Aber stattdessen berührte sie den Stiel ihres Glases mit dem perfekt manikürten Fingernagel ihres Zeigefingers, legte den Kopf leicht zurück, sodass ihr langes braunes Haar ihr seidenweich über den Rücken glitt, und nippte am Champagner. Adonis lächelte, und sie erwiderte sein Lächeln mit derselben Kühnheit.
    Er stieß sich von der Bar ab und kam langsam auf sie zu. Als er einen Stuhl an Reginas Tisch heranzog, trank sie den Rest ihres Champagners in einem Zug.
    „Hätten Sie etwas dagegen, wenn ich mich zu Ihnen setzte?“ Seine Stimme klang tief und sonor. Er hatte einen kaum merklichen Akzent, aber sein Englisch war makellos. Genauso makellos wie der Rest von ihm.
    „Ich … ich sollte eigentlich Ja sagen. Ich sollte besser gehen …“
    „Wahrscheinlich haben Sie recht.“ Er lächelte. „Aber Sie begeben sich auf gefährliches Terrain.“ Er hielt kurz inne. „Ge-nau wie ich.“
    Das Herz klopfte ihr bis zum Hals. Aus der Nähe konnte sie sehen, was für unverschämt lange dichte Wimpern er hatte. Er stand groß und breitschultrig da und gab ihr das Gefühl, klein und hilflos zu sein.
    „Ich gehe wieder, wenn Sie es wollen“, sagte er.
    Als er sich abwenden wollte, durchfuhr ein wilder Schmerz ihr Herz. „Nein.“
    Ihr Mund war ganz trocken. Das seltsame Verlangen, das er in ihr weckte, brachte sie völlig aus dem
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