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Mein Freund, der Mörder Kommissar Morry

Mein Freund, der Mörder Kommissar Morry

Titel: Mein Freund, der Mörder Kommissar Morry
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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gekommen. Ich werde die Telephonleitung dieses Hauses von heute ab ständig überwachen lassen, dachte er. Vielleicht führt diese Maßnahme zum Erfolg.
     
    17
     
    Der Abendwind wehte Ruß und Rauch vom Hafenviertel herüber. Sam Lupin schloß hustend das Fenster. Mit finsterem Gesicht wandte er sich seinen beiden letzten Freunden zu.
    „Pancras Eversley ist getürmt“, murmelte er. „Er wird wohl nichts mehr von sich hören lassen. Unsere letzte Geschäftsverbindung ist im Eimer.“ Frank Gillet machte ein sorgenvolles Gesicht.
    „Vielleicht haben sie ihn schon geschnappt?“ meinte er bedrückt.
    „In diesem Fall sehe ich schwarz für uns. Er wird sofort singen, wenn er im Käfig sitzt.“
    „Ja, es scheint dem Ende zuzugehen“, brummte Budd Ruxton melancholisch. „Wir haben kaum noch eine Chance. Wenn wir verschwinden wollen, müßten wir es jetzt tun. Sonst ist es zu spät.“
    Sie fuhren alle drei wie auf Kommando herum, als es an der Tür klopfte. Keiner von ihnen brachte ein Wort über die Lippen. Sie stierten argwöhnisch auf die Klinke. War es die Polizei? Kam jetzt schon dieser verdammte Kommissar, um sie abzuholen?
    Sam Lupin machte ein paar zögernde Schritte. Unschlüssig drückte er die Klinke nieder. Im nächsten Moment riß er jäh die Tür auf.
    Verblüfft starrte er auf den kleinen Straßenjungen, der draußen im dämmerigen Flur stand. „Was willst du?“ herrschte er ihn an.
    „Ich suche einen gewissen Mr. Lupin“, sagte der Kleine keck. „Sind Sie das?“
    „Ja“, sagte Sam Lupin erstaunt. „Wer schickt dich?“
    Der Bengel zuckte mit den Achseln. „Das weiß ich nicht, guter Mann. Spielt ja auch keine Rolle. Aber wenn Sie Mr. Lupin sind, dann soll ich Ihnen diesen Brief übergeben.“
    Noch ehe Sam Lupin eine weitere Frage stellen konnte, war der Junge schon die Treppe hinuntergeflitzt.
    Nachdenklich schaute Sam auf das zerdrückte Kuvert. Er riß es auf und zog einen Zettel hervor. Hastig beugte er sich darüber und begann, die flüchtige Schrift zu entziffern.
    „Wir müssen uns unbedingt treffen“, las er murmelnd. „Komm heute Abend bis zehn Uhr in die kleine Kneipe am Millwall Dock. Ich habe etwas Wichtiges mit dir zu besprechen. Pancras.“
    „Na also“, brummte Sam Lupin erleichtert und steckte seinen Freunden den Zettel zu. „Er ist jedenfalls noch in Freiheit! Das ist viel wert. Vielleicht hat er inzwischen die letzte Sendung verkauft und will mir das Geld in die Hand drücken. Von uns bekommt jeder fünfhundert Lappen.“
    „Zu schön, um wahr zu sein“, meinte Budd Rux- ton mit dämlichem Grinsen. „Wenn er dir die Silberlinge tatsächlich gibt, machen wir uns noch heute Nacht auf die Socken. Ist das ein Wort?“
    „Soll ein Wort sein, Boys“, stimmte Sam Lupin zu. „Bin selbst froh, wenn ich diesen Affenkasten hier nicht mehr sehen muß.“
    Er befand sich in zuversichtlicher Stimmung, als er um zehn Uhr das Haus verließ. Mit schwerfälligen Schritten steuerte er auf das Millwall Dock zu. Die kleine Kneipe kam in Sicht — eine Public Bar, die schon um elf Uhr ihre Pforten schloß. An der Theke drängten sich ein paar Schnorrer und Abstauber herum. Der Saloon nebenan war nur mäßig besetzt. Sam Lupin stand auf der Schwelle und überflog den nüchternen Raum mit raschen Blicken. Er entdeckte Pancras Eversley sofort, obwohl er sein Gesicht hinter einer ausgebreiteten Zeitung verbarg. Hastig ging er auf ihn zu.
    „Was gibt es?“ fragte er gespannt. „Hast du das Geld?“
    Pancras Eversley nickte. „Hier“, sagte er und warf drei Bündel Banknoten auf den Tisch. „Das sind eure Anteile. Du kannst sie nachzählen.“
    „Nicht nötig“, murmelte Sam Lupin erfreut. Hastig verstaute er die Geldscheine in seinen Taschen. „Das ist der schönste Moment meines Lebens. Die Boys werden Augen machen. Sie können nun endlich von der Bildfläche verschwinden. Ich werde wahrscheinlich mit ihnen gehen.“  
    Pancras Eversley hob rasch die Hand. „In zwei Stunden kannst du gehen, wohin du willst“, schnarrte er. „Aber jetzt brauche ich dich noch. Ich muß in die Villa am Wilton Creszent. Habe dort noch ein paar Pakete abzuholen, die auf dem Dachboden versteckt sind. Allein schaffe ich es nicht. Du mußt mir dabei helfen. Ich brauche einen Mann, der mir notfalls den Rücken deckt. Du sollst den Weg nicht umsonst machen.“
    Sam Lupin nagte unschlüssig an den Lippen. Der Auftrag kam ihm verdammt ungelegen. Er hatte im Moment Geld genug. Er wollte nichts mehr
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